Umfrage

Krieg gegen die Ukraine drückt Gewinn­erwartungen

Der Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine belastet deutsche Unternehmen laut einer Studie stärker als die Corona-Pandemie. Von den direkten und indirekten Folgen sind nun auch weit mehr Branchen betroffen.

Krieg gegen die Ukraine drückt Gewinn­erwartungen

kro Frankfurt

Der Krieg in der Ukraine sorgt bei deutschen Unternehmen laut einer Studie für noch mehr Pessimismus als die Corona-Pandemie. Die erwarteten Umsätze, Gewinne und Investitionen sind unmittelbar nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine auf einen Tiefstand eingebrochen und liegen somit unter dem Niveau der letzten Lockdowns, wie aus dem jüngsten German Business Panel (GBP) der Universität Mannheim hervorgeht.

In der monatlichen Erhebung werden mehr als 800 Unternehmen zu ihrer aktuellen wirtschaftlichen Situation und zu ihren geschäftlichen Aussichten für das laufende Jahr befragt. Dabei war zu Jahresbeginn noch eine deutlich verbesserte Stimmung der Teilnehmer zu beobachten. Bis zum 24. Februar entwickelten sich sämtliche Indikatoren trotz weiter anziehender Corona-Infektionszahlen positiv. Die Autoren der Studie um den wissenschaftlichen GBP-Projektleiter Jannis Bischof führen dies auf die Hoffnung auf ein Ende der Pandemiemaßnahmen und somit auf eine Rückkehr zum regulären Geschäftsbetrieb zurück.

Doch mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine, den westlichen Sanktionen und den daraus resultierenden direkten und indirekten Folgen z. B. für die Energiepreise und Lieferketten rechnet nun fast jedes zweite Unternehmen (knapp 44 %) mit finanziellen Belastungen. Ein gutes Drittel kann noch nicht abschätzen, wie stark der Geschäftsbetrieb dadurch beeinträchtigt wird. Im Durchschnitt stellen sich diese Firmen laut der Studie aber auf einen Gewinneinbruch von gut einem Fünftel ein. Nur 19 % schließen negative finanzielle Folgen für ihr Geschäft derzeit aus.

Anders als in der Corona-Pandemie, unter der nur ganz bestimmte Branchen besonders gelitten hatten, sind von den aktuellen Entwicklungen nun auch mehr Branchen betroffen. So ist die Ausfallwahrscheinlichkeit nach Ausbruch des Krieges vor allem im verarbeitenden Gewerbe deutlich angestiegen − in der Coronakrise war der Sektor noch vergleichsweise glimpflich davongekommen. Auch in der Bauindustrie rechnen die Firmen jetzt häufiger mit Ausfällen. Am höchsten ist das Risiko nach wie vor in jenen Bereichen, die schon durch Corona stark unter die Räder gekommen waren, wie das Gastgewerbe oder die Gastronomie.

Mit 63 % bewertet die Mehrheit der Unternehmen die Sanktionen gegen Russland trotz allem als eher positiv oder sehr positiv. Immer mehr Firmen ziehen denn auch seit dem 24. Februar die Reißleine und stoppen ihre Geschäfte in Russland. Wer dennoch daran festhält, sollte dies aus Sicht von Projektleiter Bischof nachvollziehbar begründen können. „Je weniger opportunistisch es nach außen erscheint, die Geschäfte in dem Land fortzuführen, desto stärker lässt sich ein Imageschaden vermeiden“, so der Ökonom. Es komme auch sehr darauf an, wer die Kundengruppe ist. „Im Einzelhandel, wo die Unternehmen nahe am Endverbraucher agieren, besteht ein höheres Risiko für eine negative Außenwirkung. Wenn ich jedoch hauptsächlich Firmenkunden habe, dann wird sicherlich auf Kundenseite ein größeres Verständnis für solche unternehmerischen Zwänge aufgebracht werden.“

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.