KlöCo geht zum Jahresende die Puste aus

Entwicklung "deutlich schlechter als erwartet" - Für laufendes Quartal pessimistisch - Zukäufe geplant

KlöCo geht zum Jahresende die Puste aus

ak Düsseldorf – Der Stahlhändler Klöckner & Co (KlöCo) ist von der aktuellen Geschäftsentwicklung schwer enttäuscht. “Das zweite Halbjahr läuft deutlich schlechter als erwartet”, sagte Konzernchef Gisbert Rühl in einer Telefonkonferenz bei der Vorstellung der Neunmonatszahlen. Bereits vor vier Wochen hatte das MDax-Unternehmen deshalb eine Gewinnwarnung geschickt. Der Aktienkurs war daraufhin um rund 15 % in die Knie gegangen, hat sich aber danach wieder auf das alte Niveau hochgearbeitet.Die Investoren waren deshalb auf die tiefroten Zahlen, die KlöCo am Dienstag präsentierte, vorbereitet und kauften sogar zum Teil noch nach. Der Aktienkurs stieg um 0,9 %.Im dritten Quartal waren sämtliche Umsatz- und Ergebnisziffern rückläufig. Wegen der Überkapazitäten in China seien die Märkte “völlig aus dem Lot geraten”, klagte Rühl. Die negativen Markteffekte durch rückläufige Preise und schleppende Nachfrage, die in den ersten neun Monaten auf das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) gedrückt hätten, bezifferte er auf 100 Mill. Euro. “Für das vierte Quartal erwarten wir keine Erholung”, fügte Rühl hinzu. Für den traditionell schwachen Jahresschluss rechnet der KlöCo-Vorstand nur noch mit einem Ebitda vor Restrukturierungsaufwendungen im einstelligen Millionenbereich. Insgesamt erwartet der Konzern bei dieser Kennzahl 2015 rund 85 Mill. Euro. 2016 wieder schwarzFür das kommende Jahr verbreitete Rühl mehr Zuversicht. Selbst bei einem lediglich stabilen Marktumfeld und ohne weitere Restrukturierungsmaßnahmen dürfte nach seinen Worten das Ebitda auf etwa 150 Mill. Euro steigen. Der Konzernchef geht davon aus, 2016 auch unterm Strich wieder schwarze Zahlen zu schreiben. “Zusätzliche positive Impulse könnten sich aus den in den USA und Europa eingeleiteten Antidumpingmaßnahmen vor allem gegen chinesische Exporte ergeben”, schreibt die KlöCo-Führung im Quartalsbericht.Rühl bekräftigte seine Analyse, dass das Geschäftsmodell des lagerhaltenden Stahlhandels keine Zukunft habe. Neben der Digitalisierungsstrategie seines Konzerns, die nach seinen Worten deutliche Fortschritte gemacht hat, wandert KlöCo auch die Wertschöpfungskette hoch. Dem Kauf des US-Stahlverarbeiters American Fabricators Anfang Oktober sollen weitere Akquisitionen folgen.In den USA gebe es eine Reihe weiterer Möglichkeiten und diverse Unternehmen mit verkaufswilligen Inhabern, sagte Rühl. Interessant seien Anbieter höherwertiger Dienstleistungen und Verarbeiter. Hier lägen die Ebitda-Margen im zweistelligen Bereich und damit höher als im herkömmlichen KlöCo-Geschäft. Die Finanzierung sei kein Problem, da KlöCo trotz der derzeitigen Ergebnissituation über eine solide Bilanz verfüge und keine einschränkenden Covenants in den Kreditvereinbarungen habe.