DAS INTERNET DER DINGE

Klassische Absatzkanäle für Luxusgüter trocknen aus

Es wird online informiert, gesucht und gekauft

Klassische Absatzkanäle für Luxusgüter trocknen aus

Von Martin Dunzendorfer,FrankfurtDer weltweite Luxusgütermarkt wächst. Der Anstieg im zu Ende gehenden Jahr war jedoch wegen der anhaltenden Konjunkturflaute in Teilen Europas, starker Abwertung der Landeswährungen in Russland, Japan und Brasilien, die die Ausgaben der dortigen Konsumenten von Luxusartikeln bremsten, sowie des zurückgehenden Wachstums in China schwächer als in den Vorjahren. Die US-Beratungsgesellschaft Bain & Company schätzt das globale Volumen des Luxusgütermarkts für 2014 auf 223 Mrd. Euro. Das entspräche einem Plus von gut 2 % im Vergleich zu 2013 nach Zuwächsen von knapp 3 % und über 10 % in den beiden Vorjahren. Die Veränderungen in den Jahren 2008 bis 2011 müssen im Lichte der Finanzmarktkrise gesehen werden (siehe Grafik). Virtuelle Waren sind ExotenAuch im Luxusgütermarkt wird die Frage nach den Folgen der Digitalisierung gestellt. Doch: Digitaler Luxus – gibt es den überhaupt? Das kommt darauf an, was man darunter versteht. Sind Luxusgüter in virtueller Form gemeint – etwa ausgefeilte Smart-Home-Systeme (das vernetzte Zuhause) oder exotische Angebote wie exklusive Software für Computerspiele -, so lautet die Antwort zwar grundsätzlich ja, doch spielt diese Produktkategorie gemessen am Marktvolumen keine Rolle, denn Luxusartikel sind ihrem Wesen nach physisch. Edle Bekleidung, teure Uhren oder Taschen und erlesene Weine dienen dazu, sich vom normalen gesellschaftlichen Leben abzuheben. Häufig will der Träger bzw. Konsument damit Erfolg, Macht und seinen besonderen Status demonstrieren. Allerdings zeigen Studien, dass das persönliche Vergnügen und die Selbstbelohnung immer wichtigere Motive für den Konsum/Besitz von Luxusgütern werden. Das ändert jedoch nichts daran, dass Luxusgüter fast ausschließlich materiell sind.Bezieht man die Eingangsfrage jedoch auf das Such-, Informations- und Kaufverhalten der Kunden, ändert sich die Relevanz des “digitalen Luxus”. Online-Käufe sind längst nicht mehr nur Produkten vorbehalten, die im Gegensatz zu Gütern des täglichen Bedarfs (Convenience Goods) wie Brot, Wurst, Seife oder Waschmittel seltener erworben werden und einen höheren Preis haben. Für solche Shopping Goods – etwa Hi-Fi-Geräte, Kameras und Handys – sind deshalb Suche und Vergleich im Internet seit jeher sinnvoll.Nun aber nimmt auch der Online-Handel mit Luxusgütern rasant zu. Wie Bain in einer Studie feststellt, gehörte dieser Vertriebskanal im vergangenen Jahr mit einem Plus von 28 % zu den “Topperformern”. Allerdings sei der Marktanteil mit 5 % noch gering. Dagegen ständen traditionelle Absatzformate wie der Fachhandel (Marktanteil: 25 %) – eine Ausnahme bilden die Monomarkengeschäfte der Hersteller (29 %) – und Kaufhäuser (27 %) unter Druck.