KKR investiert diesmal ohne Schulden

Engagement von mindestens 250 Mill. Euro - Beherrschungsvertrag für künftiges Acting in Concert mit dem Verein nicht erforderlich

KKR investiert diesmal ohne Schulden

Von Walther Becker, FrankfurtKKR fädelt bei der GfK eine neuerliche Transaktion “Private in Public Equity” ein, die der US-Finanzinvestor schon bei ProSiebenSat.1 durchexerziert hatte. Finanziert wird ohne Schuldenhebel. Daher benötigt KKR mit dem GfK Verein, der sein Aktienpaket behält, keinen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag, der Zugriff auf den Cash-flow der GfK geben würde, für das künftige Acting in Concert.Unter der Leitung des europäischen TMT-(Technologie, Medien, Telekommunikation)-Chefs Philipp Freise zielt KKR – beraten von J.P. Morgan und Hengeler Mueller – mit dem freiwilligen Angebot auf mindestens 18,54 % an dem Unternehmen, um gemeinsam mit dem Verein minimal gut 75 % zu halten. Die Mindestschwelle erfordert ein Volumen an Eigenkapital von etwa 250 Mill. Euro. Da zu erwarten ist, dass mehr Aktionäre aus dem Streubesitz tendern – im Fall Douglas wurden Finanzinvestor Advent über 90 % angedient -, könnte es auch um eine Größenordnung von 400 Mill. bis 500 Mill. Euro gehen. Dies wäre schon ein beträchtlicher Equity-Scheck, der in üblicher Buy-out-Finanzierung einen Deal jenseits der Milliardenmarke erlauben würde.Bei Investmentbanken lag der Fall der angeschlagenen GfK seit rund einem Jahr. Für KKR entschied man sich in Nürnberg, weil die Amerikaner die Branche kennen, denn KKR hatte Nielsen im Portfolio. Die seinerzeitige VNU aus den Niederlanden wurde 2006 von KKR, Thomas H. Lee Partners, Blackstone, Carlyle, Hellman & Friedman und Alpinvest erworben und 2011 an die New Yorker Börse gebracht, wo sie heute 15,5 Mrd. Dollar auf die Waage bringt. KKR dürfte die von der Digitalisierung überrollte GfK in der Suche nach neuen Technologien und Arrondierungen nun global unterstützen. Auch dieser Fall zeigt, dass Finanzinvestoren, die global mehr als 500 Mrd. Dollar noch nicht investierter Mittelzusagen institutioneller Investoren haben, neue Wege gehen. In ähnlicher Weise hat sich jüngst Warburg Pincus minderheitlich an einer Sparte von United Internet beteiligt. Seit 17 Jahren im MarktSeit 1999 hat die US-Beteiligungsfirma rund 5 Mrd. Dollar in etwa 15 Unternehmen in Deutschland investiert. Der Durchbruch kam 2001 mit dem Erwerb von ehemaligen Mannesmann-Beteiligungen aus der Hand von Siemens – in exklusiven Gesprächen für 1,7 Mrd. Euro. Dazu zählten der Maschinenbauer KraussMaffei, der Gasfedernhersteller Stabilus, Demag Cranes sowie Landis & Gyr und weitere Aktivitäten. Das Paket wurde aufgeschnürt und mit Gewinn einzeln weiterverkauft.Wincor Nixdorf wurde 2004, MTU Aero 2006, Demag Cranes 2006 und Kion 2013 von KKR als Gesellschafter an die Börse geführt; danach wurden die Aktien über Platzierungen abverkauft. Bei ProSiebenSat.1 exerzierte der Finanzinvestor (mit mäßigem Erfolg) das Engagement in einer gelisten Firma durch – ähnlich wie Permira es bei Hugo Boss tat. WMF hatte KKR in einem Secondary Buy-out übernommen, delistet und 2016 an die französische SEB für 1,7 Mrd. Euro verkauft. Die Werkstattkette ATU fiel indessen an die Gläubiger; Versatel wurde an United Internet verkauft. Außerdem liegen noch 10 % an Hertha BSC im Portfolio.Seit der Finanzkrise stellt KKR stärker auf Engagements mit Partnern ab. Das war im Fall des Bertelsmann-Musikgeschäfts so, das der Konzern inzwischen wieder allein führt, oder bei Wild Flavors mit Hans-Peter Wild. Der Aromahersteller ging dann für 2,3 Mrd. Euro an den US-Konzern Archer Daniels Midland. Mit Deutsche Immobilien Chancen wurde 2014 die German Estate Group gegründet. Hier wird mit dem Ringier-Verlag kooperiert, wobei KKR 49 % an Ringier Digital hält. Seit Oktober 2014 besteht zudem eine Minderheitsbeteiligung an dem IT-Spezialisten Arago in Frankfurt. Bayer verkaufte 2015 ihr Diabetes-Care-Geschäft für 1,02 Mrd. Euro an Panasonic Healthcare, hinter der niemand anders als KKR steht. Verdienen will KKR zudem mit der Deutschen Glasfaser AG.KKR meldet zudem das Schließen ihres Next Generation Technology Growth Fund im Volumen von 711 Mill. Dollar. Der Fonds ist für Wachstumsinvestments in Technologie, Medien und Telekommunikation in Nordamerika, Europa und Israel bestimmt. Wie KKR mit BMG, Fotolia, Arago, Trainline, Clicktale und Getyourguide zeige, habe KKR “einen einzigartigen Ansatz entwickelt, um digitale Unternehmen in Europa bei ihrer globalen Expansion zu unterstützen”, sagt Freise. Man biete die Kombination aus Kapital, Expertise und operativen Ressourcen. Zielunternehmen müssten etablierte Produkte und Technologien entwickelt haben, die es in einer nächsten Phase global zu skalieren gelte.