Knauf Gips bietet 6 Mrd. Dollar in den USA

Familieneigener Baustoffhersteller aus Unterfranken will Warren-Buffett-Beteiligung übernehmen

Knauf Gips bietet 6 Mrd. Dollar in den USA

wb Frankfurt – Der unterfränkische Baustoffkonzern Knauf will den amerikanischen Rivalen USG für 5,9 Mrd. Doller übernehmen. Doch beißt er mit seiner Bewertung dort zunächst auf Granit. Der Gipshersteller Gebr. Knauf KG habe eine Offerte über mindestens 42 Dollar je Aktie für das Unternehmen aus Chicago in Aussicht gestellt, teilt dessen größter Aktionär Berkshire Hathaway mit. Berkshire, das Investmentkonglomerat von Warren Buffett, hält knapp 31 % an USG. Knauf ist mit 10,5 % schon zweitgrößter Aktionär. Vor sechs Jahren hatte das deutsche Unternehmen für 80 Mill. Dollar die Europaaktivitäten von USG übernommen. Knauf bestätigt in einem kurze Filing das Angebot. Zur Finanzierung finden sich darin keine Angaben. Investmentbanken an BordMorgan Stanley unterstützt das Familienunternehmen, das rechtlich auf Baker McKenzie setzt. Die Investmentbanken J.P. Morgan und Goldman Sachs beraten USG, die rechtlich von Jones Day begleitet wird.Chairman Steven Leer und der Board von USG weisen das umgerechnet knapp 4,8 Mrd. Euro schwere Angebot als “völlig unangemessen” zurück. USG, die mitten im Umbau steckt, sei deutlich mehr wert. Vorstandschefin Jennifer Scanlon bietet Knauf nichtsdestotrotz in einem offenen Brief Gespräche an. Das Angebot liegt 25 % über dem USG-Schlusskurs vom Freitag an der New Yorker Börse. Die Aktie schoss am Montag an der Nyse um 17,8 % auf 39,50 Dollar und blieb damit unter dem vermutlichen Angebotspreis. Der US-Hersteller von Rigipsplatten und anderen Bauprodukten hatte im November ein Angebot von 40,10 Dollar pro Aktie abgelehnt. In Amerika die Nummer 1USG stand ursprünglich für United States Gypsum Corporation, die 1901 aus einer Fusion von 30 Unternehmen entstand. 2001 durchlief USG eine Insolvenz nach Chapter 11, kam Jahre nach der Weltwirtschaftskrise 2013 wieder zu schwarzen Zahlen und steckt nun seit zwei Jahren im Umbau. Produziert werden Gips, Sperrholzwände und Trockenmauern vor allem in Nord- und Südamerika. Das Unternehmen kam 2017 mit 6 800 Beschäftigten auf 3,2 Mrd. Dollar Umsatz und nennt sich in den USA und Australien die Nummer 1 im Gips. Das angepasste operative Ergebnis lag zuletzt bei 438 Mill. Dollar, die Verschuldung kam auf rund 1,1 Mrd. Dollar, so dass der Leverage Ende vorigen Jahres bei 1,8 stand. Das 1932 von den beiden Ingenieuren Alfons und Karl Knauf im Saarland gegründete Unternehmen ist heute die Holding, unter deren Dach die Gruppe weltweit in über 86 Ländern rund 220 Werke und 75 Rohsteinbetriebe betreibt. Das Unternehmen aus Iphofen bei Würzburg zählt rund 27 000 Beschäftigte und setzte 2016 (jüngere Angaben gibt es noch nicht) rund 6,4 Mrd. Euro um. Das Familienunternehmen ist in Trockenbau, Boden, Putz und Fassaden tätig. Zuletzt wurde über unterschiedliche Positionen in der Familie in Bezug auf den Einstieg in den Fertighausbau berichtet. Knauf steht in der von Schwarz (Lidl) und Aldi angeführten Liste der nicht börsennotierten Familienunternehmen hierzulande auf Platz 22.Berkshire Hathaway war zu dem USG-Paket 2013 durch die Wandlung von Convertibles in Aktien gekommen und ist grundsätzlich bereit, ihren USG-Anteil zu dem gebotenen Preis abzugeben, stellt aber Bedingungen. Buffett hatte im Krisenjahr 2008 Schulden von USG aufgekauft, nachdem sie schon zwei Jahre zuvor 19 % der Aktien erworben hatte. Seit Jahren dranKnauf habe bereits vor Jahren Interesse an USG angemeldet, erklärt Berkshire Hathaway. Man habe dem deutschen Unternehmen sechs Monate Zeit gegeben, die Übernahme unter Dach und Fach zu bringen. Für die Option, die Aktien der Investmentgesellschaft zu erwerben, soll die deutsche Seite an Warren Buffetts Holding vorab nach deren Vorstellungen 2 Dollar je Aktie obendrauf als Optionsprämie zahlen. Gelingt Knauf die Übernahme nicht, blieben die 87 Mill. Dollar bei Berkshire. Knauf will dies prüfen lassen. Buffett war 2008, mitten in der Immobilien- und Finanzkrise, billig bei USG eingestiegen, indem er Schulden aufgekauft hatte. Von Zeit zu Zeit habe es Kontakte zwischen Knauf bzw. deren C & G Verwaltungsgesellschaft und Berkshire Hathaway gegeben, berichtet diese.—– Wertberichtigt Seite 8