Kein Licht am Ende des Tunnels
Die nordamerikanischen Telekomunternehmen stehen bei Netzinvestitionen auf der Bremse. Ihre Nachfrageschwäche verhagelte dem weltgrößten Mobilfunkausrüster Ericsson das Auftaktquartal. Besserung ist nicht in Sicht. Die Aktie brach in Stockholm über 11% ein.hei Frankfurt – Ein scharfer Umsatzrückgang der Netzwerkverkäufe in Nordamerika von 21 % hat bei Ericsson schwer ins Kontor geschlagen. Der schwedische Telekomausrüster musste im ersten Quartal unterm Strich einen Gewinneinbruch von knapp einem Fünftel hinnehmen, obwohl positive Währungseffekte die Umsatzentwicklung stützten. So kam der Konzernumsatz um 13 % voran, währungsbereinigt ergab sich allerdings ein Rückgang um 6 %. Die in der Branche vielbeachtete Rohertragsmarge fiel um 1,1 Prozentpunkte auf 35,4 %, die operative Rendite landete bei kümmerlichen 4 (5,5 ) %.Konzernchef Hans Vestberg machte wie schon im Vorquartal die schwache Kapazitätsnachfrage in Nordamerika für die Misere verantwortlich. Dort hat sich der Abwärtstrend im Umsatz der Netzwerksparte verschärft. Im Weihnachtsquartal 2014 waren die entsprechenden Erlöse um 6 % rückläufig gewesen. Die US-Telekomriesen halten ihre Geldbeutel geschlossen, weil sie u.a. für die anstehende milliardenschwere Frequenzauktion sparen. Vestberg rechnet daher auch nicht damit, dass sich der Trend “auf Sicht” bessert, obwohl die Kunden ihre Nutzung hochbitratiger Anwendungen im Mobilfunk stetig ausweiten und somit eine Anpassung der Netzkapazitäten eigentlich geboten wäre. Zwar soll auch der robust laufende Ausbau von Mobilfunktechnik der 4. Generation (4 G) in China anhalten, aber die hohe Dynamik im Reich der Mitte und auch Indien (beiden Länder standen zusammen für 15 % vom Umsatz) kann die Schwäche anderer Regionen nicht völlig kompensieren. Service-Geschäft stütztInsgesamt konnten die Erlöse der Netzwerksparte im Berichtsquartal noch um 8 % gegenüber Vorjahr auf 26,4 Mrd. skr. (2,81 Mrd. Euro) zulegen; gegenüber dem Vorquartal fielen sie um 22 %. Die operative Marge klappt von 10 % auf 2 % zusammen. Dagegen entwickelte sich die Dienstleistungsdivision Global Services positiv und erwies sich damit als zuverlässiger Stabilitätsanker. Sie konnte die Einnahmen um 17 % auf 23,9 Mrd. skr. steigern und baute die Marge um 2 Prozentpunkte auf 7 % aus. Ericsson baute ihre führende Position bei sogenannten Managed-Services-Verträgen aus, von denen 27 neue im Berichtszeitraum abgeschlossen wurde, darunter ein mehrere Länder umfassender Deal in Europa.Mit dem im November aufgelegten Sparprogramm, das bis Ende 2017 insgesamt Einsparungen von 9 Mrd. skr. liefern soll, liegt Ericsson den Angaben zufolge im Plan. Als Teil des Programms wurde bereits der Abbau von 2 200 Stellen in Schweden bekannt gegeben. Hinzu kommen laut Vestberg nun weitere 850 Berater in dem Land.Ericsson musste zum Jahresauftakt einen operativen Mittelabfluss von 5,9 Mrd. skr. verkraften. Er war die Folge des ungünstigen Produktmix mit geringem Kapazitätsaufbau in Nordamerika und verstärkter Auslieferung von Equipment in China, die das Working Capital aufblähte. Die Cash Conversion (in Gewinn umgemünzter Umsatzanteil) sank infolgedessen auf – 188 %. Per Ende März war die Nettocashposition von Ericsson auf 15,6 (43,6) Mrd. skr. abgeschmolzen. Die Eigenkapitalquote des Unternehmens fiel ebenfalls zurück, liegt aber immer noch bei komfortablen 49,2 % nach 53,4 % im Vorjahr.