Kerngeschäft der US-Onlinehändler enttäuscht weiter

Amazon und Ebay dominieren den Internethandel - Wachstumstreiber sind aber längst Randgeschäfte

Kerngeschäft der US-Onlinehändler enttäuscht weiter

Von Sebastian Schmid, New YorkDer US-Konzern Amazon dominiert den Onlinehandel im Heimatmarkt, aber auch in zahlreichen anderen Ländern seit Jahren. Das Geschäft wächst zu Lasten des Präsenzhandels stabil, doch größere Gewinne stellen sich kaum ein. Vergangenes Jahr blieb unter dem Strich bei knapp 90 Mrd. Dollar Nettoumsatz ein Verlust von 241 Mill. Dollar. Bezogen auf die Ende März abgelaufenen zwölf Monate betrug das Minus sogar 405 Mill. Dollar.Der Onlinehändler ist zwar längst in andere Geschäftsfelder expandiert: Die digitalen Kindle-Lesegeräte, ein Onlinevideodienst in Konkurrenz zu Netflix und die Tablet-Rechner der Kindle-Fire-Reihe. Separat ausgewiesen wird derweil nur das Internetdienstleistungsgeschäft “Amazon Web Services”, das den Umsatz im ersten Quartal um fast die Hälfte auf 1,5 Mrd. Dollar gesteigert hat (siehe Grafik). Das Randgeschäft rückt damit auch für Anleger und Analysten immer mehr in die Hauptrolle.Eine ähnliche Entwicklung ist bei Konkurrent Ebay schon länger zu beobachten. Im ersten Quartal sank der Umsatz des Online-Marktplatzes sogar um 4 %, während der Umsatz des einstmaligen Randgeschäfts aus Dienstleistungen für Unternehmen und dem Zahlungsabwickler Paypal prozentual zweistellig zulegte. Bei Ebay ist das Randgeschäft mittlerweile so bedeutend, dass sich der Konzern auf Investorendruck entschieden hat, Paypal als börsennotiertes Unternehmen abzuspalten, das damit künftig nicht mehr als Wachstumstreiber für das schwächelnde Kerngeschäft dienen wird.Bei Amazon ist ein solcher Schritt derweil noch weit weg – auch weil der Onlinehändler anders als Ebay nicht nur eine Handelsplattform betreibt, sondern eigene Warenhäuser und Produktlager. Das sorgt für einen deutlich höheren Nettoumsatz im Kerngeschäft als beim Rivalen Ebay – ohne einen höheren Gewinn abzuwerfen. Bei 22,7 Mrd. Dollar Nettoumsatz kam Amazon im ersten Vierteljahr auf 255 Mill. Dollar operativen Gewinn. Ebay verdiente bei weniger als einem Viertel des Nettoumsatzes knapp dreimal so viel. Allerdings weist Ebay nicht aus, wie hoch der Gewinnanteil des Marktplatz- und des Paypal-Geschäfts jeweils war. Die Marge des Kerngeschäfts soll aber höher sein. Amazon erzielt ebenfalls noch das Gros des Minigewinns mit dem klassischen Onlinehandel. Doch gerade hier droht Konkurrenz, die den Margen der Platzhirsche weiter zusetzen dürfte. Als Hauptrivale wird sich wohl der chinesische Onlinehandelskönig Alibaba etablieren. Die Chinesen verdienen jedes Jahr Milliarden und wachsen schneller als die US-Konkurrenz. Die bislang noch geringe Präsenz in den USA soll ausgebaut werden. In einem Preiskampf wären die Chinesen, die keine eigenen Warenlager unterhalten, gegenüber Amazon wohl im Vorteil. Zumal auch US-Start-ups hier Angriffsfläche ausgemacht haben. Die von Google Ventures und Goldman Sachs unterstützte Jet.com hat bislang 220 Mill. Dollar an Wagniskapital eingesammelt und soll laut Boomerang Commerce bei 94 % der angebotenen Produkte günstiger als Amazon sein. Zwei Jahrzehnte nach der Gründung des Onlinehändlers stellt sich die Frage, ob der Internethandel jemals vergleichbare Margen wie einst der Präsenzhandel abwerfen wird, mehr denn je.