Konzern bleibt in roten Zahlen stecken
ahe Düsseldorf – Probleme im Werkstoffgeschäft haben dem größten deutschen Stahlhersteller ThyssenKrupp einen weiteren Quartalsverlust beschert. In den Monaten Januar bis März – also dem zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2011/12 – verbuchte der Dax-Konzern einen Verlust vor Zinsen und Steuern von 228 Mill. Euro nach einem positiven operativen Ergebnis von 497 Mill. Euro im Vorjahr. Unter dem Strich stand ein Fehlbetrag von netto 587 Mill. Euro. Aufaddiert für das erste Halbjahr 2011/12 (30. September) weitete sich der Nettoverlust damit auf mehr als 1 Mrd. Euro aus.Die schwache Ergebnisentwicklung war insbesondere auf das europäische Stahlgeschäft zurückzuführen, wo die Branche zurzeit einem erheblichen Erlös- und Margendruck gegenübersteht. Das Preisumfeld im Werkstoffgeschäft sei “schwierig”, räumte ThyssenKrupp ein. Der Wettbewerb in der europäischen Stahlbranche sei noch intensiver geworden. Der Konzern konnte mit seinem europäischen Stahlgeschäft daher auch nicht mehr die Verluste auffangen, die immer noch in den neuen Stahlwerken in Brasilien und den USA anfallen. Im zweiten Quartal summierten sich diese Verluste immer noch auf 228 Mill. Euro.Vorstandschef Heinrich Hiesinger zeigte sich dennoch optimistisch. “Insgesamt gehen wir davon aus, dass wir bei der Ergebnisentwicklung die Talsohle durchschritten haben”, erklärte er. Im zweiten Halbjahr werde das Ergebnis wieder moderat ansteigen. Für das Gesamtjahr 2011/12 prognostiziert ThyssenKrupp nun ein um Sondereffekte bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im mittleren dreistelligen Mill.-Euro-Bereich. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern noch ein bereinigtes Ebit von knapp 1,8 Mrd. Euro erwirtschaftet.Hoffnung macht ThyssenKrupp unter anderem der Industriegüterbereich mit seinem Aufzugs- und Anlagenbau, dem Werften- und Komponentengeschäft. Die soliden Ergebnisbeiträge aus den Industriegütergeschäften hätten die negativen Effekte aus dem Werkstoffbereich bislang zum Großteil kompensiert, sagte Hiesinger in einem Pressegespräch. “Ohne die Industriegeschäfte wären wir derzeit in einer schwierigen Situation.” Neue regionale StrukturThyssenKrupp kündigte an, eine neue Regionalorganisation einzuführen, die die einzelnenen Segmente in verschiedenen Ländern bündeln soll. Dadurch könnten vorhandene Potenziale im Konzern besser gehoben werden, sagte Hiesinger, ohne schon weitere Details hierzu zu nennen. Zurzeit gibt es im Konzern bereits Pilotprojekte zur Regionalorganisation in den USA, Indien, Japan und der Türkei.Das derzeit bereits laufende Kostenprogramm “impact” soll unabhängig davon im laufenden Geschäftsjahr Einsparungen von 300 Mill. Euro bringen. Die Hälfte hiervon wurde bereits im ersten Halbjahr realisiert.Die drückenden Nettofinanzschulden blieben Ende März mit knapp 6,5 Mrd. Euro in etwa auf Vorjahreshöhe. Der operativ nötige Aufbau von Net Working Capital und der Hochlauf der neuen Stahlwerke in den USA und Brasilien schlugen sich hier negativ nieder. Die Reduzierung der Schulden habe weiterhin hohe Priorität, betonte Hiesinger.Den Abschluss des im Januar vereinbarten Mehrheitsverkaufs der Edelstahltochter Inoxum an die finnische Outokumpu soll wie geplant bis Jahresende erfolgen. ThyssenKrupp erwartet, dass die Kartellprüfung in Brüssel in der kommenden Woche in eine vertiefte Prüfung bis September oder Oktober verlängert wird. Dies sei aber keine Verzögerung, sondern von Anfang an so eingeplant.