Fusionen im Ölsektor

Kampf ums texanische Permbecken heizt gebeutelten M&A-Markt in den USA an

Der Ölförderer Diamondback Energy hat sich im Kampf um die begehrte Rivalin Endeavor durchgesetzt. Die gehäuften Multimilliarden-Deals im Sektor werden zur Stütze für den gesamten US-Markt für Fusionen und Übernahmen.

Kampf ums texanische Permbecken heizt gebeutelten M&A-Markt in den USA an

US-Ölkonzerne treiben Mega-Deals voran

Diamondback Energy schließt sich mit begehrter Endeavor zusammen – Sektor stützt Amerikas M&A-Markt

xaw New York

Der Ölförderer Diamondback Energy hat sich im Kampf um die begehrte Rivalin Endeavor durchgesetzt. Der Merger der Unternehmen folgt auf Multimilliarden-Deals der Branchenriesen ExxonMobil und Chevron – die Aktivität im Sektor wird dabei zur Stütze für den gesamten US-Markt für Fusionen und Übernahmen.

Amerikas Ölindustrie schwingt sich zu Mega-Deals auf. So haben das Explorationsunternehmen Diamondback Energy und die bisher eng privat kontrollierte Rivalin Endeavor Energy Resources am Montag einen Zusammenschluss verkündet, durch den ein mit über 50 Mrd. Dollar bewertetes Schwergewicht im westtexanischen Permbecken entstehen soll. Mit ihrem aktien- und cashbasierten Angebot soll sich Diamondback gegen größere Konkurrenten wie ConocoPhillips durchgesetzt haben.

Der Merger folgt auf eine Reihe an großen Ankündigungen im Sektor. ExxonMobil vermeldete im Oktober, Pioneer Resources für 59,5 Mrd. Dollar schlucken zu wollen. Inklusive Schuldenübernahme kommt der größte Exxon-Buy-out seit den 1990er Jahren auf ein Volumen von 64,5 Mrd. Dollar. Kurz darauf griff Chevron für 53 Mrd. Dollar nach der Konkurrentin Hess, während Occidental Petroleum im Dezember eine 10,8 Mrd. Dollar schwere Vereinbarung zum Kauf von Crownrock verkündete, über den sie ihr Portfolio in Westtexas aufstocken will.

Deal-Volumina erholen sich

Die Transaktionen stützen den Gesamtmarkt für Fusionen und Übernahmen (M&A). Laut dem Datendienstleister Dealogic liegen die Deal-Volumina in den Vereinigten Staaten aktuell bereits nahezu 80% über den Vergleichswerten aus dem Vorjahr, in dem die Aktivität infolge der restriktiven Geldpolitik der Federal Reserve allerdings auch auf das niedrigste Niveau seit zehn Jahren abgesackt war.

Infolge des Liquiditätsentzugs an den Märkten stießen Geldhäuser wie Bank of America, Goldman Sachs und die britische Barclays bereits 2022 auf enorme Probleme dabei, zur Finanzierung riskanter Buy-outs von Firmen wie der Social-Media-Plattform Twitter (heute X) begebene Hochzinsanleihen am Markt abzuladen. Darauf schreckten sie gehäuft davor zurück, sich aufs Neue bei Deals mit hohem Leverage zu betätigen.

Regulatoren greifen durch

Hinzu kommt ein schwieriges regulatorisches Umfeld. Besonders die Kartellaufsicht FTC verfolgt unter ihrer seit 2021 amtierenden Vorsitzenden Lina Khan eine aggressive Strategie. In der Amtszeit von US-Präsident Joe Biden ist die Behörde gegen elf große Merger auch vor Gericht gezogen, fünf davon hat sie dabei erfolgreich blockiert, zugleich greift das Justizministerium härter durch. Auch die angepeilten Mega-Deals von ExxonMobil und Hess prüfen die Regulatoren.

Stephan Feldgoise, Co-Head of Global M&A bei Goldman Sachs, zeigt sich angesichts eines verbesserten makroökonomischen Umfelds und entspannterer Finanzierungsbedingungen indes "leidlich bullish" für die Merger-Aktivität. Gerade die Lage bei großen Deals werde sich normalisieren, während das offensivere Auftreten aktivistischer Investoren den Markt in Bewegung bringen werde. Auffällig sei die Verschiebung des Deal-Schwerpunkts in die Branchen der "Older Economy", allen voran den Rohstoffsektor. Gemäß Umfragen der Fed von Dallas erwarten 77% der Führungskräfte aus der Öl- und Gasindustrie in den nächsten beiden Jahren mehr Zusammenschlüsse ab einem Volumen von 50 Mrd. Dollar.

Die deutlich erhöhte Aktivität bei Fusionen und Übernahmen in der Ölindustrie dürfte laut Branchenkennern indes weitreichende Wirkung auf den US-Output entfalten. Denn weil börsennotierte Großkonzerne ihr Erlöswachstum stärker hinter Shareholder Returns und dem Abbau der Schuldenlast zurückstellen, bohren sie in der Regel weniger als private Förderer. Die Energieinformationsbehörde EIA hat ihre Vorhersage für die Ölproduktion in den USA 2024 zuletzt auf 13,1 Mill. Barrel pro Tag nach unten revidiert. Gegenüber dem Vorjahr würde dies einen Zuwachs von 170.000 Barrel pro Tag bedeuten, nachdem 2023 im Vergleich zu 2022 ein Plus von 1,02 Mill. Barrel pro Tag zu Buche gestanden hatte.

Zu Jahresbeginn sackte der Output nach einem Rekord im Dezember bereits ab. Das Permbecken, in dem ExxonMobil und Chevron auch 2024 mehr fördern wollen, bildete zuletzt das verbleibende Zugpferd. Endeavor hat über die vergangenen Jahrzehnte eines der begehrtesten Grundbesitz-Portfolios in der Region aufgebaut; nach dem Diamondback-Merger würde das kombinierte Unternehmen in die oberste Liga der dortigen Produzenten aufsteigen. Der Deal und die noch anstehenden Transaktionen im Sektor dürften die Entwicklung der US-Fördermenge laut Analysten daher prägen – und sich damit in der Preisbildung am globalen Energiemarkt niederschlagen.

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