Klöckner & Co offen für Thyssen als Partner

Stahlhändler nach Gewinnwarnungen angeschlagen

Klöckner & Co offen für Thyssen als Partner

cru Düsseldorf – Preiskämpfe und die schwache Nachfrage aus der Autoindustrie und dem Maschinenbau setzen Klöckner & Co zu. Nach zwei Gewinnwarnungen in diesem Jahr erwartet Europas größter Stahlhändler für das dritte Quartal einen sinkenden Gewinn. Der Duisburger Konzern prognostiziert für den Zeitraum ein operatives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 25 Mill. bis 35 Mill. Euro, wie am Mittwoch anlässlich der Halbjahresbilanz mitgeteilt wurde.Im zweiten Quartal erzielte der Stahlhändler ein Ebitda von 82 Mill. Euro, bereinigt um Sondereffekte lag der Wert wie bereits bekannt bei 51 Mill. Euro, nach 85 Mill. Euro ein Jahr zuvor. Während der Preiskampf sich verschärft und die Nachfrage aus der Autoindustrie und dem Maschinenbau schwach ist, steht Europas größter Stahlhändler einer Partnerschaft mit der Werkstoffhandelssparte von Thyssenkrupp offen gegenüber. “Wir sind grundsätzlich bereit, bei der Konsolidierung der Thyssenkrupp-Sparte Materials Services eine Rolle zu spielen”, sagte Vorstandschef Gisbert Rühl am Mittwoch in einer Telefonkonferenz.Allerdings habe sich der Wille dazu bei Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff nach dessen jüngster Strategiewende, mit der die Stahlfusion mit Tata abgeblasen wurde, offenbar eher verringert. Entsprechende Vorschläge würden geprüft. Thyssenkrupp hatte im Frühjahr erklärt, im Zuge der strategischen Neuausrichtung langfristig eine Mehrheit an Materials Services behalten zu wollen. Partnerschaften seien aber durchaus möglich – und somit auch ein Einstieg von Klöckner & Co mit einem Minderheitsanteil.Der Kurs der Aktie von Klöckner & Co, der vor kurzem auf ein neues Tief gefallen war, reagierte am Mittwoch mit einem Plus von zeitweise 1,5 % auf 4,45 Euro. Der Börsenwert des Konzerns hat sich aber auch so noch seit Oktober 2018 halbiert auf 444 Mill. Euro.Der Umsatz sank im zweiten Quartal um rund 100 Mill. Euro auf 1,7 Mrd. Euro. Nach Sondereffekten – ein Grundstücksverkauf für 36 Mill. Euro und Kosten für Personalabbau von 5 Mill. Euro – erreichte das Ebitda den Vorjahreswert von 82 Mill. Euro. Netto sank der Gewinn auf 28 (Vorjahr: 33) Mill. Euro.Wegen der sich eintrübenden Konjunktur hatte Konzernchef Rühl zuletzt sein Ebitda-Ziel für 2019 ein zweites Mal nach unten geschraubt. Er erwartet nun ein Ebitda von 140 Mill. bis 160 Mill. Euro vor Sondereffekten. Ende April hatte er die Prognose auf 180 Mill. bis 200 (vorher: mehr als 227) Mill. Euro zurückgenommen.Allerdings wird der Konzern durch die Digitalisierung mit Online-Handelsplattformen für Stahl immer effizienter. Binnen acht Jahren hat das Unternehmen die Zahl der Stellen bei etwa gleichem Umsatz um mehr als ein Viertel auf 8 500 verringert. Im nächsten Schritt soll die Konzernholding deutlich verschlankt und auf Kernfunktionen beschränkt werden.