Kampf um Kontrolle beim Autoriesen

Paris dringt auf Garantien für Mehrheit in Verwaltungsrat von PSA-Fiat-Chrysler

Kampf um Kontrolle beim Autoriesen

bl Mailand – Nach der Fusionsvereinbarung zwischen den beiden Autokonzernen Peugeot Citroën (PSA) und Fiat Chrysler Automobiles (FCA) wird von französischer Seite auf längerfristige Garantien gedrungen. Es geht vor allem um die Frage der Machtbalance nach dem Ende der Amtszeit von CEO Carlos Tavares. Das Mandat des 61-jährigen PSA-Chefs, der auch den neuen Konzern leiten soll, läuft fünf Jahre. Mit der Stimme des CEO verfügt die französische Aktionärsseite, die aus der staatlichen Bank BPI France und der Holding der Familie Peugeot besteht, über ein Übergewicht von sechs Vertretern im elfköpfigen Verwaltungsrat des neuen Unternehmens.Paris dringt offenbar darauf, dass dieses Übergewicht auch nach der Amtszeit von Tavares erhalten bleibt. Denn ein künftiger CEO könnte theoretisch auch von FCA kommen. Dann aber wäre die französische Seite im Aufsichtsgremium in der Minderheit. Bei PSA heißt es dazu nur, der Posten des CEO werde nach Eignung und Kompetenz besetzt.Die französischen Befürchtungen werden genährt aus der Tatsache, dass der erst 43-jährige FCA-Verwaltungsratschef John Elkann, der auch Chairman des neuen Konzerns sein soll, eine aktive Rolle bei FCA spielt und versuchen könnte, ein Übergewicht für die italo-amerikanische Seite zu schaffen. Elkann ist Vertreter der Familie Elkann/Agnelli, deren Holding Exor mit 14,66 % größter Einzelaktionär des neuen Konzerns sein wird. BPI France hält 6,25 %, die Familie Peugeot ebenfalls. Die Familie hat eine Option, einen Anteil von 2,5 % vom chinesischen Aktionär Dongfeng zu übernehmen, der zunächst 6,25 % hat. Der Anteil soll reduziert werden, um amerikanische Bedenken wegen der Präsenz eines chinesischen Anteilseigners zu zerstreuen. Dongfeng wird keinen Sitz im Verwaltungsrat des weltweit viertgrößten Autokonzerns haben.In der veröffentlichten Fusionsvereinbarung gibt es keine Hinweise auf irgendwelche Garantien gegenüber Frankreich für die Zeit nach Tavares. Die französische Seite dürfte vor allem verhindern wollen, dass eine künftige Geschäftsführung französische Werke dichtmacht. Autoexperten sind nämlich der Auffassung, dass die Schließung von Fertigungsstätten in dem neuen Konzern mittelfristig gar nicht zu vermeiden ist, um Kosten zu sparen. Der neue Autoriese verfügt über 23 Werke in Europa, davon sieben in Italien.Für den Fall, dass Tavares aus irgendwelchen Gründen schon vorher ausfallen sollte, steht angeblich der PSA-Europa-Chef Maxime Picat bereit, heißt es in Paris. Er gilt als enger Vertrauter des als knallharter Sanierer bekannten Tavares. Der bisherige FCA-CEO Mike Manley soll dagegen vermutlich künftig für das Amerika-Geschäft des neuen Konzerns verantwortlich sein, darüber hinaus aber keine hervorgehobene Rolle etwa im Board haben.Vertreter der italienischen Gewerkschaften trafen sich in Turin mit der Geschäftsführung des Unternehmens. Die Arbeitnehmervertreter verlangen die Bestätigung des Investitionsplans über 5 Mrd. Euro bis 2023 für die italienischen Werke und Garantien für eine Wiederherstellung der Vollbeschäftigung in den Fabriken, in denen derzeit kurzgearbeitet wird. Außerdem wolle sie wissen, welche Folgen die gemeinsame Plattformstrategie und der geplante Verkauf der FCA-Robotikfirma Comau für sie haben. Sorgen gibt es auch um die Zukunft der Konzernmarken Lancia und Alfa Romeo.Unterdessen hat FCA die Gusseisenfertigung, die zu FCA Teksid gehört, für 210 Mill. Euro an die brasilianische Tupy verkauft.