Daimler Truck ist für dieses Jahr ausverkauft
Daimler Truck ist für dieses Jahr ausverkauft
Nachfrage nach Lkw höher als das Angebot – Preisanstieg gibt Umsatz und Gewinn Schub im ersten Quartal
jh München
Die Nachfrage nach Lkw ist hoch. „Wir sind für dieses Jahr mehr oder weniger ausverkauft“, berichtete Jochen Goetz, der Finanzvorstand von Daimler Truck, zur Vorlage des Quartalsberichts. Der Auftragsbestand sei nach wie vor groß, und in den Lieferketten gebe es weiterhin Engpässe. Deshalb erwartet Goetz für das gesamte Jahr: „Die Nachfrage bleibt deutlich höher als das Angebot.“ Auch die Konkurrenten Volvo und Traton hatten, wie berichtet, mit ihren Geschäftszahlen die Erwartungen übertroffen. Die Lkw-Hersteller nehmen neue Bestellungen zum Teil nur zurückhaltend an. Daimler Truck hat die Auftragsbücher derzeit noch geschlossen.
Trotz des guten Starts ins Jahr, über den Daimler Truck mit vorläufigen Zahlen schon Ende April informiert hatte, hält der Vorstand an seiner Jahresprognose fest. Es gebe zwar Potenzial nach oben, falls sich die Liefersituation verbessern sollte. „Aber es gibt auch Risiken“, fügte Goetz mit Blick auf die Versorgung mit Bauteilen hinzu. Er nannte in diesem Zusammenhang Cyberangriffe auf Zulieferer. Deren Zahl nehme zu. Im März hatte SAF-Holland in Unterfranken von einer Attacke auf die IT berichtet und musste die
Produktion an einigen Standorten unterbrechen.
Für die operative Marge des Lkw-Geschäfts in Nordamerika und Europa ist Daimler Truck nun dennoch etwas optimistischer. Gerechnet werde mit einem Wert in der oberen Hälfte der Prognosespanne. Für die um Sondereffekte bereinigte Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) peilt das Unternehmen in Nordamerika 10 bis 12% und für die in Europa und Lateinamerika verkaufte Marke Mercedes-Benz 7 bis 9% an. Im ersten Quartal betrug die Marge in Nordamerika 11,6 (i.V. 8,4)%, Mercedes-Benz erreichte 8,8 (7,9)%. Ebenso hoch war die bereinigte Umsatzrendite des Industriegeschäfts (ohne Finanzdienstleistungen): 8,8 nach 5,9% in den ersten drei Monaten 2022.
Marktschwäche in Brasilien
Dass der Aktienkurs am Dienstag zum Xetra-Schluss um 2% nachgab, lag womöglich am Auftragseingang in Nordamerika, dem profitabelsten Segment. Die Bestellungen gingen dort um 13% zurückging und damit um 2 Punkte kräftiger als im Konzern.
Der Marke Mercedes-Benz gelang der Margenanstieg trotz einer Marktschwäche in Brasilien nach der Einführung einer neuen Norm für Abgasemissionen. Während der Konzernabsatz um 15% auf rund 125.000 Lkw und Busse zunahm, steigerte Mercedes-Benz die Zahl nur um 2% auf etwa 34.500 Lkw. In der zweiten Hälfte dieses Jahres erwartet Goetz eine Normalisierung der Nachfrage in Brasilien. Aufs gesamte Jahr gesehen werde sich dieser Markt aber schwach entwickeln und die Marge dort unter Druck bleiben. Der Konzernumsatz stieg um 25% auf 13,2 Mrd. Euro und das bereinigte Ebit um 78% auf 1,16 Mrd. Euro.
Der Nettogewinn verdreifachte sich fast auf 795 Mill. Euro. Goetz begründete das gute Abschneiden neben der hohen Nachfrage nach Lkw in allen Regionen mit Ausnahme Brasiliens mit höheren Verkaufspreisen und einem wachsenden Servicegeschäft. Zudem mache Daimler Truck Fortschritte mit der Kostendisziplin.
Die Preiserhöhungen für Lkw im Vorjahr hätten nun den vollen Effekt auf das Ergebnis. Daimler Truck plant jetzt zunächst mit stabilen Preisen. Goetz erwartet, dass die Kosten für Rohmaterial in der zweiten Jahreshälfte sinken. Die Spotpreise seien bereits niedriger, wegen der Lieferverträge dauere es jedoch einige Zeit, bis dies im Unternehmen ankomme. Der Effekt von Preisen und Kosten werde per saldo für Daimler Truck 2023 positiv sein.
Daimler Truck hat die Auftragsbücher noch geschlossen, denn der Auftragsbestand ist vor allem in Nordamerika und Europa hoch. Und in den Lieferketten gibt es immer noch Engpässe. Gründe fürs gute Abschneiden im ersten Quartal sind außer der starken Nachfrage höhere Preise und das wachsende Servicegeschäft.