Kretinsky lässt sich bei Metro Zeit
Gut Ding braucht Weile. Getreu diesem Motto verfährt Daniel Kretinsky, seit Sommer neuer Großaktionär des Lebensmittelhändlers Metro. Hatte er angekündigt, eine Vertretung im Aufsichtsrat anzustreben, lässt der Investor jetzt die erste sich bietende Chance tatenlos verstreichen. Von Annette Becker, DüsseldorfGanz so eilig wie zunächst vermutet hat es Daniel Kretinsky, der neue Großaktionär der Metro, dann doch nicht. Nachdem sich der Tscheche im Sommer über seine Investmentgesellschaft EP Holding (EPH) bzw. EP Global Commerce ein Aktienpaket an dem Lebensmittelhändler von knapp 11 % zusammengekauft hat, scheint sein Interesse an dem Handelskonzern inzwischen abgekühlt zu sein. Zumindest lässt es Kretinsky – anders als noch im Oktober signalisiert – mit einer Vertretung im Aufsichtsrat langsam angehen. Und das, obwohl die Amtszeit von drei Aufsichtsratsmitgliedern der Kapitalseite bei der Metro mit der Hauptversammlung am 15. Februar endet.Raum für die Entsendung eines eigenen Vertreters wäre also vorhanden. Kretinsky aber greift die Gelegenheit nicht beim Schopf. Stattdessen werden Fredy Raas, Eva-Lotta Sjöstedt und Alexandra Soto zur Wiederwahl für eine neue Amtszeit vorgeschlagen, wie aus der Einladung der Metro zum Aktionärstreffen hervorgeht. Raas vertritt im Kontrollgremium die Interessen der Beisheim Holding, die mit 6,6 % beteiligt ist. Die ehemalige Karstadt-Chefin Sjöstedt sowie die Investmentbankerin von Lazard, Soto, gelten als unabhängige Kontrolleure.Wer vermutet, Metro widersetze sich dem Ansinnen des inzwischen drittgrößten Einzelaktionärs, sieht sich jedoch getäuscht. Vielmehr hat es der Tscheche, der sich den Zugriff auf weitere gut 20 % an Metro via Optionsvereinbarungen gesichert hat, nach Informationen der Börsen-Zeitung gar nicht versucht, einen Vertrauten im Kontrollgremium unterzubringen. Zu viele andere Dinge soll der Investor mit diversen Deals derzeit um die Ohren haben. Real auf VerkaufslisteTatsächlich machte Kretinsky, der hierzulande bis zu seinem Einstieg bei Metro allenfalls mit seinen Investments in Braunkohle-Assets in Ostdeutschland einschlägig bekannt war, zuletzt anderweitig von sich reden. So stieg er im Oktober bei der französischen Tageszeitung “Le Monde” ein. Ende des Jahres trat EPH dann in Exklusivverhandlungen über den Kauf des Frankreichgeschäfts von Uniper ein.Doch worauf wartet Kretinsky, der in dem Lebensmittelhändler nach eigenem Bekunden riesiges Potenzial ausmacht? Macht der tschechische Milliardär die Aufstockung seines Aktienpakets vom Verkauf der SB-Warenhaustochter Real abhängig? Diesen hatte Metro-Chef Olaf Koch kurz nach dem Einstieg Kretinskys auf den Weg gebracht. In spätestens sechs Monaten soll der Verkauf über die Bühne gebracht sein, hatte Koch im Dezember ankündigt.Faktisch hat Kretinsky noch einige Monate Zeit, um die Optionen zu ziehen. Vom Familienkonzern Haniel hatte Kretinsky Ende August ein Aktienpaket von 7,3 % erworben und sich zugleich eine Kaufoption auf die restlichen 15,2 % einräumen lassen. Keine vier Wochen später wurde sich Kretinsky auch mit Ceconomy handelseinig und kaufte in einem ersten Schritt ein Metro-Paket von 3,6 %. Den Zugriff auf die restlichen 5,4 %, die Ceconomy ohne steuerliche Nachteile verkaufen kann, sicherte sich der Investor ebenfalls über eine Put-Call-Vereinbarung.Beide Optionsvereinbarungen haben dem Vernehmen nach eine Laufzeit von sechs Monaten, hinzu kommt eine Verlängerungsoption von drei Monaten. Entsprechend bleibt Zeit bis Mai. Erst dann dürfte das Thema der Vertretung im Aufsichtsrat virulent werden, dürfte sich Haniel nach der vollständigen Trennung von Metro doch auch aus dem Aufsichtsrat zurückziehen. Für den noch immer größten Einzelaktionär sitzt derzeit Haniel-Finanzchef Florian Funck im Kontrollgremium. 15 Euro je AktieErst mit dem Kauf aller Anteile überschreitet der Investor die 30-Prozent-Schwelle, was die Abgabe eines Pflichtangebots auslöst. Preislich wäre Kretinsky an den Betrag gebunden, den er an Haniel bzw. Ceconomy entrichtete. Zwar haben alle Vertragsparteien Stillschweigen zu den Konditionen vereinbart, doch lässt sich aus Angaben von Ceconomy ableiten, dass der Tscheche gut 15 Euro je Metro-Aktie zahlte. Denn der Verkauf der ersten Tranche von 3,6 % bescherte Ceconomy im abgelaufenen Geschäftsjahr (30. September) einen Buchgewinn von Pi mal Daumen 60 Mill. Euro. Da Ceconomy das Metro-Paket zum 30. Juni auf 10,59 Euro je Aktie abgeschrieben hatte, ergibt sich pro Aktie ein Buchgewinn von mehr als 4,50 Euro. Kurse von mehr als 15 Euro hatte Metro zuletzt im März 2018 gesehen – weit vor dem Einstieg Kretinskys.Dieser hat sich bislang nur vage zu seinen Motiven geäußert und erklärt, noch mehr Detailkenntnisse zu benötigen, um das weitere Vorgehen zu bestimmen. Zumindest aber bescheinigte er Metro eine massive Unterbewertung der Aktie.