Konzernumbau treibt M&A an

Investment-Banking-Chef von J.P. Morgan in Deutschland erwartet 2020 mehr Milliarden-Deals und IPOs

Konzernumbau treibt M&A an

Billiges Geld ist in Hülle und Fülle da, und Finanzinvestoren wissen kaum, wohin damit. Hinzu kommen etliche Branchen wie die Autoindustrie, in denen die Konzerne umgebaut werden. Das bildet die Grundlage für ein gutes Jahr 2020 im Investment Banking. J.P. Morgan erwartet mehr M&A-Deals und Börsengänge.cru/lee Frankfurt – Die US-Bank J.P. Morgan, seit zwei Jahren die Nummer 1 im deutschen Investment Banking, rechnet im Jahr 2020 mit reger Fusionstätigkeit in Deutschland. “Das deutsche M&A-Geschäft ist im Jahr 2019 zwar etwas schlechter gelaufen als im Vorjahr, aus heutiger Sicht sollte dieses Jahr aber wieder etwas besser werden”, sagte Christian Kames, Chef des deutschen Investment Bankings, der Börsen-Zeitung. Wesentlicher Treiber sei neben dem Trend zur Fokussierung und Konsolidierung in einigen Branchen auch der Wunsch vieler Unternehmen, ihr Geschäft international auszubauen, sowie eine weiter hohe Aktivität von Finanzinvestoren.Die USA sieht Kames als Zielland Nummer 1 für Akquisitionen deutscher Unternehmen. “Gründe hierfür sind nicht nur die Attraktivität des Marktes, sondern auch die wachsenden Hürden zwischen den Wirtschaftsblöcken. Viele Unternehmen wollen deshalb amerikanischer werden.” US-Akquisitionen sind zwar durch die Überwachung der US-Superbehörde Cfius für ausländische Investoren schwieriger geworden, und die Genehmigungsprozesse dauern länger. “Aber am Ende werden dann doch fast alle Fusionen und Übernahmen durch deutsche Unternehmen genehmigt.”Finanzinvestoren, die 20 % des deutschen M&A-Volumens ausmachen, sind nicht nur stark auf Portfolio-Veränderungen von Großunternehmen fixiert, sondern suchen auch immer mehr den Schulterschluss mit familienkontrollierten Gesellschaften. J.P. Morgan organisiert derzeit gemeinsam mit Goldman Sachs und Deutscher Bank den Verkaufsprozess der mehr als 15 Mrd. Euro schweren Aufzugssparte von Thyssenkrupp – voraussichtlich eine der größten Transaktionen dieses Jahres in Deutschland, bei der vor allem drei Konsortien aus Finanzinvestoren als Käufer im Wettbewerb stehen. Finanzinvestoren beliebtImmer öfter werden Finanzinvestoren aber auch als Eigentümer dem öffentlichen Kapitalmarkt vorgezogen. “In einigen Branchen sind die Unternehmen sehr unzufrieden mit der eigenen Bewertung und fragen sich daher, ob sich die mit der Börsennotierung einhergehenden Kosten überhaupt lohnen”, sagt Patrik Czornik, für das deutsche M&A-Geschäft bei J.P. Morgan verantwortlich ist. Oder aber es wird nach einem Partner gesucht, mit dem das Wachstum noch weiter forciert werden kann. Ein “Taking Private” zusammen mit einem Finanzinvestor könne hier eine interessante Option sein. Die Transaktion von KKR/Springer ist hierfür ein gutes Beispiel.Mit Blick auf den Brexit gibt sich Kames eher gelassen: “Das Interesse an britischen Unternehmen dürfte insgesamt nachlassen, aber aus deutscher Sicht war dies nie wirklich besonders ausgeprägt.”Für das 2019 relativ schwache Geschäft mit Börsengängen zeigte sich Stefan Weiner, der für das ECM-Geschäft in Deutschland zuständig ist, zuversichtlich: “Wir erwarten deutlich mehr IPOs, Spin-offs, Aktienumplatzierungen, Wandelanleihen und Kapitalerhöhungen.” Delivery Hero etwa hat zur Finanzierung der Akquisition des südkoreanischen Konkurrenten Woowa gerade eine kombinierte Transaktion aus Wandelanleihe und Kapitalerhöhung von 2,6 Mrd. Euro begeben.Fünf bis zehn größere Börsengänge hält Weiner in 2020 für realistisch. Nachdem 2019 die Gebühreneinnahmen für Börsengänge um mehr als die Hälfte eingebrochen waren , kursieren jetzt in Kreisen der Investmentbanken neben Wintershall noch etliche weitere Namen von Unternehmen, die als IPO-Kandidaten gehandelt werden. Die Aufzugssparte von Thyssenkrupp, wenn es nicht zu einem Verkauf kommen sollte, der Rüstungskonzern Hensoldt, der dem Finanzinvestor KKR gehört, der Wissenschaftsverlag Springer Nature aus dem Portfolio des Finanzinvestors BC Partners, Signa Sports, der Immobilienspezialist Logistrial, das an die New Yorker Börse strebende Chemieunternehmen Atotech des Finanzinvestors Carlyle sowie das Medienunternehmen Social Chain Group. Rüstungskonzern vor ListingOb der von KKR erst 2017 von Airbus erworbene auf die Enttarnung von Tarnkappen spezialisierte Rüstungselektroniker Hensoldt im zweiten Quartal 2020 so weit ist, wird sich weisen. Deutsche Bank, Bank of America und J.P. Morgan sind mandatiert, die Bewertung wird auf 2,5 Mrd. Euro taxiert. Daneben werden in Deutschland zumindest zwei große Spin-off Transaktionen von Dax-Konzernen erwartet: Siemens Energy, die Energie-Sparte von Siemens, und Vitesco, die Powertrain-Division von Continental.