Kochs Kampagne
Nein, Helau und Alaaf sind nicht Roland Kochs Sache. Und Tollitäten wie zur Zeit als hessischer Ministerpräsident muss der seit dem Sommer 2011 amtierende Vorstandschef von Bilfinger auch nicht empfangen. Noch sieht Großaktionär Cevian keinen Anlass, ihm den Narrhallamarsch zu blasen – obwohl die Aktie im MDax-Vergleich in den vorigen zwölf Monaten schwach abgeschnitten hat. Doch die geplante Dividendenerhöhung und die Perspektiven für 2013 kommen beim Anlegerpublikum an, auch wenn es für Tusch oder dreifach-donnerndes Helau nicht reicht.Die Kampagne, mit der Koch die von seinem Vorgänger Herbert Bodner eingeleitete Strategie fortsetzt, besteht darin, den Konzern als Anbieter von Planung, Bau und Wartung von Industrie- sowie Energieanlagen in Europa, Asien und Nordamerika umzubauen und damit vom Auf und Ab der Konjunktur und der Eurokrise abzukoppeln. Mit Bau und Wartung von Kraftwerkskomponenten, erneuerbaren Energieträgern oder die Chemie arbeitet Bilfinger für Branchen, die stärker von gesetzlichen Vorschriften beeinflusst werden als von der Konjunktur. Im krisengeplagten Südeuropa ist Bilfinger nicht aktiv, sondern stärker in Ländern des Nordens.Das Konzept der Kampagne besteht in einer Wachstumsstrategie, die auf arrondierende Unternehmenskäufe und Devestitionen in traditionellen Baugeschäften setzt. Gegen Ende 2011 hatte Koch angekündigt, deutlich mehr als 1 Mrd. Euro in Übernahmen zu stecken. Seitdem hat der MDax-Konzern mit einer Marktkapitalisierung von aktuell 3,5 Mrd. Euro 22 Unternehmen im Gesamtwert einschließlich Schulden von 700 Mill. Euro eingesaugt.Und die Kasse ist Ende vorigen Jahres mit einer Anleihe über 500 Mill. Euro aufgestockt worden, sodass noch 850 Mill. für Akquisitionen zur Verfügung stehen. Diese Summe will Koch in den nächsten beiden Jahren ausgegeben.Und er ist zum Erfolg verdammt, denn er hat einen Großaktionär, der brutalstmöglich aufklärt, wenn etwas schiefgehen sollte und Koch nicht liefert wie versprochen. Und dann wird Bilfinger schnell ein Übernahmekandidat. Dass etwas passieren wird, ist klar, denn der skandinavische Investor ist alles andere als passiver Anleger wie eine traditionelle Fondsgesellschaft – er hat zuletzt noch auf gut 17 % aufgestockt und dürfte dieses Jahr in den Aufsichtsrat drängen. Bisher ist Koch aber auf gutem Weg. Die Abkehr vom weniger einträglichen Bau und die Expansion mit Dienstleistungen macht sich bezahlt.