KKR kauft Schlag auf Schlag ein

Milliardenofferte für Ebay-Kleinanzeigensparte angebahnt - Private-Equity-Investor stemmt zahlreiche große Deals trotz Krise

KKR kauft Schlag auf Schlag ein

cru Frankfurt – Stärker als andere Finanzinvestoren erkennt KKR derzeit zahlreiche gute Gelegenheiten, um in der Krise zuzukaufen. Die US-Beteiligungsgesellschaft hat in den vergangenen Monaten trotz Coronakrise mehrere Milliardendeals gestemmt. Die gesamte Private-Equity-Branche hat von ihren Investoren Kapitalzusagen (Dry Powder) über 1,5 Bill. Dollar angehäuft, die nach Investmentgelegenheiten suchen.Als größter Aktionär von Springer unterstützt KKR nun auch eine bis zu 10 Mrd. Dollar schwere Offerte des Berliner Medienkonzerns für das Kleinanzeigengeschäft von Ebay. Formal tritt dabei Springer als Bieter auf, wird aber finanziell von KKR gesponsert. Das wird aus Finanzkreisen bestätigt. Wella und ProSiebenKKR kauft in letzter Zeit Schlag auf Schlag zu. Hierzulande haben die Amerikaner mit Deutschlandchef Christian Ollig zuletzt 60 % am Darmstädter Friseur-Pflegeproduktehersteller Wella für 3 Mrd. Dollar von Coty übernommen sowie 5 % an ProSieben erworben und den Netzbetreiber Deutsche Glasfaser an den Rivalen EQT abgegeben. Neben Apollo und Blackstone war zudem auch KKR daran interessiert, der Fußball-Bundesliga in der Liquiditätsklemme zur Seite zu stehen. In Großbritannien hat KKR im April – auf dem Höhepunkt der Krise – das Recyclingunternehmen Viridor gekauft, das mit 4,2 Mrd. Pfund (5,2 Mrd. Dollar) bewertet wird. In Italien bereitet Telecom Italia (TIM) die Ausgliederung des eigenen Festnetzgeschäfts vor und führt Exklusivverhandlungen mit KKR, denen zufolge sich der Fonds daran mit 40 % beteiligen soll.In einem nächsten Schritt soll die Sparte mit der Festnetzgesellschaft Open Fiber, die von der mehrheitlich staatlichen Förderbank Cassa Prestiti e Depositi (CDP) und dem Energieversorger Enel kontrolliert wird, zusammengelegt werden. Um die Ebay-Kleinanzeigensparte zeichnet sich ein Bieterkampf ab. Zu den Kaufinteressenten zählt auch der südafrikanische E-Commerce-Konzern Naspers. Die norwegische Marketinggruppe Adevinta hat dem Vernehmen nach ebenfalls ein Gebot für den Bereich abgegeben. Außerdem ist ein Konsortium aus Blackstone, Permira und Hellman & Friedman an dem Geschäft interessiert.Permira besitzt eine Beteiligung an der polnischen Online-Auktionsseite Allegro. Hellman & Friedman steht hinter dem digitalen Automarkt Autoscout24. Weil die Vorteile, die in einem Zusammenschluss lägen, groß sind, könnte die Ebay-Sparte dem Konzern nun 8 Mrd. bis 10 Mrd. Dollar einbringen, heißt es.Ebay will offenbar schon in den nächsten Tagen entscheiden, welche Bewerber in die nächste Runde kommen. Das Unternehmen hatte im Februar bekannt gegeben, dass man sich in Gesprächen mit mehreren Parteien über einen Verkauf des Geschäfts befinde und die Investoren wohl bis zum Ende des ersten Halbjahres über die weitere Entwicklung informieren werde.Zwar hat das im kalifornischen San Jose ansässige Unternehmen für das erste Quartal einen überraschend starken Umsatz berichtet. Allerdings belastete das Kleinanzeigengeschäft, nachdem die Covid-19-Pandemie die Schließung von Autohändlern notwendig machte. IT- und Internetunternehmen mit wachstums- und ertragsstarken Geschäftsmodellen ziehen in jüngster Zeit immer stärker die Aufmerksamkeit von aktivistischen Hedgefonds auf sich. Mit SAP, Ebay und Scout24 hat sich beispielsweise der US-Aktionärsaktivist Elliott gleich bei drei dieser Unternehmen breitgemacht. Insbesondere die strategischen Empfehlungen für Internetmarktplätze ließen Investoren aufhorchen. Aufteilung weiter in ModeEigentlich ermöglicht in dieser Plattformindustrie nach Einschätzung von Experten gerade die Skalierung von Kernfunktionen gepaart mit einer Verbreiterung und Vertiefung der angebotenen Produkte und Services einen wachsenden geschäftlichen Erfolg. Stattdessen verfolgen die Aktivisten auch hier – wie schon seit Jahren bei großen Mischkonzernen wie Thyssenkrupp – das bewährte Prinzip der Aufteilung und Abspaltung. Bei Ebay hat sich Elliott durchgesetzt mit der Trennung von der Kleinanzeigendivision und hat außerdem erfolgreich den Verkauf der Ticketsparte Stubhub für 4 Mrd. Dollar erzwungen.