Konzerne gründen Wasserstoff-Allianz

Linde, BMW und Daimler dabei - Wenige Brennstoffzellenautos erhältlich

Konzerne gründen Wasserstoff-Allianz

igo Stuttgart – Am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos haben sich 13 Konzerne zum sogenannten Hydrogen Council getroffen. Es handelt sich dabei um eine weltweite Initiative, die den Wasserstoffantrieb bei Fahrzeugen fördern will. Wasserstoff soll “als eine der zentralen Lösungen für die Energiewende” etabliert werden, teilte die Gruppe mit. Mitglieder sind die Öl- und Gaskonzerne Linde, Air Liquide, Shell und Total, der Energiekonzern Engie, der Rohstoffkonzern Anglo American, der Industriekonzern Alstom sowie BMW, Daimler, Honda, Hyundai, Kawasaki und Toyota aus der Automobilbranche. Beim Ratsvorsitz wechseln sich jeweils zwei Konzernvertreter aus unterschiedlichen Regionen und Branchen ab. Zunächst sind dies Benoît Potier, CEO von Air Liquide, und Toyota-Chairman Takeshi Uchiyamada.Die Konzerne wollen von 2018 bis 2022 jährlich 1,9 Mrd. Euro in die Entwicklung und Kommerzialisierung von Wasserstoff und Brennstoffzellen investieren (siehe Grafik). Die Gruppe wolle so dazu beitragen, die 2015 in Paris verabschiedeten Klimaziele zur Begrenzung der Erderwärmung zu erreichen, heißt es in einer Mitteilung. In welche konkreten Projekte oder Produkte investiert wird, teilte der Hydrogen Council indes nicht mit. Die Konzerne fordern vor allem die Politik auf, Rahmenbedingungen für den Erfolg der Technologie zu schaffen. So wird etwa in einer von der Gruppe beauftragten Studie die Doppelsteuer bei der Energiezufuhr und -abgabe in Deutschland kritisiert, wenn Wasserstoff zur Speicherung eingesetzt wird.In der offiziellen Kfz-Zulassungsstatistik haben Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb keine eigene Kategorie. Bislang gibt es auch nur wenige Serienfahrzeuge, etwa den Hyundai ix35 oder den Toyota Mirai, die jeweils deutlich mehr als 60 000 Euro kosten. In ihnen reagiert Wasserstoff in der Brennstoffzelle mit Sauerstoff und wird so in Energie umgewandelt. Diese lässt sich entweder in einer Batterie speichern oder treibt direkt einen Elektromotor an. In die Umwelt gelangt dabei nur Wasserdampf. Allerdings wird bei der energieintensiven Produktion von Wasserstoff viel Kohlendioxid ausgestoßen. Zudem ist das Gemisch brennbar und flüchtig. Wasserstoffautos sind zwar im Gegensatz zu batteriebetriebenen Fahrzeugen ähnlich schnell betankbar wie Autos mit Verbrennermotor. Mit der Weiterentwicklung der Batterietechnik wird der bisherige Reichweitenvorteil jedoch immer geringer. Bislang ist zur Produktion der Brennstoffzellen zudem das Edelmetall Platin erforderlich, was die Autos teuer macht.Die Gaskonzerne Air Liquide und Linde können bei einem Erfolg der Allianz und der Technologie auf steigende Umsätze mit Wasserstoff hoffen, die Tankstellenbetreiber Shell und Total können ihre Infrastruktur für den Vertrieb nutzen. Die Autokonzerne indes haben sich zuletzt auf die Batterietechnik konzentriert. Markt erst ab 2025Dabei forschen die deutschen Hersteller seit Anfang der neunziger Jahre an der Wasserstofftechnologie. Daimler etwa testet die Brennstoffzelle seit 1994. Ankündigungen eines Serienautos gab es seither immer wieder, bisher kamen allerdings nur Mercedes-Busse mit Brennstoffzelle auf den Markt. Nun soll im Herbst der Geländewagen GLC als Hybrid mit Brennstoffzelle und Batterie präsentiert werden. Für das erste Jahr rechnet Mercedes mit einem vierstelligen Absatz. BMW produzierte 2006 rund 100 Hydrogen 7 und stellte das Modell anschließend ein. Laut Entwicklungschef Klaus Fröhlich soll 2021 eine Kleinserie auf den Markt kommen. Der Konzern arbeitet dabei mit Toyota zusammen. Ein weltweites Pkw-Angebot sehe er wegen der hohen Kosten und fehlender Infrastruktur jedoch auch nach 2025 noch nicht, sagte Fröhlich dpa-afx. Auch die Initiative geht davon aus, dass sich die Brennstoffzelle vor 2025 nur bei Bussen durchsetzt.