Knorr-Bremse beeilt sich
Knorr-Bremse hat es mit dem Börsengang eilig. Das Unternehmen verkürzte die Zeichnungsfrist um einen Tag. Die Erstnotiz im Prime Standard ist aber nach wie vor für den kommenden Freitag geplant. Westwing wagt sich an diesem Dienstag aufs Parkett. Die Aktien wurden in der Mitte der Preisspanne zugeteilt. jh München – Die Aktien von Knorr-Bremse sind offenbar sehr begehrt. “Wir freuen uns sehr, dass die Nachfrage so hoch ist”, sagt Klaus Deller, der Vorstandsvorsitzende des Münchner Unternehmens. Das Interesse der Investoren während der Roadshow und des Bookbuilding-Prozesses sei groß. Damit begründete Knorr-Bremse die Entscheidung, die Zeichnungsfrist um einen Tag zu verkürzen. Sie endet deshalb an diesem Mittwoch zur Mittagszeit: für Privatanleger um 12 Uhr und für institutionelle Investoren um 13 Uhr. Zu Beginn der Vorwoche hatte die Investmentbank Morgan Stanley berichtet, schon in der ersten Stunde der Zeichnungszeit seien Aufträge für mehr als 40 Millionen Aktien eingegangen. Morgan Stanley, die Deutsche Bank und J.P. Morgan sind die globalen Koordinatoren des Initial Public Offering (IPO). Die Eigentümer von Knorr-Bremse, Heinz Hermann Thiele und seine Tochter, wollen maximal 48,4 Millionen Anteile platzieren. Der Höchstwert entspräche einem Streubesitz von 30 %.Die Erstnotiz im Prime Standard der Frankfurter Börse ist nach wie vor für Freitag geplant. Die Zahl der ausgegebenen Aktien und der Angebotspreis würden am Mittwoch festgelegt, kündigte das Unternehmen an. Am oberen Ende der Preisspanne, die von 72 bis 87 Euro reicht, wäre der Börsengang mit einem Emissionsvolumen von 4,21 Mrd. Euro knapp vor Siemens Healthineers der größte in diesem Jahr in Deutschland (siehe Tabelle). Damit ergäbe sich ein Börsenwert von 14 Mrd. Euro für den Weltmarktführer für Bremsen in Schienen- und Nutzfahrzeugen. Nach Informationen von Reuters haben die begleitenden Banken den Investoren allerdings einen Ausgabepreis zwischen 78 und 80 Euro – also in der Mitte der Zeichnungsspanne – signalisiert. Sand im GetriebeDie Begeisterung für Börsengänge hat sich in kurzer Zeit deutlich abgekühlt. Zwar könnte 2018 nach wie vor das stärkste IPO-Jahr in Deutschland seit 2000 werden (vgl. BZ vom 18. September), doch ist inzwischen Sand im Getriebe. Am vergangenen Freitag hat, wie berichtet, der Stuttgarter Anlagenhersteller Exyte seinen Börsengang auf einen unbestimmten Zeitpunkt verschoben. Die Stimmung auf den Aktienmärkten sei momentan nicht ideal, hieß es. Exyte hatte im besten Fall einen Emissionserlös von rund 1 Mrd. Euro angepeilt.Der Münchner Online-Möbelhändler Westwing konnte dagegen seine Preisvorstellungen durchsetzen und wagt sich an diesem Dienstag an die Börse. Die Erstnotiz im Prime Standard wurde um zwei Tage vorgezogen, nachdem die verkürzte Zeichnungsfrist am Montag endete.Der Ausgabepreis wurde auf 26 Euro je Aktie festgelegt, wie das Unternehmen am Montagabend mitteilte. Die Preisspanne hatte 23 bis 29 Euro betragen. Im Rahmen des IPOs seien insgesamt 5,06 Millionen Aktien platziert worden, davon 660 000 zur Deckung von Mehrzuteilungen. Bei vollständig ausgeübter Greenshoe-Option ergebe sich ein Bruttoerlös von rund 132 Mill. Euro, bei Nichtausübung belaufe sich der Bruttoerlös auf rund 114 Mill. Euro.Ein Viertel der Anteile von Westwing soll mit dem Börsengang in Streubesitz gelangen. Das auf Start-ups spezialisierte Beteiligungsunternehmen Rocket Internet würde damit seinen Anteil an Westwing von 30 % auf rund 22 % verringern. Westwing hatte schon vor drei Jahren einen Börsengang ins Auge gefasst, das Vorhaben aber vertagt.Bekannt sind aktuell auch Börsenpläne von Primepulse, Govecs und Abacus Medicine. Alle drei Unternehmen streben eine Notierung im Prime Standard an. Die Münchner Beteiligungsgesellschaft Primepulse, die sich auf Technologiefirmen im deutschen Mittelstand konzentriert, will im besten Fall einen Emissionserlös von knapp 290 Mill. Euro erzielen.Ebenfalls in München sitzt Govecs. Der Hersteller von Elektrorollern, der 75 Mill. bis 90 Mill. Euro einsammeln will, verschob die geplante Erstnotiz um sechs Wochen auf den 13. November. Der dänische Arzneimittel-Importeur Abacus Medicine will mit dem IPO in Frankfurt sein Kapital um brutto 40 Mill. Euro erhöhen.—– Wertberichtigt Seite 6