WERTBERICHTIGT

Klagen über Klagezahlen

Börsen-Zeitung, 26.5.2020 Manchmal verschlägt es einem den Atem, wenn man zu schnell über Texte fliegt. Da kann schon einmal durchrutschen, dass sich Bayer mit 85 000 Klägern im Zusammenhang mit dem Unkrautvernichter Glyphosat auf einen Vergleich...

Klagen über Klagezahlen

Manchmal verschlägt es einem den Atem, wenn man zu schnell über Texte fliegt. Da kann schon einmal durchrutschen, dass sich Bayer mit 85 000 Klägern im Zusammenhang mit dem Unkrautvernichter Glyphosat auf einen Vergleich geeinigt haben soll, obwohl dem Unternehmen per Mitte April erst 52 500 Klagen zugestellt waren. Die in einem Agenturbericht genannten 85 000 Klagen sollen jedoch nur verdeutlichen, dass es sich dabei um das Gros der geschätzt 125 000 Klagen handelt. Wer diese Schätzung abgibt und wie die Hochrechnung auf welcher Basis erfolgt, bleibt im Dunkeln. Zwar räumt Bayer ein, mit steigenden Klagezahlen zu rechnen, weist jedoch zu Recht darauf hin, dass die von Bloomberg genannte Zahl eine beträchtliche Anzahl potenzieller Kläger enthält. Aus nachvollziehbaren Gründen verzichtet Bayer darauf, über potenzielle Klagen zu spekulieren – käme das doch einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung schon sehr nahe. Aus Investorensicht kommt es am Ende aber nur auf das Preisschild an, das dem potenziellen Vergleich angeheftet wird. ab