NewClimate Institute

Konzerne fallen mit ihren Klimazielen durch

„Netto-Null“ und „Klimaneutralität“ sind die Begriffe, mit denen viele Unternehmen für ihre Klimaziele werben. Die tatsächlichen Ambitionen im Klimaschutz sind allerdings weniger ehrgeizig als von den Konzernen beworben, zeigt eine Untersuchung des NewClimate Institute.

Konzerne fallen mit ihren Klimazielen durch

Eine wachsende Zahl von Unternehmen wirbt damit, auf dem Weg in Richtung Netto-Nullemissionen und Klimaneutralität mit ehrgeizigen Zielen voran zu gehen. Doch bei näherer Betrachtung sind die Ambitionen von Konzernen im Klimaschutz weniger ehrgeizig als beworben und reichen nicht aus, um die 2015 an der Weltklimakonferenz in Paris vereinbarten Ziele zu schaffen. Zu diesem Schluss kommen die beiden Nichtregierungsorganisationen NewClimate Institut und Carbon Market Watch, die die Klimaziele von 25 der weltweit größten Unternehmen unter die Lupe genommen haben. Fazit der Untersuchung: Die Klimaziele der Unternehmen führen durchschnittlich zu einer Emissionsreduktion von 40%. Auch die fünf untersuchten Dax-Konzerne BMW, Deutsche Post, Deutsche Telekom, Eon und Volkswagen können mit ihren Klimazielen nicht überzeugen. „Wir hatten uns vorgenommen, so viele gute Beispiele wie möglich aufzudecken, aber wir waren ehrlich gesagt überrascht und enttäuscht über die schlechte Qualität der Zusagen der Unternehmen“, sagt Thomas Day vom NewClimate Institute, der Hauptautor der Studie. Während der öffentliche Druck auf die Unternehmen steige, den Klimawandel einzudämmen, fehle es ihren ehrgeizig klingenden öffentlichen Versprechen oft an Substanz. So habe die Mehrheit der untersuchten Unternehmen, die sich zu Netto-Null-Emissionen oder Klimaneutralität verpflichtet haben, keine entsprechend ehrgeizigen konkreten Ziele formuliert. Die 13 Unternehmen, die ihre öffentlichen Netto-Null-Zusagen mit konkreten Reduktionsverpflichtungen unterlegt haben, werden ihre Emissionen über die gesamte Wertschöpfungskette ab 2019 nur um 40% senken, rechnen die NGOs in ihrem Corporate Climate Responsibility Monitor vor. Nur drei Unternehmen – darunter auch die Deutsche Telekom – verpflichten sich in ihren öffentlichen Versprechen demnach eindeutig zu Emissionsreduktionen von mehr als 90% über ihre gesamte Wertschöpfungskette. „Irreführende Werbung von Unternehmen hat reale Auswirkungen auf Verbraucher und politische Entscheidungsträger. Man gaukelt uns vor, dass diese Unternehmen ausreichende Maßnahmen ergreifen, obwohl die Realität weit davon entfernt ist“, sagte Gille Dufrasne von Carbon Market Watch. Er sieht Regierungen und Regulierungsbehörden gefordert, für mehr Transparenz und Integrität bei Klimazielen von Unternehmen zu sorgen.

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