Einzelhandel

Kretinsky vor Übernahme des Einzelhändlers Casino

Der Rückzieher des Investorentrios Niel, Pigasse und Zouari macht den Weg frei für das Restrukturierungsangebot von Daniel Kretinsky. Er könnte einen ehemaligen Metro-Manager holen, um Casino wieder flott zu machen.

Kretinsky vor Übernahme des Einzelhändlers Casino

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Metro-Aktionär Kretinsky vor Übernahme von Casino

3F-Konsortium verzichtet auf aktualisiertes Angebot – Zustimmung der Gläubiger und des Verwaltungsrates erwartet

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Gesche Wüpper, Paris

Das Schicksal des stark verschuldeten Einzelhandelskonzerns Casino dürfte sich in den kommenden Tagen entscheiden. Nach dem Rückzug des Konsortiums 3F aus dem Bieterprozess wird erwartet, dass der Verwaltungsrat und die Gläubiger von Casino dem Restrukturierungsangebot des Metro-Mehrheitsaktionärs Daniel Kretinsky zustimmen würden.

Für den Ende 2022 mit 6,4 Mrd. Euro verschuldeten Einzelhändler drängt die Zeit, da er bis zum 27. Juli eine Grundsatzeinigung mit seinen Gläubigern erzielt haben muss. Das Handelsgericht Paris hatte Ende Mai ein Schlichtungsverfahren für ihn eingeleitet. In Erwartung einer Mitteilung war die Casino-Aktie Montag an der Börse von Paris vom Handel ausgesetzt.

Kretinsky hatte, unterstützt von Marc Ladreit de Lacharrière, zunächst eine Kapitalspritze von 1,35 Mrd. Euro geboten. Das am Wochenende überarbeitete Angebot sieht nur noch 1,2 Mrd. Euro vor, von denen 900 Mill. Euro von dem Investorenduo stammen soll. Sie wollen jetzt die Gläubiger stärker einbinden. Der Fonds Attestor sowie die Davidson Kempner und Farallon hätten als erste zugestimmt, hieß es in Paris.

Der tschechische Geschäftsmann hält über Vesa Equity Investment bereits 10% des Casino-Kapitals, Ladreit de Lacharrière 2,7%. Bisheriger Hauptaktionär ist Ralley, die Holding von Noch-Konzernchef Jean-Charles Naouri. Sie hält bislang 40,6%. Sollte er Hauptaktionär von Casino werden, sei klar, dass Naouri nicht Chef bleiben könne, sagte Kretinsky zu “Les Echos”. Laut der Wirtschaftszeitung will er den früheren Metro-Manager Philippe Palazzi und den ehemaligen Franprix-Chef Jean-Paul Mochet holen, um Casino wieder flott zu machen.

Das Konsortium 3F hatte Sonntag überraschend mitgeteilt, doch kein verbessertes Angebot für den Einzelhändler vorlegen zu wollen. Die Holding von Xavier Niel, Matthieu Pigasse und Moez-Alexandre Zouari wirft Casino vor, ihr keinen Zugang zu detaillierten Finanzinformationen gewährt zu haben – vor allem was den Bedarf an liquiden Mitteln und die für 2023 erwarteten Ergebnisse angehe. Das Prozedere sei verzerrt gewesen, da sich Casino offenbar bereits für einen Investoren entschieden habe, beklagte sie. Das Konsortium wirft zudem dem Investmentfonds Attestor vor, zum Gegenangebot Kretinskys beigetragen, gleichzeitig aber weiterhin an Sitzungen von 3F teilgenommen zu haben.

Gewerkschaftsvertreter reagierten erleichtert auf den Rückzieher des Investorentrios. “Wir sind beruhigt, denn wir wollten keine Geierfonds”, sagte Thomas Mayer von der Gewerkschaft UNSA zu AFP. Das Projekt Kretinskys klinge auf dem Papier verführerisch, doch man bleibe wachsam.

Andere Gewerkschaften sind misstrauischer. Sie fürchten, dass der Metro-Großaktionär, der in ihren Augen ein Opportunist ist, Casino nach ein paar Jahren fallen lassen könnte. Casino beschäftigt allein in seiner Heimat 50.000 Mitarbeiter, weshalb die französische Regierung das Dossier sehr genau verfolgt.

Beobachter glauben, dass Kretinsky schon bald größere Supermärkte von Casino verkaufen könnte, da er vor allem an den Nachbarschaftsformaten der Ketten Monoprix, Franprix und Naturalia interessiert sei. Casino hatte gerade gewarnt, dass sein Umsatz im ersten Halbjahr um 8,9% auf schätzungsweise 3,6 Mrd. Euro vor Steuern gesunken sein dürfte. Die Verkäufe der großen Supermärkte der Kette Casino sind um 14 bis 17% eingebrochen, während sich Monoprix, Franprix und Naturalia positiv entwickelten.

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