Kartellamt untersagt Entsorgerfusion

Finanzinvestoren werden den Grünen Punkt nicht los - Zusagen von Remondis und DSD unzureichend

Kartellamt untersagt Entsorgerfusion

Der mit Abstand größte deutsche Entsorgungskonzern Remondis darf sich den Grünen Punkt nicht einverleiben. Das Kartellamt hat die Übernahme am Donnerstag aus Wettbewerbsgründen untersagt. Die Unternehmen können beim OLG Düsseldorf Beschwerde einlegen. Ob sie das tun, ließen sie offen. ak Düsseldorf – Das Bundeskartellamt hat der großen Entsorgerfusion am deutschen Müllmarkt einen Riegel vorgeschoben. Remondis darf den Grünen Punkt und die dahinter stehende Duales System Deutschland (DSD) nicht übernehmen. Die Kartellwächter fürchteten eine erhebliche Behinderung des Wettbewerbs bei den dualen Systemen.”Zu befürchten wären höhere Kosten für DSD-Wettbewerber, erhebliche Marktanteilsgewinne von DSD und letztlich höhere Preise bei der Entsorgung von Verpackungen”, erläuterte Kartellamtspräsident Andreas Mundt die Entscheidung. Darüber hinaus kämen die beiden Unternehmen im Bereich Altglasvermarktung auf “bedenkliche gemeinsame Marktanteile von 40 bis 60 %”.Das Veto der Wettbewerbshüter kommt wenig überraschend. Die Behörde hatte bereits Mitte April erhebliche Bedenken geäußert. “Die von den Unternehmen angebotenen Zusagen waren nicht geeignet, die wettbewerblichen Bedenken auszuräumen”, konstatierte Mundt am Donnerstag. Remondis und DSD hatten angeboten, zwei Anlagen zur Altglasaufbereitung zu veräußern, und Zusagen zum künftigen Verhalten der Unternehmen gemacht.Remondis ist der mit Abstand größte deutsche Recyclingkonzern und beziffert seinen Jahresumsatz auf 7,9 Mrd. Euro. Das Unternehmen gehört zur Rethmann-Gruppe. Die Familie aus Lünen rangierte laut “Manager Magazin” zuletzt auf Platz 25 der reichsten Deutschen.DSD ist das größte duale System in Deutschland. Duale Systeme organisieren das Verpackungsrecycling für die Hersteller und Händler, sammeln den Müll aber nicht selbst ein, sondern beauftragen Entsorgungsunternehmen wie Remondis.Bei einer Genehmigung des Zusammenschlusses wäre nach einer Reihe von Finanzinvestoren wieder ein strategischer Investor bei DSD zum Zug gekommen. Seit gut acht Jahren gehört der Konzern, der letztmals für 2016 Zahlen veröffentlicht hat und damals einen Umsatz von 561 Mill. Euro Umsatz auswies, mehrheitlich den Private-Equity-Häusern H.I.G. Capital und Bluebay. Die Finanzinvestoren werden mit dem Veto des Kartellamts ein ungeliebtes Engagement weiterhin nicht los. Die Verhandlungen mit Remondis hatten sich fast zwei Jahre hingezogen, und sie hatten dem Vernehmen nach erhebliche Abstriche an ihren Preisvorstellungen, die ursprünglich wohl bei 300 Mill. Euro oder darüber gelegen hatten, machen müssen. Der einstige Monopolist DSD hatte über die Jahre deutlich Marktanteile verloren. Dennoch ist das Unternehmen mit knapp 30 % bei Leichtverpackungen noch deutlich Marktführer.Remondis, die kartellrechtlich laut dem Branchendienst “Juve” von Gleiss Lutz beraten wurde, und DSD mit Latham & Watkins an der Seite bleibt noch der Gang zum Oberlandesgericht Düsseldorf. Ob sie dort Beschwerde einlegen werden, wollten beide Unternehmen am Donnerstag noch nicht sagen. “Uns bleiben vier Wochen Zeit, das Schreiben des Kartellamts juristisch zu bewerten”, sagte ein Remondis-Sprecher.Der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung begrüßte das Veto des Kartellamts. Hauptgeschäftsführer Eric Rebock sagte: “Eine andere Entscheidung hätte die Funktionsfähigkeit des Marktes im Bereich der Verpackungsentsorgung empfindlich gestört und wäre zu Lasten des Mittelstandes in der Branche und der Verbraucher gegangen.”