KfW beklagt Innovationsflaute in Deutschland
kaz/scd Frankfurt – Während viele Großkonzerne derzeit einen lange nicht gekannten Innovationsoptimismus zur Schau tragen, investieren im Mittelstand immer weniger Firmen in Neuentwicklungen. Dies geht aus dem jüngsten Innovationsbericht der Förderbank KfW hervor. Auf der Computermesse Cebit im März hatten viele Aussteller innovative Fallbeispiele gleich im Dutzend im Gepäck, um zu demonstrieren, wie in Zeiten der Digitalisierung ganze Wirtschaftszweige revolutioniert werden. Rolf Schumann, General Manager Platform and Innovation bei SAP, befand sogar, dass die Technologie bereits mehr zulasse, als gleichzeitig an Ideen “auf die Straße gebracht” werden könne. Stabile AusgabenDen schier grenzenlosen Möglichkeiten steht eine zunehmende Zurückhaltung vieler mittelständischen Firmen gegenüber, diese auch auszuschöpfen. Wie die KfW in ihrem Innovationsbericht 2016 feststellt, ist die Innovationskraft deutscher Unternehmen auf ein Rekordtief gesunken. Die Zahl der mittelständischen Innovatoren ging im untersuchten Zeitraum 2013/2015 gegenüber 2012/2014 um 237 000 auf 803 000 Unternehmen zurück. Damit hat sich der Negativtrend der vergangenen Jahre weiter fortgesetzt. “Das ist kein gutes Ergebnis”, kommentiert Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW. Innovative Unternehmen generierten mehr Wachstum und Arbeitsplätze.Die Innovationsausgaben blieben unter dem Strich nahezu stabil. Allerdings ging die Entwicklung bei kleinen und größeren Firmen auseinander. Mittelständler ab 50 Beschäftigten steckten 3 Mrd. Euro mehr in neue Produkte und Dienstleistungen. Kleinere Unternehmen reduzierten die Innovationsaufwendungen in gleicher Höhe. Bei ihnen ist der Anteil der Innovationsausgaben am Umsatz höher, so dass sie hier eher den Rotstift ansetzen. Insgesamt wurden 2015 rund 37 Mrd. Euro für Innovationen ausgegeben.Als Hauptgrund für den Innovationsrückgang nannten die befragten Unternehmen Finanzierungshemmnisse. Obwohl Kredite so selten wie nie zuvor abgelehnt würden, zeichne sich ein Trend zur Eigenfinanzierung ab, sagt Zeuner. Ein möglicher Grund sei eine geringere Risikobereitschaft. Doch auch der Facharbeitermangel bremse die Innovationstätigkeit der Mittelständler. Zudem spiele der demografische Faktor eine Rolle. Mit dem steigenden Alter von Unternehmern und Belegschaft sinke die Innovationstätigkeit. Für 2016 läuft die Erhebung laut Zeuner derzeit noch. Zwar sei aufgrund der “wesentlich besseren Konjunktur” eine “etwas positivere Entwicklung” zu erwarten. Strukturell dürfte es hingegen kaum eine Veränderung geben. Rückläufige GründerzahlDie Innovatorenquote fiel 2015 im Vergleich zur Vorperiode von 29 % auf 22 % der Unternehmen – niedrigster Stand seit Beginn der KfW-Befragungen 2002/2004. Während die Innovatorenzahl absolut gesehen abnimmt, haben Innovationsvorreiter zuletzt sogar verstärkt investiert, erklärt Zeuner. Weiter rückläufig ist die Gründerquote, also der Anteil von Unternehmensgründern an den Erwerbsfähigen. Ein Grund dafür sei jedoch auch die gute Lage am Arbeitsmarkt, die weniger Notgründungen nach sich ziehe.Deutschland könne und müsse im internationalen Vergleich mehr leisten, betont Zeuner. Er plädiert für ein Übertreffen der EU-Zielmarke für Innovationen von 3 % des Bruttoinlandsproduktes. Er fordert eine Quote von 4 bis 5 %. Hier seien neue Ideen und Geschäftsmodelle gefragt. “Jetzt ist die Zeit, das Thema anzugehen”, sagt Zeuner. Ansonsten drohten deutsche Unternehmen langfristig im internationalen Wettbewerb abzurutschen.