WACHSTUM IN ZEITEN DER DISRUPTION - KÖPFE DES JAHRES

Klartexter

ab - Dass er ein konventioneller Manager ist, das zumindest lässt sich Rewe-Chef Alain Caparros nicht nachsagen. Wie kaum ein anderer versteht es der 60-Jährige, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Das liegt nicht zuletzt an den...

Klartexter

ab – Dass er ein konventioneller Manager ist, das zumindest lässt sich Rewe-Chef Alain Caparros nicht nachsagen. Wie kaum ein anderer versteht es der 60-Jährige, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Das liegt nicht zuletzt an den Entertainer-Qualitäten des studierten Betriebswirts. Doch so unterhaltsam die Verbalattacken auch sind – Caparros nimmt kein Blatt vor den Mund -, nicht selten schießt er übers Ziel hinaus, bar jeden diplomatischen Geschicks.Der in Algerien geborene Franzose gefällt sich in der Rolle des Provokateurs und ist zugleich Kämpfernatur. Das zeigte sich in diesem Jahr, als es im Kampf um Kaiser’s Tengelmann zum Showdown kam. Hatte der Rewe-Chef anderthalb Jahre lange erbittert gegen die Übernahme der angeschlagenen Supermarktkette durch Edeka gekämpft, schien die im März erteilte Ministererlaubnis seine Niederlage endgültig zu besiegeln.Doch der Handelsexperte war weit davon entfernt aufzugeben. Mit einer erfolgreichen Beschwerde gegen die Sondererlaubnis des Bundeswirtschaftsministers vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf brachte er sich wieder ins Spiel, der Vollzug der Übernahme wurde auf Eis gelegt. Der Versuch der Gegenseite, den Widerstand von Caparros mit Geld aus dem Weg zu räumen, scheiterte kläglich.Nach zahlreichen Krisengipfeln und unter Mithilfe von Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) als Schlichter gelang schließlich Anfang Dezember der Durchbruch. Nun wird Kaiser’s Tengelmann mit dem Segen des Kartellamts zwischen Edeka und Rewe aufgeteilt. Allerdings musste Caparros auch einsehen, dass ein Kompromiss zwischen den Beteiligten nur ohne sein Mitwirken zustande kommen kann. Zu viel verbrannte Erde hatte er inzwischen hinterlassen.Entsprechend kam auch erst Bewegung in die Gespräche, als Lionel Souque, Caparros’ designierter Nachfolger an der Rewe-Spitze, am Verhandlungstisch Platz nahm.Dessen ungeachtet reklamierte der impulsive Franzose den Verhandlungserfolg für sich. Zwar war die Mitteilung mit den Worten “Erst Rewe hat die Arbeitsplatzgarantien erstritten” überschrieben. Erfahrene Leser wussten jedoch, wer eigentlich damit gemeint war. Auch wenn der Titel “Mister Rewe” nicht mehr frei ist, so wird Caparros bei seinem Ausscheiden Ende 2018 als dieser in die Annalen der genossenschaftlichen Handelsgruppe eingehen.