WERTBERICHTIGT

Kein Selbstläufer mehr

Börsen-Zeitung, 19.6.2020 Aufsichtsratswahlen waren in der Vergangenheit in der Regel keine große Sache. Pensionierte Vorstandsvorsitzende konnten über diese Posten ihre Netzwerke aufrechterhalten und im Ruhestand ihr Abrutschen in die...

Kein Selbstläufer mehr

Aufsichtsratswahlen waren in der Vergangenheit in der Regel keine große Sache. Pensionierte Vorstandsvorsitzende konnten über diese Posten ihre Netzwerke aufrechterhalten und im Ruhestand ihr Abrutschen in die Bedeutungslosigkeit abwenden. Wer einmal am Ball war, konnte oft viele Jahre seines Amtes walten, Altersgrenzen oder limitierte Mandatszeiten waren nicht verbreitet. Wer sich aus der Position verabschiedete, entschied nicht selten über seinen Nachfolger. Unabhängigkeitskriterien sollten dieses Brauchtum nicht stören. Die Zeiten sind vorbei, Investoren stellen hohe Anforderungen an Kompetenz und Professionalität der Gremien, Mandatshäufungen werden nicht mehr goutiert. Das bekommen die Unternehmen in den Abstimmungen zu spüren. Bei BASF votierte ein Drittel des vertretenen Kapitals gegen den vorgeschlagenen Aufsichtsratschef, bei Symrise wurden 17 % Neinstimmen gezählt, bei Deutscher Wohnen fast 24 %. Eine klare Aufforderung an die Unternehmen, bei der Nominierung die Interessen der Investoren stärker zu berücksichtigen. swa