Koenig & Bauer von der Rolle
wb Frankfurt – Koenig & Bauer (KBA), der weltweit zweitgrößte Druckmaschinenhersteller, strebt eine “weitergehende Neuausrichtung” an. Daher bereitet Vorstandschef Claus Bolza-Schünemann Investoren auf Belastungen zum Jahresabschluss vor. Über die noch nicht zu quantifizierenden Restrukturierungsaufwendungen und Sonderabschreibungen will Bolza-Schünemann noch vor Jahresende informieren.Dem mit Bogen-, Rollen-, Sonder- und Digitaldruckanlagen in unterschiedlichen Printmärkten positionierten Familienunternehmen mache vor allem das stark gesunkene Volumen in der Rollenrotation zu schaffen. Zudem entwickele sich das Geschäft mit Bogenoffsetanlagen und Systemen für Banknotendruck schwächer als erwartet.Während die Aktie des größeren Konkurrenten Heidelberg gestern um 11,7 % zulegte, gab der KBA-Kurs um 1,8 % nach. Das schon im August abgeschwächte Ergebnisziel für 2013 hält das KBA-Management für nicht mehr erreichbar, hatte der Vorstand bereits gewarnt (vgl. BZ vom 6. November). Laut Finanzchef Axel Kaufmann führen der ausgelieferte Produktmix sowie die Sonderaufwendungen zum Verlust. Ohne Einmaleffekte strebt er ein positives Betriebsergebnis an. Mit Ausbau des Servicegeschäfts und Erweiterung des Produktportfolios will Koenig & Bauer das an anderer Stelle verloren gegangene Geschäftsvolumen zumindest teilweise ersetzen.Neben “ersten Erfolgen im Digitaldruck” kam im dritten Quartal mit Kammann Maschinenbau der Weltmarktführer bei Druckanlagen für die Direktdekoration von Glasbehältern als profitabler Nischenanbieter zur Gruppe hinzu. Und die Mehrheitsübernahme des in flexiblen Verpackungen tätigen italienischen Druckmaschinenherstellers Flexotecnica stehe kurz vor dem Abschluss. Bilanziell gerüstetVon Mittelzufluss und der Bilanz kann sich KBA Umbauten leisten. Der operative Cash-flow ist nach neun Monaten infolge höherer Kundenanzahlungen und niedrigerer Forderungen mit 30 Mill. Euro positiv, obwohl die Vorräte gewachsen sind. Nach Auszahlungen für Investitionen schrumpfte der freie Cash-flow auf 2 Mill. Euro. Nach Abzug der reduzierten Bankverbindlichkeiten verbleibt eine Nettoliquidität von 169 Mill. Euro. Und das Eigenkapital deckt 35 % der Bilanzsumme.Trotz der im dritten Quartal um 7 % höheren Bestellungen war der Auftragseingang in neun Monaten 14 % niedriger als in dem von der Fachmesse Drupa begünstigten Vorjahr. Lieferverschiebungen für Sonderanlagen sorgten dafür, dass der Konzernumsatz um ein Fünftel unter der dem der Vorjahreszeit herauskam. Das Orderpolster schmolz per Ende September kräftig auf 628 (i.V. 735) Mill. Euro. Umsatzrückgang und Restrukturierungsaufwand trieben das Betriebsergebnis von 19 Mill. Euro Gewinn in 11 Mill. Euro Verlust. Bei einem Finanzsaldo von minus 6 Mill. liegt das Defizit nach Steuern bei 20 Mill. Euro.Im Bogenoffset lagen die Bestellungen von Juli bis September dank der starken Marktposition im Faltschachtel- und Blechdruck mit 165 Mill. Euro über den vier vorangegangenen Quartalen. In neun Monaten unterschritt der Auftragseingang mit 458 Mill. Euro allerdings den Vorjahreswert um 11 %. Das Ergebnis war mit – 8 Mill. deutlich stärker als 2012 mit – 21 Mill. Euro. Bei Rollen- und Sondermaschinen unterschritten die Aufträge den Vorjahreswert um 18 %. Dazu trug den weiteren Angaben zufolge auch das abgekühlte Geschäft mit Wertpapierdruckanlagen bei. Der Segmentumsatz erreichte mit 348 Mill. Euro gerade zwei Drittel des Vorjahresvolumens. Und das Ergebnis brach von 40 Mill. auf minus 3 Mill. Euro ein.