Kein Einheitsnetz in Italien
bl Mailand
Italiens Premierminister Mario Draghi will das Projekt zur Bildung einer monopolistischen Netzgesellschaft, die von der staatlichen Förderbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP) und Telecom Italia (TIM) kontrolliert wird, aufgeben. Innovationsminister Vittorio Colao bestätigte, dass die Regierung Haushalte und Unternehmen mit Glasfasernetzen versorgen will und dafür Ausschreibungen für miteinander konkurrierende Unternehmen vorsehe. Damit sind Pläne, die bisher selbständige Netzgesellschaft Open Fiber mit dem TIM-Festnetz zusammenzulegen, vom Tisch. Die Telecom Italia verlor massiv an Boden und gab bis zum Nachmittag um 5,8% auf 0,4199 Euro nach.
Draghis Vorgänger Giuseppe Conte hatte auf die Bildung einer monopolistischen Netzgesellschaft gedrungen. Telecom Italia hatte deshalb zusammen mit dem Fonds KKR die Netzgesellschaft Fiber Corp. gegründet. Der Energieversorger Enel hatte erst kürzlich bekanntgegeben, seine 50-prozentige Beteiligung an Open Fiber zu verkaufen: 10% übernimmt die CDP, die bereits mit 50% an Open Fiber beteiligt ist und 10% an TIM hält; weitere 40% übernimmt Macquarie. Die Entscheidung der Regierung Draghi dürfte mit Vorgaben der EU zusammenhängen, die im Rahmen des europäischen Wiederaufbauprogramms auf mehr Wettbewerb dringt.