Kaufpreise schießen durch die Decke
wb Frankfurt – Die Bewertungen am deutschen Private-Equity-Markt ziehen kräftig an. Beteiligungsmanager sehen sich dadurch einer zunehmend verzwickten Situation ausgesetzt, weil sie für neue Investments so tief in die Tasche greifen müssen wie nie zuvor. Das sind die Kernergebnisse des dritten Private-Equity-Panels der Anwaltskanzlei CMS Deutschland.Die Preise mögen zwar aus Sicht der Käufer hoch eingeschätzt werden, dem boomenden Markt schade das allerdings bislang nicht. “Spannend wird es spätestens in einigen Jahren werden, wenn die Exits anstehen. Dann wird sich zeigen, wer den richtigen Riecher hatte”, sagt CMS-Partner Tobias Schneider.Über den Sommer seien die Bewertungen deutlich geklettert. Das zahle sich derzeit vor allem in den wenig konjunktursensiblen Branchen aus, die an Attraktivität gewonnen haben. Für Private Equity seien vor allem Software/IT, Gesundheit und Elektronik attraktiv. Gleichzeitig stütze das aktuelle Panel die These, dass die Ertragskraft der Portfoliounternehmen ihren Höhenflug beendet hat. Mit dem niedrigsten Wert seit zwei Jahren sind die Fondsmanager weniger optimistisch für die Aussichten in den nächsten zwölf Monaten.Per Ende September liegt nach Angaben der Corporate-Finance-Berater von Cubus Partners das durchschnittliche Kaufpreismultiple in Europa bei 11,6 (i.V. 10,5) bezogen auf das operative Ergebnis (Ebitda). Der Eigenkapitalbeitrag für Leveraged Buy-outs (LBO) stieg demnach auf durchschnittlich 49,2 (41) %.Die Buy-out-Finanzierungen im deutschen Midmarket haben indessen im dritten Quartal laut GCA Altium nachgegeben. Basierend auf den aktuellen Deals im Markt und der Pipeline hält es die Investmentbank für unwahrscheinlich, dass das Vorjahresniveau von 103 Transaktionen wieder erreicht wird. Bislang haben Debtfonds hier einen Marktanteil von 52 %. Für starke Kredite würden Covenante-lite-Strukturen (sehr begrenzte Auflagen) realisiert – trotz der Prämie. Die aktivsten Spieler im deutschen LBO-Markt seien 2018 bislang Auctus, Equistone, Montagu, Nordic und Triton mit je drei Deals. Mutiger investiertDie Fondsmanager geraten laut dem aktuellen Panel von CMS immer mehr unter Druck. Denn trotz steigender Unternehmensbewertungen und sinkenden Ertragsaussichten investieren die Finanzinvestoren im Mittelstand deutlich mutiger als zuletzt. Dabei schlagen sie sich weder eindeutig auf Käufer- noch auf Verkäuferseite. “Die Private-Equity-Häuser sitzen nach wie vor auf Bergen von Kapital, das dringend zum Arbeiten gebracht werden muss, um überhaupt eine Chance zu haben, die versprochenen Renditen auch nur annähernd zu erwirtschaften”, kommentiert Schneider.In den vergangenen zwei Jahren hatten sich die Fonds laut dem Panel mit der eigenen Positionierung am M&A-Markt zurückgehalten. Mit Beginn der messbaren Wechsel ins Verkäuferlager erschienen ihnen die Preise nicht so hoch wie derzeit. Die Aussichten der Portfoliounternehmen hatten gerade erst zum Sprung auf die Rekordniveaus angesetzt, die das Panel von Anfang 2017 bis ins Frühjahr 2018 verzeichnete. Die Manager prophezeien einen Wendepunkt für die Konjunktur. Dieser Eindruck verstärke sich mit Blick auf die favorisierten Wirtschaftszweige. Am stärksten betroffen sei die Autoindustrie. “Die Skandale und der dadurch im Zweifel nur beschleunigte Umbruch verunsichert, eröffnet aber auch Chancen”, beobachtet CMS-Partner Jacob Siebert. An Attraktivität eingebüßt haben zudem Chemie und Dienstleistungen.