Indus und Gesco

Konjunkturflaute belastet Holdings für Mittelständler

Die Beteiligungsgesellschaften Indus und Gesco ähneln sich in vielerlei Hinsicht. Nun haben beide Holdings für mittelständische Industrieunternehmen mit Umsatz- und Ergebnisrückgängen zu kämpfen, für die vor allem die Konjunkturflaute verantwortlich ist. Auch erste Prognosen für 2025 sind verhalten. Dennoch plant Indus nun Aktienrückkäufe.

Konjunkturflaute belastet Holdings für Mittelständler

Konjunkturflaute belastet Holdings für Mittelständler

Umsatz- und Ergebnisrückgänge bei Indus und Gesco – Ausblick auf 2025 verhalten – Strategie der Beteiligungsgesellschaften ähnelt sich

md Frankfurt

Die Konjunkturflaute und die große Unsicherheit über die kurz- bis mittelfristige Entwicklung treffen die Beteiligungsgesellschaften Indus und Gesco hart. Die Portfolios der in Bergisch Gladbach und Wuppertal ansässigen, nur eine Autostunde voneinander entfernt liegenden Holdings setzen sich aus mittelständischen Unternehmen zusammen, deren Geschäfte vor allem dann gut laufen, wenn auch die Wirtschaft floriert. Selbst die Ausrichtung auf viele Aufträge versprechende Trends wie Infrastruktur, Energieeffizienz und Gesundheit, die in unterschiedlicher Gewichtung – neben anderen Schwerpunkten – beiden Holdings gemein ist, hat nicht verhindert, dass Umsätze und Ergebnisse in den ersten neun Monaten kräftig zurückgingen und die Aussichten für 2025 bestenfalls verhalten sind.

Viele Gemeinsamkeiten

Nicht nur bei den Sektoren, in denen die industriellen Mittelständler von Indus und Gesco tätig sind, gibt es Überschneidungen; auch die Strategien ähneln sich: Im Grunde sind beide darauf aus, gesunde Unternehmen zu erwerben, diese weiterzuentwickeln – also u.a. das Wachstum und die Rentabilität zu steigern – und im Portefeuille zu halten, was diese zwei Beteiligungsgesellschaften z.B. von den meisten Private-Equity-Firmen unterscheidet. Wenn sich das Marktumfeld und/oder die Einschätzung des Holding-Managements ändert, kann es jedoch zu Umschichtungen kommen. So hat sich Indus vor Jahren von Unternehmen aus der Automotive-Sparte getrennt.

Zudem versuchen Indus und Gesco, möglichst 100% an einer Beteiligung zu erwerben. Ist dies beim Einstieg nicht möglich, werden häufig Klauseln vereinbart, die der Holding ein Vorkaufsrecht einräumen, wenn andere Anteilseigner ihre Beteiligung verkaufen wollen.

Zuweilen gehören Indus und Gesco zum Kreis der Gesellschaften, die um dasselbe Unternehmen buhlen. Weitere Kaufinteressenten sind z.B. Family Offices, seltener Finanzinvestoren. Denn häufig geht es um Familienunternehmen, für deren Führung es keinen Nachfolger gibt oder die weiteres Wachstum nicht aus eigener Kraft finanzieren können und die deswegen verkauft werden. Doch wünschen sich die Eigentümer oft, dass das Lebenswerk als Ganzes weitergeführt und nicht etwa durch ein Private-Equity-Haus aufgeteilt wird, worauf der Verkauf der Filetstücke folgt, während wenig oder unrentable Firmenteile geschlossen werden. Da zudem sowohl Indus als auch Gesco fast ausschließlich bei Firmen im deutschsprachigen Raum engagiert sind, ist auch aus regionaler Sicht ein gelegentliches Aufeinandertreffen im Übernahmeanbahnungsprozess fast unausweichlich.

Die größere Indus, die in den ersten neun Monaten des Jahres 1,28 Mrd. Euro Umsatz machte (–6%), daraus ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 96 Mill. Euro zog (–18%) und als SDax-Wert auf eine Marktkapitalisierung von rund 530 Mill. Euro kommt (Gesco: etwa 140 Mill.), ist in die Segmente Engineering (16 Unternehmen), Infrastructure (14) und Materials (14) unterteilt, deren Erlöse jeweils rückläufig waren. Der operative Gewinn sank dagegen nur in zwei von drei Fällen: Infrastructure baute das Ebit durch „Maßnahmen zur Kostenkontrolle“ um fast ein Fünftel aus, wie die Holding mitteilte. Der freie Cashflow sank um fast ein Drittel auf 72 Mill. Euro; das lag zum einen am deutlich gesunkenen Ergebnis, zum anderen an einem positiven Sondereffekt im Vorjahr, als der Verkauf eines Gebäudes über 14 Mill. Euro zum Free Cashflow beisteuerte.

