Krankenhäuser

Klinikbetreiber im Dauerstress

Mit der vierten Coronawelle zeichnen sich neue Belastungen für Krankenhäuser ab, die noch dabei sind, aufgeschobene planbare Behandlungen abzuarbeiten. Die Margen leiden unter höheren Aufwendungen.

Klinikbetreiber im Dauerstress

swa Frankfurt

Mit steigenden Corona-Fallzahlen spitzt sich die Lage in den Krankenhäusern wieder zu. Ärztevertreter warnen vor einer erneut zu starken Belastung des Personals auf den Intensivstationen. Das Personal ist im Dauerstress, zumal im Sommer viele zuvor wegen der Pandemie verschobene planbare Eingriffe nachgeholt werden mussten.

Die aktuelle Situation beschreiben Mediziner als besorgniserregend, nachdem sich die Zahl schwerstkranker Corona-Patienten innerhalb eines Monats von unter 400 auf über 1000 drastisch erhöht hat. In der vierten Pandemiewelle wurde die magische Grenze erstmals wieder überschritten. Das von der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfall­medi­zin gemeinsam mit dem Robert-Koch-Institut geführte DIVI-Intensivregister zählte am 2. September 1262 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, davon müssen 598 invasiv beatmet werden. Der Virologe Christian Drosten rechnet angesichts der absehbaren Situation in den Krankenhäusern wieder mit gesamtgesellschaftlichen Einschränkungen. Er geht davon aus, dass im Herbst wieder Kontaktbeschränkungen nötig werden. Die Hospitalisierungsrate bei der dominanten Delta-Variante sei zu hoch und die Impfquote zu niedrig, sagte Drosten im Interview im Deutschlandfunk.

Im vergangenen Jahr war die Zahl der Corona-Intensivpatienten erst Ende Oktober während der zweiten Welle auf über 1000 gestiegen. Der bisherige Höchstwert betrug 5700 und wurde Anfang Januar in der zweiten Corona­welle erreicht. Rund 5000 Fälle bundesweit gelten nach Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) als Belastungsgrenze für die Kliniken, planbare Operationen werden dann verschoben.

Die Krankenhausbetreiber trifft die vierte Welle in einer Phase, in der sie um ein Zurück in den Normalbetrieb bemüht sind. Die beiden größten privaten Klinikketten Fresenius Helios und Asklepios berichteten im ersten Halbjahr über eine deutliche Erholung ihres Geschäfts. Immer mehr Menschen kämen wieder, um sich wegen akuter Beschwerden versorgen zu lassen und um aufgeschobene Behandlungen nachzuholen, heißt es bei Asklepios. Auch Helios verspürte in den ersten sechs Monaten eine anhaltende Erholung in der Anzahl geplanter Behandlungen. Asklepios weist das organische Wachstum im Halbjahr mit 2,6%. Bei Helios lag es in Deutschland nur bei 1%, über alle Regionen wird es aber mit stattlichen 14% ausgewiesen. Hier macht sich der sprunghafte Nachholeffekt in den spanischen Hospitälern bemerkbar.

Die gewährten Ausgleichszahlungen der öffentlichen Hand reichen in der Regel nicht aus, um alle negativen Covid-Effekte in den Kliniken zu kompensieren; das spiegelt sich in den Margen (siehe Grafik). Das Erstattungsregime hat sich im Verlauf der Pandemie verändert. Anfangs waren die Kliniken aufgefordert worden, Kapazitäten für Covid-19-Patienten vorzuhalten. Für jedes freigehaltene Bett gab es eine Kompensation von 560 Euro pro Tag und einen Zuschuss für neue Beatmungsplätze. Im Sommer 2020 war dies von einer differenzierten Pauschale abgelöst worden, die sich stärker an der Ertragssituation der Häuser orientierte und zwischen 360 und 760 Euro schwankte. Seit Anfang 2021 ist die pauschale Erstattung für freigehaltene Betten an Inzidenzwerte und den Umsatz 2019 gekoppelt. Die deutschen Krankenhäuser der Fresenius-Tochter Helios erhielten für das erste Halbjahr 2021 bei einem Umsatz von 3,35 Mrd. Euro Erstattungen und Zuwendungen von 388 Mill. – in der Vorjahreszeit waren es 300 Mill. Euro. Bei Asklepios beinhaltet der Konzernumsatz des ersten Semesters von 2,53 Mrd. Euro Corona-Ausgleichszahlungen in Höhe von knapp 210 Mill. Euro.

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