Koreaner schließen zu deutschen Autobauern auf

Ernst & Young macht Zwei-Klassen-Gesellschaft in der Branche aus - Risiko Schuldenkrise

Koreaner schließen zu deutschen Autobauern auf

po Frankfurt – VW-Konzernchef Martin Winterkorn hat sie schon länger als ernst zu nehmende Wettbewerber auf dem Visier: die koreanischen Autobauer Hyundai und Kia. Ernst & Young belegt diese starke Rolle der beiden verschwisterten koreanischen Hersteller in der jüngsten Analyse der Autoabschlüsse für das erste Quartal 2012. In puncto Profitabilität sind die beiden Anbieter aus Fernost schon an zwei der drei deutschen Hersteller vorbeigezogen (siehe Grafik). Als weltweit profitabelster Anbieter behauptete sich BMW, auch deshalb, weil die sehr guten Umsatzmargen von Audi in die – niedrigere – Volkswagen-Rendite eingehen. Taktgeber”Die deutschen und koreanischen Autohersteller geben den Takt vor und zeigen der Konkurrenz, dass trotz schwieriger Rahmenbedingungen dynamisches Wachstum weiter möglich ist”, stellt Peter Fuß, Partner bei dem Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsunternehmen, fest. Nach seiner Auffassung zeigen die aktuellen Zahlen das Bild einer Zwei-Klassen-Gesellschaft. So hätten die französischen und auch die amerikanischen Hersteller, trotz der in den Staaten zuletzt guten Entwicklung, hinsichtlich der finanziellen Performance das Nachsehen. Der leichte Renditerückgang bei zwei deutschen Herstellern sei auf Sondereffekte zurückzuführen. “Die Margen der deutschen Hersteller sind nach wie vor überdurchschnittlich hoch.”Fuß warnt aber die deutschen Konzerne vor Übermut: “Die Erfolge der koreanischen Hersteller zeigen, dass die deutschen Autobauer nicht unangefochten an der Spitze der Branche stehen und sich auf keinen Fall auf ihren Erfolgen ausruhen können.” In Zukunftstechnologien müsse weiter investiert, die Fertigungen optimiert und die Modellpaletten abgerundet werden. Zudem erfordere das starke Wachstum in Schwellenländern Anpassungen in der Unternehmen- und Managementstruktur.Fulminant fiel in den ersten drei Monaten das Comeback von Toyota aus. In den weltweit verkauften Stückzahlen legte der japanische Konzern um ein Drittel auf 2,4 Millionen Einheiten zu und verdrängte General Motors und Volkswagen auf die Plätze. Auch beim Umsatz erklomm Toyota mit umgerechnet 51,9 Mrd. Euro wieder die Weltspitze. Hier setzte sich VW wegen der deutlich höheren Durchschnittspreise mit 47,3 Mrd. Euro klar von General Motors als Drittplatziertem und 28,3 Mrd. Euro Umsatz ab. Krösus bezüglich des Geldverdienens war aber Volkswagen mit einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 3,2 Mrd. Euro vor der wieder erstarkten Toyota mit umgerechnet 2,17 Mrd. Euro sowie BMW (2,13 Mrd. Euro) und Daimler (2,13 Mrd. Euro). Auf Rang 5 folgte Hyundai mit 1,5 Mrd. Euro.Die kommenden Monate bergen für die Branche laut Fuß Risiken. “Es dürfte allerdings schwer werden, die Wachstumsdynamik des vergangenen Jahres aufrechtzuerhalten.” Bei einer weiteren Eskalation der europäischen Schuldenkrise könnten sich alle Wachstumsprognosen schnell als Makulatur erweisen – “mit katastrophalen Folgen für die Autoindustrie”. Auch in China mehrten sich die Anzeichen einer merklichen Konjunkturabkühlung. Mittelfristig bleibe China aber ein Wachstumsmarkt. Harte Landung zu verkraftenStandard & Poor’s hatte jüngst in einer Studie die möglichen Auswirkungen einer “harten Landung” der chinesischen Konjunktur analysiert. Bei einem Wachstum (Worst Case) von nur 5 % in China dürfte das vor allem die Premiumanbieter wie BMW, Daimler und VW (Audi) treffen, die einen erheblichen Gewinnanteil aus dem Chinageschäft zögen. Zugleich verfügten aber gerade die deutschen Hersteller über so viel Finanzspielraum und Ertragskraft, dass sie keine unmittelbare Herabstufung ihres Ratings befürchten müssten. Insgesamt hält die Ratingagentur das finanzielle Risiko für die Autobauer für begrenzt.Ein weit größeres Risiko für die Aussichten der westlichen Hersteller in China sieht S & P in den politischen Eingriffen Pekings in die Investitionspolitik und damit in die Marktchancen der Branche. Gerade die europäischen Autobauer müssten zusehen, wie sie am besten ihre Joint Ventures mit den chinesischen Partnern entwickeln.