Ende Oktober hatte Indus die Ebit-Prognose für 2024 zum zweiten Mal in diesem Jahr gesenkt – „wegen Wertminderungen nach einem planmäßigen Impairmenttest“. Nunmehr wird ein operativer Gewinn zwischen 115 und 125 (150) Mill. Euro erwartet. Der Umsatz wird weiterhin auf 1,7 bis 1,8 (i.V. 1,8) Mrd. Euro geschätzt, woraus sich eine Ebit-Marge zwischen 7 und 8 (8,3)% ableitet. Der freie Cashflow soll über 110 (199) Mill. Euro liegen. Laut Vorstandschef Johannes Schmidt wird wohl auch 2025 gesamtwirtschaftlich herausfordernd.

Aktienrückkäufe geplant

Wie Indus in dieser Woche mitteilte, wolle man eigene Aktien zurückkaufen – üblicherweise ein Zeichen dafür, dass sich das Unternehmen entweder für unterbewertet hält oder keine Verwendung für die liquiden Mittel im operativen Geschäft hat. In einem ersten Schritt können Anteilseigner ihre Papiere für 21,65 Euro je Titel anbieten. Am Freitag kostete die Aktie im Handelsverlauf 20,60 Euro. Insgesamt will das Unternehmen maximal 700.000 Anteilscheine erwerben, woraus sich ein Volumen von bis zu gut 15 Mill. Euro ergibt. Anschließend sollen weitere Aktien über die Börse gekauft werden. Hierfür stünden bis zu 5 Mill. Euro zur Verfügung, wobei nicht mehr als 200.000 Stück erworben werden sollen.

Elf Töchter, ein Schwergewicht

Gesco erlöste in den ersten drei Quartalen dieses Jahres 383 (431) Mill. Euro; ein Minus von 11%. Das operative Ergebnis (Ebit) brach um 59% auf knapp 13 Mill. Euro ein. Infolgedessen hat sich die Ebit-Marge mehr als halbiert auf 3,3 (7,2)%. Ein Großteil der Abwärtsbewegung sei auf die Tochter Doerrenberg zurückzuführen, die im Maschinenbausektor tätig und ein Schwergewicht im Gesco-Portfolio ist. Die Nachfrageschwäche in der Investitionsgüterindustrie habe die Preise sinken lassen, teilte die Holding mit.

Auch Gesco ist in drei Bereiche mit insgesamt elf Unternehmen unterteilt: Prozess-Technologie, Ressourcen-Technologie sowie Gesundheit-/Infrastruktur-Technologie. Während die Prozess-Technologie sogar leichtes Wachstum verzeichnete, gingen die Umsätze in Gesundheit-/Infrastruktur deutlich und in Ressourcen-Technologie stark zurück. Der operative Gewinn war in allen drei Fällen rückläufig.

Die SVT GmbH – eine Tochter von Gesco, deren Sitz in Schwelm nur wenige Kilometer von der Zentrale der Beteiligungsgesellschaft in Wuppertal entfernt liegt – entwickelt und produziert als weltweiter Marktführer komplexe Anlagen zum Be- und Entladen von Schiffen sowie Tank- und Kesselwagen mit flüssigen und gasförmigen Stoffen, etwa Liquefied Natural Gas (LNG). Foto: Gesco

Die Prognose von Gesco sieht für 2024 einen Umsatzrückgang auf 520 bis 540 (561) Mill. Euro vor. Der Jahresüberschuss nach Anteilen Dritter soll zwischen 8 Mill. und 12 Mill. Euro liegen; 2023 hatte der Wert bei 21 Mill. Euro gelegen und vor Wertminderungen bei 26 Mill. Euro. Nach neun Monaten in diesem Jahr lag das Nettoergebnis bei 5,4 Mill. Euro.

