Kreuzfahrtreedereien legen gemeinsam ab
wb Frankfurt – Norwegian Cruise Line (NCL), die Nummer 3 der weltweiten Kreuzfahrtreedereien, steigt ins Premium- und Luxussegment ein. Die seit 2013 an der Nasdaq in New York notierte US-Gruppe mit einer Marktkapitalisierung von 6,8 Mrd. Dollar übernimmt den deutlich kleineren Rivalen Prestige Cruises International mit seinen Nobelmarken Oceania Cruises und Regent Seven Seas Cruises. Die Bewertung liegt inklusive Schulden bei 3 Mrd. Dollar.An der Positionierung als Nummer 3 der globalen Branche ändert sich nichts. Dazu ist der Abstand von Norwegian zu den Marktführern Carnival Cruises – in Europa für Costa und Aida bekannt – und Royal Caribbean zu groß und Prestige Cruises mit 1 % Weltmarktanteil zu klein.Strippenzieher der Transaktion ist der amerikanische Finanzinvestor Apollo, der 2007 die Hälfte an Norwegian erworben sowie sich 100 % an Oceana Cruises zugelegt hatte. Apollo kaufte damals von Carlson Companies auch das Kreuzfahrtunternehmen Regent, das von Prestige verwaltet wird, die als Holding Apollo gehört. Nach dem Börsengang von Norwegian Anfang vorigen Jahres hält Apollo noch 20 % an NCL. Seit dem IPO hat die Aktie 75 % zugelegt, sie zog auch gestern kräftig an. Apollo hatte im Januar versucht, Prestige an der Börse vor Anker gehen zu lassen, dürfte nun mit dem Verkauf aber eine höhere Bewertung einfahren.NCL fasst als Holding verschiedene Töchter zusammen, die derzeit 13 Schiffe betreiben. Haupteigner sind Genting Hong Kong sowie Apollo und TPG. Norwegian will den Deal mit vorhandenem Cash, neuen und bestehenden Kreditlinien und der Emission von 20,3 Millionen Aktien finanzieren. Barclays sowie J.P. Morgan und Deutsche Bank beraten NCL und stellen die Fremdfinanzierung. UBS steht Prestige zur Seite.Die Wettbewerber Carnival und Royal Caribbean hatten sich mit den Marken Princess Cruises und Seabourn beziehungsweise Celebrity und Azamara Club ebenfalls dem Premiumsegment zugewandt. Die Branche boomt, hat aber mit Unfällen und Havarien wie dem Unglück der Costa Concordia Imageschäden erlitten. Inzwischen ist Kreuzfahren Massenprodukt, die Anbieter werben mit Discounts um Kunden. Das Luxussegment floriert mit höherer Rendite. Im vorigen Jahr buchten fast 6,4 Millionen Europäer eine Kreuzfahrt, 4 % mehr als zuvor. Die Zahl der Passagiere aus Deutschland stieg um gut 9 % auf 1,69 Millionen. Die Branche wächst weiter, da die aufstrebende Mittelschicht in China und Indien stärker in See stechen dürfte.Royal Caribbean, Carnival und Norwegian decken zusammen vier Fünftel der nordamerikanischen Kreuzfahrtpassagierkapazität ab. Norwegian hat zwar norwegische Wurzeln – gegründet 1966 als Norwegian Caribbean Lines von der Klosters Reederei in Oslo -, ist aber längst ein US-Unternehmen mit asiatischem Gesellschafter.Branchenprimus Carnival hatte schon 1989 die Holland America Line übernommen. Inzwischen zählen Costa und andere dazu. Der Übernahmeversuch von Royal Caribbean wurde 2003 mit dem Kauf der damaligen Nummer 3, Princess, abgeweht. Zu Carnival gehört auch Aida Cruises. Royal Caribbean machte Anfang der siebziger Jahre die Leinen los, kaufte Celebrity Cruises und gründete neue Töchter. Seit 2009 hält sie 50 % an einem Kreuzfahrt-Joint-Venture mit Tui.