KPN will von Mexikanern höheren Preis

2,65 Euro je Aktie angestrebt - Vorstand pocht auf Neubewertung nach E-Plus-Verkauf - Gebot bei 2,40 Euro

KPN will von Mexikanern höheren Preis

hei Frankfurt – Unmittelbar vor der heute stattfindenden außerordentlichen Hauptversammlung, die über den Verkauf der deutschen Tochter E-Plus an Telefónica Deutschland abstimmen soll, versucht KPN die eigene Haut so teuer wie möglich zu Markte zu tragen. Das Management unter Konzernchef Eelco Blok, das mit dem Mexikaner Carlos Slim über Kreuz lag, seit dieser mit seinem Telekomriesen América Móvil im Mai vergangenen Jahres bei KPN eingestiegen ist und sukzessive auf knapp 30 % erhöht hat, fordert einen Nachschlag auf das von Slim angekündigte Übernahmegebot für das gesamte Unternehmen.Der Mexikaner will noch im Oktober eine offizielle Offerte über 2,40 Euro je Aktie für den niederländischen Telekomkonzern ohne E-Plus vorlegen. Die KPN-Führung argumentiert, dass der Preis nicht den steuerlichen Vorteilen Rechnung trägt, die das Unternehmen noch über Jahre aus dem Verkauf von E-Plus ziehen will. Die Transaktion geht mit einem Buchverlust von 3,7 Mrd. Euro einher, der KPN Steuerzahlungen in den Niederlanden für Jahre ersparen soll. Daraus errechne sich ein Wert von 2,65 Euro je Aktie, heißt es nun in Den Haag. Druck der StiftungErst nach langem Zögern haben das KPN-Board und der mexikanische Großaktionär an einen Tisch gefunden, um eine formale Merger-Vereinbarung auszuhandeln, die die Zukunft von KPN, der Mitarbeiter und gegebenenfalls von Minderheitsaktionären regeln soll. Gespräche kamen schließlich auf Druck der KPN-Stiftung zustande, nachdem diese eine Giftpille in Gestalt von neu emittierten Vorzugsaktien eingesetzt hatte.América Móvil, die dem Verkauf von E-Plus nur zähneknirschend und nach einer nochmals erhöhten Offerte von Telefónica zugestimmt hatte, lehnt eine Aufstockung des Angebots für die restliche KPN ab. Die Mexikaner begründen dies mit dem weiter wachsenden Wettbewerbsdruck in den Niederlanden, insbesondere im Mobilfunk, wo nun mit Tele2 und dem Kabelnetzbetreiber Ziggo weitere Konkurrenten am Start sind. Ziggo, künftig unter Leitung von René Obermann – aktuell Chef der Deutschen Telekom -, will ihr Geschäft auf ein sogenanntes “4 Play” (Bündelangebot von TV, Internet, Festnetz- und Mobilfunktelefonie) ausweiten, um Wachstumsmöglichkeiten zu erschließen. Tele2 ist ebenfalls für eine preisaggressive Strategie bekannt.Das Mobilfunkgeschäft von KPN war in den vergangenen zwei Jahren eingebrochen und damit maßgeblich für den Wertverfall der KPN-Aktie verantwortlich. Deren Kurs ist in zweieinhalb Jahren von 10 auf unter 2 Euro abgesackt. Erst die Übernahmepläne von Slim stabilisierten die Notierung knapp unter 2,40 Euro. Gestern lag der Kurs bei 2,36 Euro.