Kamala Harris will US Steel in amerikanischer Hand halten
Harris will US Steel in amerikanischer Hand halten
Präsidentschaftskandidatin macht sich gegen Übernahme von Industrieikone durch japanische Konkurrenz stark
xaw New York
US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris hat sich gegen eine Übernahme von US Steel durch die Konkurrentin Nippon Steel ausgesprochen. Die Industrieikone solle „in amerikanischer Eigentümerschaft und amerikanisch betrieben“ bleiben, sagte die amtierende Vizepräsidentin zu Wochenbeginn bei einer Wahlkampfveranstaltung vor Gewerkschaftsvertretern in Pittsburgh und hob dabei die lange Historie des 1901 gegründeten Unternehmens hervor. Es sei „entscheidend für unsere Nation", starke Stahlproduzenten im Inland zu halten. Harris' Einlassungen erfolgen zu einem Zeitpunkt, zu dem sich auch ihre sonstige wirtschafts- und steuerpolitische Agenda klarer abzeichnet.
Mächtige Gegner
Der Verkauf von US Steel an die japanische Konkurrenz findet damit seine nächste einflussreiche Gegnerin. Bereits im März hatte Präsident Joe Biden seinen Widerwillen gegen den 14,1 Mrd. Dollar schweren Deal zum Ausdruck gebracht, ohne jedoch explizit eine Blockade anzukündigen. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat indes Pläne geäußert, die Akquisition zu stoppen, sollte er ins Weiße Haus einziehen – auch sein designierter Stellvertreter JD Vance und mehrere Mitglieder des Kongresses machten sich bereits gegen die Veräußerung stark.
Damit werben beide Parteien um die Stimmen einflussreicher Arbeitnehmervertreter. So leistet auch die Gewerkschaft United Steelworkers harten Widerstand gegen eine Übernahme durch Nippon Steel – der japanische Konzern hat sich ihrer Ansicht nach nicht hinreichend verpflichtet, amerikanische Stahlwerke offenzuhalten und sich an bestehende Konditionen in Tarifverträgen zu halten. Der Produzent aus Chiyoda hat angekündigt, Verpflichtungen aus einem 2026 ablaufenden Kontrakt erfüllen und bis dahin von Entlassungen absehen zu wollen. Die Akquisition von US Steel werde „den amerikanischen Rust Belt wiederbeleben und so große Vorteile für Arbeiter, Gemeinden und die nationale Sicherheit bieten wie keine andere Alternative“, betont das Management von Nippon Steel.
Hinsichtlich der Auswirkungen, die ein Verkauf des nach Output zweitgrößten US-Stahlproduzenten auf die nationale Sicherheit entfalten würde, läuft eine Untersuchung des behördenübergreifenden Komitees für ausländische Investitionen in den Vereinigten Staaten. Dieses kann dem Präsidenten die Blockade von Deals empfehlen. Zudem läuft eine Kartellprüfung des Justizministeriums zur Akquisition von US Steel.
US-Rivalin abgewiesen
Die Aktionäre des Produzenten aus Pittsburgh hatten die im Dezember angekündigte Übernahme durch Nippon Steel zu 55 Dollar je Aktie in bar im Frühjahr abgesegnet. US Steel steht trotz des Gegenwinds zu dem Deal. Ein vorheriges Gebot der Rivalin Cleveland-Cliffs, das die Unterstützung der Gewerkschaften gefunden hatte, lehnte das Unternehmen mit Verweis auf Bedenken über eine zu starke Marktkonzentration ab. Schließlich überschnitten sich die Kundengruppen der amerikanischen Fertiger stark. Zudem hätte sich Cleveland-Cliffs durch einen Zusammenschluss eine nahezu vollständige Kontrolle über die inländischen Eisenerz-Bestände gesichert.
Nippon Steel wirbt unterdessen aggressiv um die Unterstützung von Gemeinden, die stark unter Werkschließungen von US Steel gelitten haben. In der vergangenen Woche verdoppelte der Konzern seine Investitionszusagen für die ältesten Produktionsstätten der Amerikaner auf 2,7 Mrd. Dollar über mehrere Jahre. Gewerkschaftsvertreter fordern, dass die Absichtserklärungen auch Aufnahme in den Tarifvertrag finden. Manager von US Steel, deren Belegschaft in den vergangenen vier Jahren um Tausende Stellen geschrumpft ist, betonen, das Unternehmen könne die von Nippon Steel angekündigten Investitionen alleine nicht stemmen.