KPN macht als Platzhirsch gute Figur

Privatkundengeschäft brummt - Wettbewerber haben im niederländischen Markt schweren Stand

KPN macht als Platzhirsch gute Figur

KPN bindet die Kundenbasis im Heimatmarkt verstärkt mit Bündelangeboten in Festnetz, Mobilfunk und auch IPTV und macht damit dem Telekomwettbewerb das Leben schwer. Insbesondere für Außenseiter T-Mobile Niederlande wird es enger.hei Frankfurt – Der niederländische Telekomkonzern KPN ist mit einem leichten Umsatzrückgang, aber höherem Gewinn ins Jahr gestartet. Die Einnahmen fielen um 2,4 %, was vor allem auf die Schwäche im Geschäftskundenbereich und im Wholesale zurückzuführen ist. Hier sackten die Erlöse um 6,9 % bzw. 1,1 % ab. Jahrelange Sparanstrengungen zahlten sich jedoch aus. Das Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) kam um 2,8 % voran. Verminderte Abschreibungen und Wertberichtigungen im Vorjahresquartal sorgten unterm Strich für einen Gewinnschub um 92 %. Der operative Free Cash-flow kletterte um ein Viertel, weil die Investitionen zurückgefahren wurden.KPN hat im März 6 % ihrer Beteiligung an Telefónica Deutschland gegen 1,4 % an Telefónica getauscht und begonnen, diese Aktien zu verkaufen. Während das 9,5-Prozent-Paket an Telefónica Deutschland als Finanzinvestment bleibt und die Dividende an die KPN-Aktionäre weitergereicht werden soll, kündigte das Unternehmen zugleich ein Aktienrückkaufprogramm über 200 Mill. Euro an, das nächstes Jahr beginnen soll. Für das Gesamtjahr erwartet der Konzern ein Ebitda vergleichbar dem von 2016.Für KPN zahlt sich die Strategie der Bündelung von Kundenverträgen in einem Vertrag – idealerweise Festnetz, Mobilfunk und IPTV – zunehmend aus. Im dominierenden Privatkundengeschäft in den Niederlanden, das für 70 % des Umsatzes im Heimatmarkt steht, gelang im ersten Quartal ein Umsatzplus von 2,1 % auf 788 Mill. Euro. Dabei legten die Festnetzerlöse um 1,5 % zu, die Einnahmen im Mobilfunk sogar um 3,8 % (inklusive steuerlicher Vorteile), die tatsächlichen Serviceerlöse kamen hier um 1 % voran. Inzwischen beziehen 39 % aller Haushalte und 45 % der Vertragskunden in den Niederlanden Bündelprodukte aus Festnetz- und Mobilfunk.Damit festigt KPN ihre Position als Platzhirsch in den Niederlanden und macht insbesondere Wettbewerbern wie T-Mobile NL das Leben zusehends schwerer. Denn die Telekom-Tochter, die auf ein reines Mobilfunkprodukt angewiesen ist, kann gegen die Konkurrenz mit integriertem Angebot nur schwer antreten. Nachdem sich vor gut einem Jahr der Druck auf T-Mobile NL durch den Zusammenschluss von Vodafone und Liberty Global – die zusammen ein voll integriertes Angebot einschließlich TV haben – merklich erhöht hatte, hatte die Telekom den zuvor bereits angestoßenen Verkaufsprozess zunächst auf Eis gelegt. Inzwischen wurde die Gesellschaft zu Jahresbeginn dem “Portfolio der Möglichkeiten” im neuen Ressort Group Development hinzugefügt.Ideen sind gefragt. T-Mobile NL hat im vergangenen Jahr bei Umsätzen von 1,33 Mrd. Euro einen Einbruch des Ebitda von 28,4 % auf 358 Mill. Euro hinnehmen müssen. Die Umsatzwende im Schlussquartal (+ 4,7 %) wurde mit einem hohen Marketingaufwand und somit einem noch stärkeren Ertragseinbruch erkauft. Kontroverse neue Services wie unlimitiertes Musik-Streaming (ohne Datenvolumenbegrenzung) dürften kaum ausreichen, um das Unternehmen wieder auf nachhaltigen Erfolgskurs zu setzen. Hürden für M & ADie Perspektiven für M & A werden dadurch getrübt, dass die EU-Kommission zuletzt wieder eine sehr kritische Haltung gegenüber Zusammenschlüssen von Wettbewerbern innerhalb eines Marktes angenommen hat. Ein strategischer Investor, der von außen käme, fände sich in der gleichen unbequemen Position wieder wie T-Mobile NL jetzt schon. Ähnliches gilt für Finanzinvestoren, die gleichwohl bereits Interesse gezeigt hatten. Allerdings konnten deren Gebote – die Rede war 2016 von 3 Mrd. Euro – den Ansprüchen der Telekom damals nicht genügen.