KKR greift nach Funkmasten von Telefónica

Milliardendeal kurz vor dem Abschluss - J.P. Morgan: Rückstau an Transaktionen beginnt sich aufzulösen

KKR greift nach Funkmasten von Telefónica

cru Frankfurt – Der Mobilfunkanbieter Telefónica Deutschland (O2) steht offenbar kurz vor dem Abschluss einer weiteren Auslagerung von Funkmasten an eine andere Tochter der spanischen Mutter. Beim jetzt geplanten Verkauf könnten etwa 10 000 Masten mit insgesamt 1,5 Mrd. Euro bewertet werden, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Käufer sei der Infrastrukturspezialist Telxius, der vom spanischen Telekomkonzern Telefónica kontrolliert und unter anderem vom Finanzinvestor KKR unterstützt wird.Das deutsche Telekommunikationsunternehmen will die Vereinbarung womöglich schon in den nächsten Tagen ankündigen. Telefónica-Deutschland-Vorstandschef Markus Haas hatte auf der virtuellen Hauptversammlung des Unternehmens gesagt, er sei “zuversichtlich, in den nächsten Wochen zu einer finalen Entscheidung in der sehr komplexen Transaktion zu kommen”. Das MDax-Unternehmen hatte die Prüfung des Verkaufs im September angekündigt. Dabei geht es um einen großen Teil der fast 19 000 Dachstandorte und der dort montierten sogenannten passiven Infrastruktur – die Sendeanlagen selbst sind davon nicht betroffen. Die Funkmastenstandorte würden nach Angaben aus dem September an die Infrastrukturtochter Telxius der spanischen Konzernmutter Telefónica gehen. “Diese passive Infrastruktur abseits der eigentlichen Funktechnik bindet enorm viel Kapital”, sagte Haas. Mehr Geld fürs NetzDer O2-Anbieter will in den kommenden Jahren mehr Geld in sein Netz stecken, um die Kundenzufriedenheit zu stärken und die 5G-Technik aufzubauen. Telefónica Deutschland hat bereits 2 350 freistehende Mobilfunkmasten an Telxius abgegeben und damit 590 Mill. Euro erlöst.Mit dem neuen Deal setzt KKR die milliardenschwere Einkaufstour der vergangenen Monate erneut fort. Die Amerikaner, die traditionell stark im TMT-Sektor engagiert sind, haben in zwei Schritten bereits 40 % an Telxius erworben sowie von Altice knapp die Hälfte der Funktürme der Tochter SFR.Im Rennen um einen Einstieg bei der italienischen Funkturmgesellschaft Inwit – es geht um 25 % der Anteile für rund 2 Mrd. Euro – liegt dagegen ein Konsortium unter Führung des europäischen Finanzinvestors Ardian vorn. KKR hat seit Beginn der Pandemie mehr als 13 Mrd. Euro investiert – und damit doppelt so viel wie der nächstaktive Konkurrent Silver Lake. Aus dem Bieterkampf um die Ebay-Kleinanzeigensparte ist KKR allerdings ausgeschieden.”Es gibt einen großen Rückstau an Deals, die während der ersten Wochen der Pandemie aufgeschoben wurden. Das löst sich jetzt langsam auf”, sagte Patrik Czornik, M&A-Deutschlandchef der Investmentbank J.P. Morgan, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. “Einige Bieter kommen mit guten Finanzierungen zurück an den Verhandlungstisch und sind bereit, die Transaktionen schnell durchzuziehen. Am schwierigsten ist die Preisfindung, weil unsicher ist, wie nachhaltig der Geschäftseinbruch durch die Lockdowns ausfällt.”Mehr Klarheit wird es nach den Halbjahresbilanzen geben. “Dann wird es auch wieder mehr Deals geben. Im Vordergrund steht neben der Suche nach opportunistischen Zukäufen auch die strategische Neuaufstellung von Unternehmen – etwa um die Lieferketten anzupassen”, sagte Czornik. “Im März und April ging es bei den meisten Akteuren fast nur noch darum, die Liquidität sicherzustellen. Das ändert sich jetzt.”Bisher gab es im 2020 wegen der Coronakrise global rund 30 % weniger M&A als 2019. “Die Verschärfung des Außenwirtschaftsgesetzes mit verstärkten Vetorechten des Wirtschaftsministeriums macht grenzüberschreitende Transaktionen zusätzlich komplizierter als bisher”, warnt Czornik. “Manchmal scheitern die Deals auch an überzogenen Preisvorstellungen der Verkäufer. Alle freuen sich darauf, bald wieder für Verhandlungen persönlich an einem Tisch sitzen zu können, anstatt sich mit virtuellen Treffen zu begnügen, obwohl diese sich in der Krise sehr bewährt haben und einige Transaktionen sogar ganz ohne physische Treffen abgewickelt wurden.” – Wertberichtigt Seite 6