KKR fährt bei Nissan vor
wb Frankfurt – Der amerikanische Finanzinvestor KKR macht das Rennen um den japanischen Autozulieferer Calsonic Kansei, hinter dem der mit Renault verbündete Herstellerkonzern Nissan steht. Die Bewertung liegt einer Mitteilung zufolge bei knapp 500 Mrd. Yen oder 4,5 Mrd. Dollar. Es ist der bisher größte Deal des US-Buy-out-Hauses in Nippon und die bislang größte industrielle Übernahme eines auswärtigen Private-Equity-Investors in dem Land. Nissan hat zugesagt, ihre 41 % an Calsonic zu tendern.KKR investiert seit 2010 in dem asiatischen Land und hat mittlerweile den zweiten Fonds für diese Region aufgelegt. KKR wird beraten von Morgan Stanley Mitsubishi UFJ, während Bank of America Merrill Lynch auf der Seite von Nissan steht. Die Equity-Bewertung liegt beim 20-Fachen des für 2016 erwartenden operativen Ergebnisses (Ebitda) und entspricht 2,3-mal Buchwert.KKR galt über Monate als Interessent für den nach diversen Rückrufen schwer angeschlagenen japanischen Airbaghersteller Tanaka, soll dort aber inzwischen nicht mehr mitbieten. In Japan hat KKR bisher den Personaldienstleister Intelligence Ltd, Panasonic Healthcare (1,7 Mrd. Dollar 2013) und Pioneer DJ erworben. Die selbst börsennotierte Beteiligungsgesellschaft soll mit ihrer Offerte das rivalisierende Angebot des US-Finanzinvestors Bain Capital und MBK Partner aus dem Feld geschlagen haben. Seltene GelegenheitNissan hatte die Auktion – eine Seltenheit in Japan – im Juni gestartet. In Nippon gibt es wenige Gelegenheiten für Auslandsinvestoren, in einem Milliardendeal zum Zuge zu kommen. KKR zahlt nach eigenen Angaben 1 860 Yen je Calsonic-Aktie, inklusive einer zu erwartenden Sonderausschüttung. Dies bedeute eine Prämie von 28,3 % auf den vorherigen Schlusskurs und von 109 % auf den gewichteten Zwölfmonatsdurchschnittskurs per 27. Oktober. Calsonic ist auf Interior, Elektronik und Klimaanlagen und weitere Teile ausgerichtet, was Zerschlagungsspielräume öffnen könnte. Der Zulieferer hängt stark – Experten schätzen zu mehr als 80 % – vom bisherigen Hauptaktionär Nissan ab. Der Hersteller, bei dem Renault-Chef Carlos Ghosn seit Neuestem in Personalunion CEO ist, benötigt Mittel um sich auf die Elektromobilität vorzubereiten. Nissan, an der Renault 44 % hält, hatte zudem die angeschlagene Mitsubishi übernommen, die nach manipulierten Verbrauchsangaben vor einem Verlust steht.KKR will laut ihrem Manager Hiro Hirano Calsonic auf ihrem Internationalisierungskurs unterstützen und dafür ihr globales Netzwerk nutzen. Dabei dürfte es in erster Linie darum gehen, die Abhängigkeit von Nissan zu verringern.