Klöckner & Co rutscht in rote Zahlen

Stahlhändler nach drei Gewinnwarnungen unter Druck - Fusionsgespräche mit Thyssenkrupp abgeblasen

Klöckner & Co rutscht in rote Zahlen

cru Frankfurt – Nach drei Gewinnwarnungen hat Klöckner & Co im dritten Quartal rote Zahlen geschrieben. Der Stahlhändler geht für das vierte Quartal in Europa und den USA von sinkenden Preisen und Mengen aus. Im dritten Quartal stand unter dem Strich ein Verlust von 23 Mill. Euro nach einem Gewinn von 22 Mill. Euro im Vorjahr, teilte das Unternehmen aus Duisburg mit. Das operative Ergebnis (Ebitda) vor wesentlichen Sondereffekten lag mit 26 Mill. Euro innerhalb der prognostizierten Spanne von 25 Mill. bis 35 Mill. Euro.Die Fusion mit der Thyssenkrupp-Werkstoffhandelssparte, über die einige Zeit diskutiert wurde, ist in den Hintergrund getreten: “Es liegt derzeit nicht in unserem Interesse, das zu forcieren. Wir warten ab und kümmern uns mehr um unsere eigenen Themen. Aber natürlich behalten wir das mit im Blick”, sagte Klöckner-&-Co-Vorstandschef Gisbert Rühl in einer Telefonkonferenz am Mittwoch anlässlich der Neunmonatsbilanz. Es gebe aktuell keine Gespräche mit Thyssenkrupp.Spekulationen über einen Zusammenschluss der Geschäfte von Thyssenkrupp und KlöCo gibt es seit Jahren. Zuletzt hatte Rühl diese noch angeheizt. “Wir sind grundsätzlich bereit, bei der Konsolidierung der Thyssenkrupp-Sparte Materials Services eine Rolle zu spielen”, hatte er erst Ende Juli gesagt. Digitaler Umsatz wächstZu den eigenen Themen, die Klöckner & Co vorantreibt, zählt die Digitalisierung: Der Anteil des über digitale Kanäle erzielten Konzernumsatzes wurde weiter gesteigert – von 22 % auf 30 %. Unter anderem dies ermöglichte die Einsparung von 250 Stellen. Übrig geblieben sind nach Jahren des Personalabbaus rund 8 400 Beschäftigte. Damit ist das Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht. Das Unternehmen bringt nun auch künstliche Intelligenz in der Auftragsbearbeitung zum Einsatz. Vorstandschef Rühl erwartet dadurch mindestens 100 Mill. Euro Effizienzgewinn von 2022 an. Das vom Konzern initiierte unabhängige Venture Xom Materials soll zum Betreiber der führenden Industrieplattform mit derzeit 10 000 Produkten für Stahl, Metall und angrenzende Bereiche weiterentwickelt werden. Von den inzwischen 43 unter Vertrag stehenden Händlern in Europa und Nordamerika wurden bereits 30 an die Plattform angeschlossen.Für das Gesamtjahr 2019 erwartet Vorstandschef Rühl ein Ebitda vor wesentlichen Sondereffekten von 120 Mill. bis 130 (Vorjahr: 227) Mill. Euro. Grund für das im Jahresvergleich deutlich rückläufige operative Ergebnis sind niedrigere Stahlpreise und eine schwache Nachfrage – besonders aus der Autoindustrie. Aktienkurs steigtDer Kurs der im SDax enthaltenen Klöckner-&-Co-Aktie reagierte am Mittwoch mit einem Plus von zeitweise 1,6 % auf 5,20 Euro. Der Börsenwert hat sich seit Juli um 10 % auf gut 500 Mill. Euro erhöht, ist aber binnen Jahresfrist um die Hälfte geschrumpft. Haupteigentümer ist mit 25,3 % die Swoctem GmbH des Unternehmers Friedhelm Loh.