„Mit der Geschäftsentwicklung im laufenden Jahr können wir natürlich nicht zufrieden sein“, sagte der zum 1. Oktober angetretene Gesco-Vorstandschef Johanne Pfeffer, „und eine kurzfristige Besserung ist noch nicht absehbar. Ich bin jedoch sehr zuversichtlich, dass wir von einer Verbesserung der Rahmenbedingungen überproportional profitieren werden und letztendlich gestärkt aus der derzeitigen Krise hervorgehen.“

Negative Rahmenbedingungen

In das Indus-Segment Engineering fallen 16 Unternehmen, die u.a. in den Bereichen Maschinen- und Gerätebau, Automatisierung, Fördertechnik sowie Mess- und Überwachungstechnik tätig sind.

Nach Angaben von Indus beurteilen 37% der Maschinen- und Anlagenbauer in Deutschland die derzeitige Lage als „schlecht“ oder „sehr schlecht“. Es überrascht daher nicht, wenn 40% der Unternehmen für 2024 mit einem nominalen Umsatzrückgang und 27% mit einer Erlösstagnation rechnen. Auch beim Blick auf 2025 zeigen sich die Unternehmen mehrheitlich skeptisch.

In diesem Umfeld ging der Umsatz im Segment Engineering (419 Mill. Euro) von Indus zwischen Januar und Ende September organisch – das heißt bereinigt um Zu- und Verkäufe – um 4,2% zurück. Die operative Marge – das Ebit fiel auf 28 (40) Mill. Euro – nahm im Vergleich zur Vorjahreszeit deutlich von 9,1% auf 6,6% ab. Der Auftragseingang, ein Indikator für die mittelfristige Entwicklung, ging in den ersten neun Monaten auf 398 (404) Mill. Euro zurück.

Dr. Johannes Schmidt (Jahrgang 1961), seit Januar 2006 Vorstandsmitglied der Indus Holding und seit Juli 2018 Vorstandsvorsitzender der Beteiligungsgesellschaft; Foto: Indus Holding

Das Segment Infrastructure von Indus umfasst 14 Unternehmen. Nach Aussage von Vorstandschef Ritter profitiert der Bereich strategisch von den Megatrends Mobilität/Urbanisierung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit sowie den Themen Netzausbau, Instandsetzung von Infrastruktur und Steigerung der Energieeffizienz. Doch werde das Geschäft insbesondere durch die Schwäche im Wohnungsbau gehemmt. Der Hauptverband der Bauindustrie erwarte im Gesamtjahr einen erneuten Erlösrückgang um rund 4% nach einem Minus von 5,2% im Vorjahr. Die Nachfrage werde durch weiter steigende Preise und hohe Finanzierungskosten belastet; so lagen die Baupreise für Wohngebäude im August um 3,1% über dem Vorjahreswert.

Einsparungen lassen Ergebnis trotz Umsatzrückgang steigen

Im Segment Infrastructure ging der Umsatz (425 Mill. Euro) in den ersten drei Vierteln des Jahres gegenüber 2023 organisch um 7,3% zurück. Im Gegensatz dazu kletterte das Ebit auf knapp 44 (37) Mill. Euro; die Ebit-Marge zog auf 10,2 (8,3)% an. Indus erklärt die gestiegene Rentabilität mit „Maßnahmen zur Kostenkontrolle“. Der Auftragseingang nahm um 2,9% auf 417 Mill. Euro zu.

Das dritte Indus-Segment, Materials, umfasst 14 Unternehmen. Es profitiere ebenfalls von den Megatrends Mobilität/Urbanisierung und Nachhaltigkeit sowie von Entwicklungen in Demografie und Gesundheit. Hemmend auf die Geschäftstätigkeit wirke sich die weiterhin hohe wirtschaftliche Unsicherheit im (metall-)verarbeitenden Gewerbe in Deutschland aus. Insgesamt seien die Wachstumsaussichten verhalten. Das hat sich deutlich in den Segment-Ergebnissen niedergeschlagen: Der Umsatz in den ersten neun Monaten ging im Vorjahresvergleich um 9,6% auf 438 Mill. Euro zurück. Indus verweist auf die schwächelnde Konjunktur der Metallbranche und die damit verbundene Kaufzurückhaltung; entsprechend hoch sei der Preisdruck. Die Entwicklung des Zulieferbereichs für Agrar- und Bautechnik sei „sehr verhalten“. Das operative Ergebnis sank von über 50 Mill. auf 38 Mill. Euro; die Ebit-Marge fiel von 10,4% auf 8,7%. Immerhin lag der Auftragseingang mit fast 405 (420) Mill. Euro nur wenig unter dem Vorjahreswert.

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