KKR strebt Delisting von Springer an
wb Frankfurt – Der US-Finanzinvestor KKR hat sein angekündigtes freiwilliges Übernahmeangebot für den Medienkonzern Axel Springer gestartet. Die Angebotsunterlage wurde nach dem Plazet der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht am Freitag veröffentlicht.Die Aktionäre von Axel Springer haben jetzt die Möglichkeit, das Übernahmeangebot anzunehmen und ihre Aktien zu je 63 Euro einzuliefern. Der Preis entspreche einer Prämie von 40 % auf den Schlusskurs vom 29. Mai 2019, dem letzten Preis, bevor Springer per Ad-hoc-Mitteilung Verhandlungen mit KKR über eine mögliche Beteiligung bestätigt hatte. Die Annahmefrist endet am 2. August. Das Angebot bewertet den Konzern mit 6,8 Mrd. Euro. Die 63 Euro entsprechen dem Median der Analystenschätzungen, die seit 12. Juni publiziert wurden. Am Freitag lag der Kurs bei 62,05 Euro.Die Realisierung hängt vom Erreichen einer Mindestannahmeschwelle von 20 % ab. KKR muss einen so geringen Anteil einsammeln, da sie sich auf die Großaktionäre stützen kann, die mit dem Finanzinvestor ein Acting in Concert vereinbart haben. Verlegerwitwe Friede Springer (42,6 % des Kapitals) und CEO Mathias Döpfner (2,8 %) behalten ihre Aktien. Noch nicht bekannt ist, wie sich die beiden Springer-Enkel, die addiert 9,8 % halten, verhalten.Im Fall eines Vollzugs des Übernahmeangebots beabsichtigt KKR mit ihren Partnern ein Delisting einzuleiten. Darüber hinaus seien keine weiteren “Strukturmaßnahmen” geplant – also weder der Abschluss eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags noch ein Squeeze-out oder grundsätzliche Änderungen an der Kapitalstruktur. Für ein solches Delisting ist keine bestimmte Beteiligungsquote erforderlich, sondern ein Antrag des Vorstands auf Widerruf der Zulassung der Aktie zum Handel und ein separates Delistingangebot. Zuletzt ging Morgan Stanley Infrastructure diesen Weg bei der Übernahme des Waggonvermieters VTG in Hamburg. Seit 1985 an der BörseSpringer war 1985 an die Börse gegangen. Damals verkaufte Axel Cäsar Springer 49,2 %. Nach dem Tod des Gründers im selben Jahr übernahm Medienmogul Leo Kirch zunächst 10 % und stockte später auf 26 % und dann 40 % auf. Nach Kirchs Insolvenz ging dessen Paket an Deutsche Bank und Friede Springer. Die Bank verkaufte 2003 an Hellman & Fridman und die Verlegerwitwe.KKR setzt auf J.P. Morgan und Unicredit, während Springer Goldman Sachs, Allen & Co. und Lazard vertraut. Wie berichtet (vgl. BZ vom 13. Juni) will KKR die Strategie des Unternehmens in einer Partnerschaft mit Friede Springer und Döpfner unterstützen. Die Witwe und der CEO wollen mit KKR nach dem Vollzug des Übernahmeangebots ein Konsortium bilden.Die abgeschlossene Investorenvereinbarung sieht vor, dass Vorstand und Aufsichtsrat das Angebot unterstützen und beabsichtigen, den Aktionären die Annahme empfehlen. Mit beschleunigtem Wachstum soll Springer mit ihren 16 300 Beschäftigten nichts weniger als “Weltmarktführer im digitalen Journalismus und bei digitalen Rubrikenangeboten” werden. 2018 stammten 71 % der Erlöse von 3,2 Mrd. Euro und 84 % des operativen Ergebnisses von 738 Mill. Euro aus digitalen Aktivitäten.Die Angebotsunterlage von KKR umfasst 221 Seiten – davon entfallen 146 auf die Aufzählung aller Beteiligungen von KKR samt der einzelnen Fondsvehikel für die Investments. – Wertberichtigt Seite 6