Glencore und Rio Tinto haben wohl über Fusion gesprochen
In die Rohstoffbranche kommt wieder Bewegung: Die beiden Konzerne Glencore und Rio Tinto haben offenbar einen Zusammenschluss ausgelotet. Vertreter beider Unternehmen hätten darüber gesprochen, ob sie ihre Geschäfte zusammenlegen sollten, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstagabend unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Es sei nicht klar, ob die Gespräche derzeit noch laufen. Die „Financial Times“ (FT) hat dagegen von Insidern erfahren, dass die Verhandlungen zu keinem Ergebnis geführt haben. Demnach haben die ersten Gespräche bereits im Oktober stattgefunden.
Die Unternehmen wollten die Informationen gegenüber Bloomberg und der britischen Zeitung nicht kommentieren. Dem Blatt zufolge waren die Auslotungen im Zuge der gescheiterten Übernahme von Anglo American durch die BHP Group aufgekommen. Diese habe die Konkurrenten zum Überdenken strategischer Optionen bewegt.
Strategischer Blick auf Lithium und Kupfer
In der Rohstoffbranche ist ein Rennen entbrannt, wer für den Umbau der Energiewirtschaft und die Dekarbonisierung am besten aufgestellt ist. Unter anderem geht es um die Marktposition bei Lithium und Kupfer. Glencore und Rio Tinto haben beide große Kupferminen. Rio Tinto macht aber immer noch einen großen Teil seiner Gewinne mit Eisenerz, Glencore ist noch stark im Geschäft mit Kohle engagiert. Der Boom bei Eisenerz der vergangenen Jahre steht und fällt vor allem mit dem Stahlverbrauch in China, das wirtschaftlich nicht mehr so stark wächst wie früher. Kohle verliert als Energieträger mit dem weltweiten Ausbau Erneuerbarer Energien tendenziell an Bedeutung.
De facto wäre ein Zusammenschluss der beiden Rohstoffriesen eine Übernahme von Glencore durch Rio Tinto. Letzterer ist der weltweit zweitgrößte Bergbaukonzern nach BHP mit einem Börsenwert von umgerechnet rund 103 Mrd. Dollar. Glencore kommt auf eine Marktkapitalisierung von umgerechnet gut 55 Mrd. Dollar.
Die Aktien von Glencore gewannen am Freitag in London nach dem Handelsstart rund 2% auf 377,60 Pence. Rio-Tinto-Papiere legten um 0,9% auf 4.975 Pence zu. Am Vorabend waren die in New York gehandelten Papiere von Glencore nach Veröffentlichung des Bloomberg-Berichts noch um bis zu 9% gestiegen.