Reisemobile

Knaus Tabbert will die Welle reiten

Knaus Tabbert schaltet auf Expansion, um vom Boom der Wohnmobile in der Coronazeit zu profitieren. Hohe Investitionen sollen die Produktionskapazitäten und den Umsatz im laufenden Jahr um rund ein Fünftel erhöhen.

Knaus Tabbert will die Welle reiten

mic München

Der Börsenneuling Knaus Tabbert profitiert von dem gewandelten Freizeitverhalten infolge der Coronakrise. „Der europäische Caravaning-Markt erlebt eine nie dagewesene Dynamik“, erklärte CEO Wolfgang Speck bei der Online-Bilanzpressekonferenz.

Die Registrierungszahlen für motorisierte Reisemobile würden in Deutschland voraussichtlich bis zum Jahr 2025 um gut 16% pro anno zulegen, das Plus bei Wohnwagen betrage 7% (siehe Grafik). Die Prognosen seien aufgrund der Pandemie-Folgen stark erhöht worden. Bisher seien für das Jahr 2025 rund 250000 Zulassungen in Europa vorhergesagt worden, nun würden 331000 erwartet. Deutschland sei der Wachstumsmotor. Speck wies darauf hin, dass Knaus Tabbert hierzulande 72% des Umsatzes erziele – mit steigender Tendenz, denn die Erlöse im Ausland sanken im Jahr 2020 um 13%.

Neue Fertigung in Ungarn

„Wir sind fest entschlossen, die Chancen zu nutzen und unser Wachstum weiter zu beschleunigen“, erklärte Finanzvorstand Marc Hundsdorf. Er kündigte hohe Investitionen an, um die Herstellung von Reisemobilen und Wohnwagen zu forcieren. Im laufenden Jahr investiere Knaus Tabbert rund 65 Mill. Euro, davon etwa 50 Mill. Euro in die Erweiterung der Produktionskapazitäten.

Die neue Fertigung in Ungarn, die auf 7000 Quadratmetern für mehr als 4000 Einheiten ausgelegt ist, soll Ende 2021 anlaufen. Es würden 500 neue Beschäftigte in der Produktion eingestellt. Die Werke sollten 45 Stunden in der Woche laufen bei einer 36-Stunden-Woche der Mitarbeiter. So werde die Produktionskapazität von zuletzt gut 24000 Fahrzeugen auf 28000 bis 29000 erhöht.

Dies verleiht entsprechend der Gewinn-und-Verlust-Rechnung einen Schub. Der Umsatz werde im laufenden Jahr um 20% bis 22% auf mindestens 950 Mill. Euro zulegen, sagte Hundsdorf. Damit werde das Unternehmen die Milliardengrenze früher als ursprünglich angenommen erreichen. Der Auftragsbestand liege Ende 2020 mit 640 Mill. Euro auf Rekordhöhe, insgesamt hätten die Kunden 18736 Fahrzeuge vorbestellt. Zwölf Monate zuvor waren nur 395 Mill. Euro erreicht worden. Zudem bewegten sich die Lagerbestände der Händler auf ausgesprochen niedrigem Niveau, sagte der Finanzvorstand.

Die Rendite allerdings wird das Unternehmen aus Jandelsbrunn in Bayern im Jahr 2021 nicht steigern. Die Marge – operatives Ergebnis (Ebitda) bezogen auf den Umsatz – werde sich auf dem Vorjahresniveau bewegen, sagte Hundsdorf. Sie war im vergangenen Jahr um 0,2 Prozentpunkte auf 8,5% gestiegen. Der Vorstand unterstrich, dass das Ziel auf mittlere Sicht weiter eine zweistellige Ebitda-Marge sei: „Wir werden das auch erreichen.“ Vorerst hätten jedoch die Anlaufkosten für das Wachstum gewisse Einflüsse auf die Ergebnisse. Außerdem sehe Knaus Tabbert sich mit Preiserhöhungen für Materialien konfrontiert.

„Wir beabsichtigen, auch im nächsten Jahr ein relativ hohes Level an Investitionen zu halten“, sagte Hundsdorf. Mittelfristig wolle man auf 2,5% des Umsatzes zurückgehen. Die Finanzierung könne Knaus Tabbert angesichts einer niedrigen Verschuldungsquote aus eigener Kraft stemmen. Vorstandschef Speck zeigte sich über die Ergebnisse 2020 erfreut (siehe Tabelle). Trotz Umsatzausfalls im April seien die Erlöse gestiegen. Bei Reisemobilen sank der Marktanteil in Deutschland von 14,2% auf 13,5%. Bei Wohnwagen stieg er von 22,4% auf 23,6%.

Knaus Tabbert
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20202019
Umsatz795780
Ebitda16865
 in % vom Umsatz8,58,3
Ebit4746
Nettogewinn3131
Ergebnis je Aktie (Euro)27,637,55
Dividende je Aktie (Euro)1,50– 3
Operativer Cash-flow7144
Eigenkapitalquote (%)43,331,6
1) bereinigt insbesondere um IPO- und Beratungskosten; 2) gerechnet mit gewichtetem Durchschnitt der Aktien, im Jahresverlauf erhöht durch Kapitalerhöhung; 3) aus Bilanzgewinn im Vorjahr 30 Mill. Euro an damalige Gesellschafter gezahlt Börsen-Zeitung
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