Klöckner & Co führt „derzeit keine Übernahmegespräche“
cru Frankfurt – Europas größter Stahlhändler Klöckner&Co erwartet nach einem schwierigen Jahr 2020 mit Absatzeinbrüchen für 2021 die Rückkehr in die Gewinnzone und führt „derzeit keine Übernahmegespräche“. Das sagte der in Kürze ausscheidende Vorstandschef Gisbert Rühl anlässlich der Vorlage der Jahresbilanz in einer Telefonkonferenz. Im Mai rückt Vize-Vorstandschef und Ex-Thyssenkrupp-CEO Guido Kerkhoff an die Spitze des Unternehmens aus Duisburg. Er löst Rühl ab, der im Rahmen der vorgesehenen Ausgliederung des Bereichs digitale Plattformen deren Aufsichtsratsvorsitz übernehmen wird und damit dem Unternehmen auch nach seinem Ausscheiden verbunden bleibt.
Klöckner & Co war Ende 2020 zeitweise im Visier des Finanzinvestors Apollo und des Großaktionärs Friedhelm Loh für eine Übernahme und hatte zuvor auch mit Thyssenkrupp über eine mögliche Fusion des Stahlhandels gesprochen. Beides kam nicht zustande.
Kerkhoff, der im September 2020 zu Klöckner&Co gekommen war, kann nun als neuer Vorstandschef mit Rückenwind in das Jahr 2021 starten. „Wir werden einen deutlichen Gewinn unter dem Strich machen. Allein die Kostensenkungen werden rund 100 Mill. Euro zum Ergebnis beitragen. Außerdem wird sich der Anstieg der Preise voraussichtlich auch im zweiten Halbjahr fortsetzen. So können wir auch wieder Dividende zahlen“, kündigte der noch als CEO amtierende Rühl an.
Trotz der andauernden Corona-Pandemie geht Klöckner & Co von einer wieder steigenden Stahlnachfrage aus und damit auch von wachsenden Umsätzen. „Wir sind für das Gesamtjahr sehr optimistisch“, sagte Rühl. Absatz und Umsatz würden wohl deutlich über dem Vorjahresniveau liegen. Klöckner & Co erwartet im laufenden Jahr ein „sehr deutlich steigendes operatives Ergebnis (Ebitda) vor wesentlichen Sondereffekten“, ohne konkreter zu werden. Im ersten Quartal soll das operative Ergebnis (Ebitda) zwischen 110 Mill. und 130 Mill. Euro liegen.
Im Corona-Jahr musste der Stahlhändler einen Umsatz- und Ergebnisrückgang hinnehmen – allerdings weniger schlimm als in der Finanzkrise 2009. Die Erlöse brachen um 19% auf 5,1 Mrd. Euro ein. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ging um 10% auf 111 Mill. Euro zurück.
Unter dem Strich fuhr das Unternehmen einen Verlust von 114 Mill. Euro ein. 2019 hatte der Fehlbetrag 55 Mill. Euro betragen. Als Ursache für die Einbrüche verwies KlöCo auf die schwache Nachfrage durch die Coronakrise und hohe Restrukturierungskosten – unter anderem wurden im vergangenen Jahr rund 1000 Arbeitsplätze abgebaut.
Der Kurs der im SDax enthaltenen Klöckner-Aktie reagierte zeitweise mit einem Minus von 1,5% auf 8,75 Euro. Damit hat sich der Börsenwert des Konzerns seit 2011 halbiert auf derzeit 870 Mill. Euro. Haupteigentümer ist der Milliardär und Schaltschränke-Unternehmer Friedhelm Loh mit 25,3% der Anteile.
Klöckner&Co | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2020 | 2019 |
Absatz (in Tt) | 4873 | 5648 |
Umsatz | 5130 | 6315 |
Ebitda | 52 | 139 |
Ebit | –93 | 2 |
Konzernergebnis | –114 | –55 |
Nettoschulden | 351 | 445 |
Eigenkapital | 1043 | 1182 |
Eigenkapitalquote | 40 | 41 |
Free Cash-flow | 99 | 207 |
Beschäftigte (Zahl) | 7300 | 8300 |
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