Airline-Branche

Kaum noch ausländische Investoren bei Lufthansa

Die Lufthansa ist fest in deutschen Händen. Inländische Investoren halten fast 90% an der Airline, ausländische Anleger sind kaum noch an Bord.

Kaum noch ausländische Investoren bei Lufthansa

Von Lisa Schmelzer, Frankfurt

Die Lufthansa ist immer stärker in deutschen Händen. Die bisher letzte Statistik über die Aktionärsstruktur (Stand: 6. Oktober 2021) listet einen Anteil von 88,9% auf, die bei inländischen Anteilseignern liegen. Die im September durchgeführte Kapitalerhöhung ist dabei noch nicht erfasst und wird sich erst in der nächsten Statistik niederschlagen, die voraussichtlich zum Jahresende veröffentlicht wird. Die neuen Aktien werden seit 11.Oktober gehandelt.

Bei der letzten Meldung Ende Juni hatten deutsche Aktionäre 83,9% an der Lufthansa gehalten. Dieser Anteil war in etwa auch in den vorhergehenden Quartalen 2021 zusammengekommen. Einen deutlichen Sprung hatte der Anteil der Inländer im Frühjahr 2020 gemacht, also noch bevor die Coronavirus-Pandemie die Lufthansa fest in den Griff bekommen und das Fluggeschäft nahezu zum Erliegen gebracht hatte. Bei der Meldung zum Jahresende 2019 lagen 67,3% der Anteilscheine in deutschen Händen, Anfang April 2020 waren es 81,8%. Ausschlaggebend war dabei das Engagement von Heinz Hermann Thiele, der seine Beteiligung im März 2020 zunächst von 5,3 auf 10% ausgebaut hatte und wenige Wochen darauf bereits auf über 15% kam. Gleichzeitig hatten sich dem Vernehmen nach ausländische Investoren, durch die Folgen der Pandemie für die Airline verschreckt, von ihren Anteilen getrennt. Der Abschied aus dem Dax im Sommer 2020 dürfte diesen Trend noch verstärkt haben. Waren beispielsweise vor der Coronakrise (Stand 31.12.2019) rund 8% der Lufthansa-Aktien in den Händen US-amerikanischer Investoren, kommen diese mittlerweile nur noch auf 3,9%.

Verwässert wurde der Anteil von Thiele durch den Einstieg des Staates per Kapitalerhöhung im Juli 2020. Der mittlerweile verstorbene Großaktionär hielt danach noch 12,4%, der deutsche Staat kam über den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) auf gut 20%. Weil es sich bei den WSF-Aktien um neue Anteilscheine handelte, sorgte das Engagement nur für einen „unterproportionalen Anstieg“ des deutschen Aktienbesitzes, erläutert das Unternehmen auf Nachfrage. Vor dem WSF-Einstieg waren 83,9% der Aktien in deutschem Besitz, danach 84,3%.

Vinkulierte Namensaktien

Die Lufthansa ist nach dem Luftverkehrsnachweissicherungsgesetz (LuftNaSiG) verpflichtet, alle drei Monate eine nach Nationalitäten gegliederte Eigentümerstruktur zu veröffentlichen. Dies dient dazu, den unter anderem in bilateralen Luftverkehrsabkommen geforderten Nachweis zu erbringen, dass das Unternehmen unter deutscher Kontrolle steht. Lufthansa gibt aus diesem Grund vinkulierte Namensaktien heraus. Dieser Zusammenhang – jahrelang als Liebhaberthema verspottet – gewann spätestens an Brisanz, als die Briten sich für einen EU-Austritt entschieden – nicht für Lufthansa, aber beispielsweise für Ryanair und British Airways, deren Aktienbesitz nach dem Brexit plötzlich mehrheitlich in den Händen von Nicht-EU-Bürgern lag und die damit Gefahr liefen, Verkehrsrechte zu verlieren. Britische Staatsangehörige – wie alle anderen Nicht-EU-Bürger – dürfen deshalb keine Ryanair-Stammaktien mehr erwerben. Auch der Lufthansa stehen laut LuftNaSiG diverse Instrumentarien zur Verfügung, um ausländischen Aktienbesitz zu reduzieren. Bei Überschreiten der Schwelle von 40% etwa kann Lufthansa den Aktienanteil im Auslandsbesitz via Aktienrückkauf begrenzen. Aktuell ist das Unternehmen von diesen Schwellen meilenweit entfernt. In den 2010er-Jahren sah das zeitweise anders aus, ohne dass die Fluglinie eine der erlaubten Gegenmaßnahmen ergriffen hätte.

Die Lufthansa erwartet nicht, dass der Anteil deutscher Aktionäre durch die Kapitalerhöhung einen Schub bekommt. Zwar habe es in einigen Ländern Beschränkungen für die Ausübung der Bezugsrechte gegeben – zum Beispiel durften nur institutionelle Anleger in den USA teilnehmen –, aber keinen generellen Ausschluss für nicht deutsche oder nicht europäische Anleger.

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