KKR schluckt PR-Firma FGS Global
KKR schluckt PR-Firma FGS Global
Private-Equity-Riese erwirbt Mehrheitsanteil vom Werbekonzern WPP – Bewertung bei 1,7 Mrd. Dollar
cru Frankfurt
Der US-Finanzinvestor KKR erwirbt vom Werbekonzern WPP einen Mehrheitsanteil an der strategischen Kommunikationsberatung FGS Global. Das gaben die Unternehmen am Mittwoch bekannt. Das deutsch-britisch-amerikanische Unternehmen FGS Global mit Hauptsitz in New York wird bei dem Deal mit 1,7 Mrd. Dollar inklusive geringfügiger Schulden bewertet. Das ist das 3,6-Fache des Umsatzes und das 17-Fache des operativen Gewinns vor Zinsen und Steuern (Ebit) – ein im Branchenvergleich äußerst üppiger Preis. FGS hat im vergangenen Jahr rund 465 Mill. Dollar Umsatz und 90 Mill. Dollar operativen Gewinn (Ebitda) gemacht.
Werbekonzern WPP verkauft
KKR erwirbt gut 50% der Anteile vom Werbekonzern WPP, der von Goldman Sachs beraten wurde, und erhöht dadurch die 2023 mit 28% gestartete Beteiligung an FGS auf 74%. Die übrigen 26% verteilen sich auf mehr als 500 Mitglieder des Senior Teams, darunter das Top-Management – bei insgesamt 1.400 Beschäftigten. FGS war aus der Fusion von Finsbury in London sowie Glover Park in Washington und Hering Schuppener in Frankfurt hervorgegangen. Der Deutsche Alexander Geiser ist CEO, und KKR-Europachef Philipp Freise bezeichnete ihn vor einigen Monaten in einem Linkedin-Post als „meinen Freund und Partner in Crime“. Chairmen von FGS sind die Gründer von Finsbury, Glover Park Group (GPG) und Sard Verbinnen. Geführt wird das Unternehmen von einem rund 20-köpfigen Global Executive Committee.
Das Dickicht der potenziellen Interessenkonflikte nimmt zu. KKR etwa ist nicht nur Mehrheitseigentümer von FGS, sondern lässt sich dort auch in Kommunikationsdingen beraten, bis hin zur Pressemitteilung über diese Übernahme – ebenso wie zeitweise die KKR-Konkurrenten Advent und Nordic Capital. Rivale CVC zählt ebenfalls zu den Kunden von FGS und ist zugleich am FGS-Konkurrenten Teneo beteiligt. Bei Bieterkämpfen wie dem um die Pharmafirma Stada oder den Tierfutterversender Zooplus fanden sich Bieter und Unternehmen teilweise bei derselben PR-Beratung wieder.
Kein Einzelfall
Der Einstieg von KKR bei FGS ist kein Einzelfall in der Private-Equity-Branche. So hat sich der in Amsterdam börsennotierte Finanzinvestor CVC 2019 an der strategischen Kommunikationsberatung Teneo beteiligt, einem der wichtigsten Rivalen von FGS. Das damalige Teneo-Management erhielt einen signifikanten Minderheitsanteil. CVC hat im Laufe der Jahre zusätzliches Kapital für insgesamt elf Akquisitionen beigesteuert, etwa für die Übernahme des britischen Restrukturierungsgeschäfts von Deloitte und den Kauf der Politikberatung West Exec Advisors, die 2017 unter anderem von Antony Blinken gegründet wurde. 2023 war mit einem Umsatz von mehr als 600 Mill. Dollar ein Rekordjahr für Teneo. Die Zahl der Beschäftigten hat sich seit dem CVC-Einstieg auf 1.600 verdoppelt.
BDT bei Brunswick
Auch die beim Einstieg 2021 mit 580 Mill. Euro bewertete PR-Firma Brunswick Group, der dritte Konkurrent in der Dreiergruppe der global vertretenen PR-Berater, hat mit BDT Capital einen Finanzinvestor als Miteigentümer, die Beteiligungsgesellschaft von „Warren Buffetts Banker“ Byron Trott.
Börsengang möglich
KKR-Partner Freise erklärte zur aktuellen Mehrheitsübernahme bei FGS: „Wir glauben fest an die Strategie und Führung von FGS und sind mit unserer Partnerschaft seit unserer Minderheitsbeteiligung im Juli 2023 sehr zufrieden.“ FGS-CEO Geiser sagte – offenbar in Anspielung auf einen künftigen Börsengang: „Mit der verstärkten Unterstützung von KKR sind wir in der Lage, unser Wachstum zu beschleunigen, neue Talente anzuziehen und zu fördern. Gemeinsam sind wir ideal positioniert, um das Wachstum und die Innovation in der Branche anzuführen, während FGS in seine nächste Phase als eigenständiges Unternehmen eintritt.“
Die Gründer und Mitarbeiter der PR-Firma FGS Global werden reicher – wenn auch zunächst nur auf dem Papier. Der Finanzinvestor KKR zahlt das 17-Fache des operativen Gewinns (Ebit) bei der Übernahme eines Mehrheitsanteils an FGS vom Werbekonzern WPP. Im Branchenvergleich eine sehr üppige Bewertung.