Knorr-Bremse könnte größter Börsengang des Jahres werden
jh München – Der Börsengang von Knorr-Bremse könnte gleichauf mit Siemens Healthineers im März der größte in diesem Jahr in Deutschland werden. Am oberen Ende der Preisspanne und einschließlich der Mehrzuteilungsoption ergäbe sich ein Emissionserlös von 4,2 Mrd. Euro (siehe Tabelle). Genau wären es 4 207,3 Mill. Euro und damit ein Tick mehr, als der Siemens-Konzern im Frühjahr für 15 % der Aktien seiner Medizintechnik erhalten hatte: Es waren 4 200 Mill. Euro.Knorr-Bremse, der Münchner Weltmarktführer für Schienen- und Nutzfahrzeugbremsen, peilt einen Streubesitz von maximal 30 % an. Die Preisspanne für die Aktien, die die Eigentümer Heinz Hermann Thiele und seine Tochter verkaufen, wurde auf 72 bis 87 Euro festgelegt. Am oberen Ende ergäbe sich ein Börsenwert von 14 Mrd. Euro. Die Zeichnungsfrist soll am kommenden Montag beginnen und bis 11. Oktober dauern. Die Erstnotiz im Frankfurter Prime Standard ist für den Tag darauf, einen Freitag, geplant.Das Basisangebot setzt sich aus 35 Millionen Inhaberaktien ohne Nennwert der KB Holding GmbH zusammen. Hinzu kommt eine Reserve von 8 Millionen Anteilen aus demselben Bestand, die im Fall einer ausreichenden Nachfrage platziert werden. Die KB Holding hält 95 % der Knorr-Bremse AG. Über zwei Zwischengesellschaften sind Heinz Hermann Thiele mit der Mehrheit sowie seine Tochter Julia Thiele-Schürhoff beteiligt. Die restlichen 5 % an der Knorr-Bremse AG hält der frühere Vorstandsvorsitzende und ehemalige Aufsichtsratschef über seine Vermögensverwaltungsgesellschaft Ursus.Der 77-jährige Thiele will mit dem Börsengang seine Nachfolge regeln. Der Emissionserlös fließt nur an ihn und seine Tochter. Das Kapital des Unternehmens wird nicht erhöht. Aktien für den Vorstand Der Vorstandsvorsitzende von Knorr-Bremse, Klaus Deller, berichtet von einem “sehr positiven Feedback von Investoren”. Am 17. September hatte das Unternehmen den geplanten Börsengang angekündigt.Für die vier Vorstandsmitglieder sind im Rahmen einer bevorrechtigten Zuteilung Aktien im Gesamtwert von 3,15 Mill. Euro reserviert. Für sie sowie für Thieles Vermögensverwaltungsgesellschaft Ursus gilt eine Haltefrist von sechs Monaten.Wie zu hören ist, können die Aktionäre von Knorr-Bremse mit einer Dividendenquote von 40 bis 50 % des Nettogewinns rechnen. Das Unternehmen, das nicht über Verlustvorträge verfügt, unterstellt dabei eine durchschnittliche Steuerquote von rund 30 %.Für den Börsengang macht das Unternehmen ein öffentliches Angebot in Deutschland und Luxemburg. Hinzu kommen Privatplatzierungen in einigen anderen Ländern. Insbesondere in den USA wirbt Knorr-Bremse vor allem um große Fonds, die in europäische Industrieunternehmen investieren.Den eigenen Marktanteil schätzt das Unternehmen im Schienenfahrzeugsegment auf zuletzt rund 50 % in der Welt. Im Segment Nutzfahrzeuge werden für pneumatische Bremssysteme 42 % angegeben und für Luftdruckscheibenbremsen 52 %. Knorr-Bremse ist der einzige Anbieter, der in beiden Segmenten tätig ist. Hauptwettbewerber im Schienenfahrzeugmarkt ist Wabtec in den USA mit einem Anteil von 15 %. Das belgische Unternehmen Wabco ist der größte Konkurrent für Nutzfahrzeugbremsen mit einem Anteil von 34 beziehungsweise 23 % (ohne bzw. mit Scheibenbremsen). Schienensegment profitablerKnorr-Bremse steigerte im ersten Halbjahr 2018 den Umsatz um 11,6 % auf 3,3 Mrd. Euro und das operative Ergebnis (Ebitda) um 12,4 % auf 582 Mill. Euro. Unter dem Strich stand ein Überschuss von 307 Mill. Euro. Für die nächsten drei bis vier Jahre erwartet der Vorstand ein durchschnittliches Umsatzwachstum von 4,5 bis 5,5 %. Mögliche Akquisitionen sind nicht berücksichtigt. Die Ebitda-Marge soll in dieser Zeit um rund 1,5 Prozentpunkte steigen. Basis ist die 2017 erzielte Umsatzrendite von 18,1 %. Im ersten Halbjahr 2018 waren es 17,5 %. Das Segment Schienenfahrzeuge ist das profitablere der beiden Sparten. Es erzielte in den ersten sechs Monaten eine Ebitda-Marge von 18,5 %; im Nutzfahrzeuggeschäft waren es 16,5 %.—– Wertberichtigt Seite 6