Konsorten trauen Scout24 Wert um 4 Mrd. Euro zu
wb Frankfurt – “Listing, Traffic, Money” titelt das Aktienresearch von Morgan Stanley, “Listings, Traffic, Monetisation”, schreiben ähnlich die Analysten der Credit Suisse über ihre Emissionsstudie. Dagegen spielen Goldman Sachs und Barclays mit dem Namen des in Rede stehenden Börsenkandidaten: Scout24.Die vier Banken sind (plus Jefferies) gemeinsame Buchführer, wobei die Schweizer und Goldman zudem als Koordinatoren auftreten. Heute dürfte der Wertpapierprospekt bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht durchgehen. Das Handelsdebüt ist für den 2. Oktober vorgesehen – einen Tag nach der Premiere der Bayer-Abspaltung Covestro, deren Angebot in Kürze das Plazet der Aufsichtsbehörde erhalten soll und die kurz vor Scout24 ihre “Intention to Float” veröffentlicht hatte.Bei Covestro haben Deutsche Bank und Morgan Stanley die Führung und sind gemeinsam mit BoA Merrill Lynch, Citi, Credit Suisse, J.P. Morgan und UBS Bookrunner. Rechtlich ist Linklaters für Bayer unterwegs und Hengeler Mueller bei Scout24; in beiden Fällen ist Sullivan & Cromwell mandatiert, ebenso CNC Communications.Die Prognosen der Banken für Umsatz und Ergebnis des Onlineanzeigenportals Scout24 unterscheiden sich nur minimal: Es wird mit einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von knapp 10 % und einem Plus im operativen Ergebnis (Ebitda) von gut 14 % p. a. von 2015 bis 2020 gerechnet. Der Börsenaspirant tummelt sich in einem Markt, den Credit Suisse auf 3 Mrd. Euro taxiert, davon bisher 420 Mill. Euro im Wachstumsfeld Online.Anzeigen für Häuser und Wohnungen machen 67 % des Scout24-Umsatzes aus und trugen 129 Mill. Euro zum operativen Ergebnis (Ebitda) bei, während das Autogeschäft 31 Mill. Euro Ebitda beisteuerte. Bei Immobilien ist Scout hierzulande die klare Nummer 1, am PS-Markt rangiert sie nach der zu Ebay gehörenden Mobile.de auf Platz 2. Mit 10-mal Umsatz kalkuliertGeplant ist eine Kapitalerhöhung von 200 Mill. bis 250 Mill. Euro; wie hoch die Umplatzierung von alten Aktien aus den Beständen von Deutscher Telekom und den im Pool agierenden Finanzinvestoren Hellman & Friedman und Blackstone ausfallen soll, ist noch nicht bekannt.Doch könnte es sich insgesamt um eine milliardenschwere Transaktion handeln. Während die anderen Banken in Bezug auf die Bewertung nur Indikationen geben, legt Barclays eine Berechnung nach allen Regeln der Kunst vor. Nach verschiedenen Methoden traut sie Scout24 eine Bewertung inklusive Nettoschulden von 3,5 Mrd. bis 4,6 Mrd. Euro zu und nach dem IPO eine Marktkapitalisierung von 2,8 Mrd. bis 3,8 Mrd. Euro. Immobilienscout24 wird dabei mit 3,0 Mrd. bis 3,9 Mrd. Euro angesetzt, entsprechend einem Vielfachen des operativen Ergebnisses (Ebitda) von 17,1 bis 22,3. Die kleinere Autodivision soll 700 Mill. bis 900 Mill. Euro wert sein auf Basis eines Multiple von 14,2 bis 18,2.Am untere Ende impliziere die Kalkulation ein Kurs-Gewinn-Verhältnis 2016 von 24,6, am oberen Ende von 34. Bezogen auf den Umsatz ergibt sich ein Multiple von 8,2 bis 10,7 und im Ebitda von 16,5 bis 21,4. Die notierten Vergleichsunternehmen Rightmove und Autotrader kommen auf 22,5 und 20,8. Doch ist Scout24 weit stärker verschuldet, da sich die Gesellschafter eine hohe fremdfinanzierte Dividende auszahlen ließen. “Focus on Leverage”, heißt es bei Barclays – untypisch für ein eher junges Internetunternehmen. Die Konkurrenten Rightmove und Rea arbeiten mit Nettoliquidität.Eine Dividende ist nicht absehbar, Analysten erwarten für die nächsten Jahre keine. Das Management wolle erst ausschütten, wenn der Leverage bei 2,5 liege. Vor IPO wird das Verhältnis von Nettoschulden zu Ebitda (ohne Restrukturierung) auf 5,2 veranschlagt, inklusive Kapitalerhöhung auf 4,0. Morgan Stanley traut Scout zu, sich pro Jahr in Höhe eines operativen Jahresergebnis (Ebitda) zu entschulden.