Krankenhäuser fürchten Rekord-Insolvenzjahr
Krankenhäuser erwarten mehr Insolvenzen
Drei von vier Kliniken rechnen 2023 mit einem Fehlbetrag – Pessimistische Prognose
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft stellt sich für 2024 auf deutlich steigende Insolvenzzahlen ein. Aktuelle Daten des Krankenhaus-Barometers zeigen, dass sich viele Kliniken in einer finanziell angespannten Lage befinden. Bereits im laufenden Jahr erwarten drei von vier einen Jahresfehlbetrag.
sar Frankfurt
Die wirtschaftliche Situation vieler Krankenhäuser in Deutschland wird immer prekärer. Das ist ein Ergebnis des Krankenhaus-Barometers 2023 des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI). An der schriftlichen Befragung von Allgemeinkrankenhäusern ab 100 Betten in Deutschland haben sich insgesamt 388 Kliniken beteiligt.
Dabei zeigt sich, dass die wirtschaftliche Situation von Jahr zu Jahr schwieriger wird: Die Zahl der Kliniken, die nach ihrer Gewinn-und-Verlust-Rechnung einen Jahresfehlbetrag erwirtschafteten, lag 2021 bereits bei 43%. Im vergangenen Jahr verzeichnete bereits mehr als die Hälfte der teilnehmenden Kliniken einen Fehlbetrag, in diesem Jahr werden es voraussichtlich sogar 78% sein. Nur noch 7% der Kliniken erwarten für das laufende Jahr einen Überschuss. Im Vorjahr hatte zumindest noch jedes dritte Haus ein positives Ergebnis erzielt, 2021 waren es noch 44%.
Preissteigerungen treffen Krankenhäuser
Negativ haben sich die Preissteigerungen für Energie, Medizinbedarf sowie Gehälter auf die Liquiditätssituation ausgewirkt. Jedes zweite Krankenhaus spürt durch die gestiegenen Preise sehr starke Folgen, weitere 43% fühlen sich „eher stark“ betroffen. Die politischen Hilfsmaßnahmen wie Preisbremsen für Gas und Strom bezeichnen nur 16% als eher positiv, 41% finden sie eher unbefriedigend, der Rest ist geteilter Meinung.
Nur 4% der teilnehmenden Kliniken haben laut Krankenhaus-Barometer die Hoffnung, dass sich ihre wirtschaftliche Lage 2024 verbessern wird. 71% der Krankenhäuser rechnen dagegen mit einer weiteren Verschlechterung, 25% erwarten eine gleichbleibende Lage.
Viele Kliniken unterfinanziert
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) sieht eine „negative Dynamik, die es so in den letzten Jahrzehnten nicht gegeben hat“, erklärt der Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß. Die aktuellen Werte seien die schlechtesten Werte seit Einführung des Krankenhaus-Barometers im Jahr 2000.
Derzeit verzeichne die DKG mehr Insolvenzen als üblich. „Das Jahr 2024 droht ein Rekord-Insolvenzjahr zu werden“, fürchtet Gaß. Im laufenden Jahr gab es laut DKG bislang fast 40 Insolvenzen. 2024 könnte sich diese Zahl „wegen der absehbar starken Personalkostenentwicklung“ noch verdoppeln, so die Prognose.
Gaß beklagt eine anhaltende Unterfinanzierung von Kliniken. Nahezu kein Krankenhaus könne die Ausgaben noch aus den laufenden Einnahmen decken. „Kliniken dürfen ihre Preise nicht eigenverantwortlich an die Inflation anpassen, haben aber dieselben erhöhten Ausgaben wie alle anderen Wirtschaftszweige“, erklärt Gaß. Diese Schieflage führe vermehrt zu Insolvenzen und Schließungen. Bis zum Ende des laufenden Jahres fehlen den Kliniken nach DKG-Berechnungen insgesamt etwa 10 Mrd. Euro. Die DKG fordert, Psychiatrieentgelte und Landesbasisfallwerte vor dem Hintergrund der hohen Inflation anzupassen. Die geplante Krankenhausreform beinhalte zwar „auch einige positive Elemente, sie beseitigt aber nicht die strukturellen Defizite“, heißt es bei dem Verband.
Zu wenig Pflegepersonal
Angespannt bleibt die Lage auch bei der Suche nach Personal. 92% der teilnehmenden Kliniken erwarten dem Krankenhaus-Barometer zufolge, dass die Zahl der Pflegefachkräfte, die ihnen in den kommenden drei Jahren zur Verfügung stehen, unter dem eigentlichen Bedarf liegen wird. Bei Auszubildenden glauben dies 84%.
Eine stärkere Digitalisierung soll die Patientenversorgung verbessern, doch es gibt Umsetzungsschwierigkeiten. 81% der Kliniken berichten über Lieferschwierigkeiten und fehlende Kapazitäten bei Herstellern und Partnern (Mehrfachnennungen möglich). Jeweils 69% beklagen Verzögerungen in der Beschaffung und einen internen Personalmangel im IT-Bereich.
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