Krise trifft Ceconomy zur Unzeit

Ringen um KfW-Kredit - Moody's senkt den Daumen - In Deutschland 20 000 Beschäftigte in Kurzarbeit

Krise trifft Ceconomy zur Unzeit

Ceconomy bekommt die Auswirkungen der Viruskrise schon im zweiten Geschäftsquartal zu spüren. Im Zeitraum Januar bis März ging der Umsatz nach vorläufigen Zahlen um 6,6 % zurück, das bereinigte operative Ergebnis ist mit 131 Mill. Euro dunkelrot. Vorsorglich wurde ein Betriebsmittelkredit bei der KfW beantragt.Von Annette Becker, KölnEigentlich wollte Ceconomy im März dieses Jahres endlich durchstarten. Mit einem Zeitverzug von drei Monaten sollte Analysten und Investoren auf einem Kapitalmarkttag die Zukunftsstrategie präsentiert werden. Daraus wird angesichts des sich ausbreitenden Coronavirus nichts. Nachdem Ceconomy die Prognose schon am 18. März kassierte, geben vorläufige Zahlen für den Zeitraum Januar bis März einen ersten Einblick in die Tragweite der Ladenschließungen. Konnte der Umsatz im Januar und Februar noch um 3,7 % gesteigert werden, liegen die Erlöse nach drei Monaten um 6,6 % unter dem Vorjahreswert. Operativ wird ein Verlust geschrieben.Die Sicherung des Geschäfts und der Liquidität hat Vorrang, dennoch soll die Transformation des Geschäftsmodells beschleunigt werden. Mit einem Bankenkonsortium – darunter die Deutsche Bank – und der KfW befindet sich Ceconomy als Obergesellschaft der Elektronikhandelsketten Media Markt und Saturn in Gesprächen über eine Kreditlinie als Betriebsmittelrahmen. Dem Vernehmen nach geht es um ein Volumen von 2 Mrd. Euro.Ceconomy befindet sich dabei in guter Gesellschaft. Der Sportartikelhersteller Adidas hatte als eines der ersten deutschen Unternehmen Anfang der Woche einen Konsortialkredit von 3 Mrd. Euro erhalten, davon 2,4 Mrd. Euro von der KfW, und auch Puma steht mit der Förderbank in Verhandlungen.Dass Ceconomy von der Krise hart getroffen wird, verwundert wenig, schließlich sind knapp 90 % des europaweiten Ladennetzes von den behördlich angeordneten Schließungen betroffen. Nur in Schweden, den Niederlanden und Polen sind die Unterhaltungselektronikmärkte geöffnet. In Deutschland sind seit Mitte März alle Märkte zu, allein hierzulande befinden sich 20 000 Beschäftigte in Kurzarbeit. Die Mietzahlungen für die Märkte wurden im April ausgesetzt. Erschwerend kommt hinzu, dass große Sportereignisse wie die Olympischen Spiele und die Fußball-Europameisterschaft, die der Handelskette üblicherweise eine Sonderkonjunktur verschaffen, ins nächste Jahr verschoben wurden.Diese Tatsachen nahm Moody’s zum Anlass, das Rating von Ceconomy zurückzustufen. Neuerdings verfügt die aus der Aufspaltung der Metro Group hervorgegangene Ceconomy mit “Ba1” nur noch über eine Bonität auf Ramsch-Niveau. Zudem bleibt der Ausblick negativ, da die Krise nicht nur die Profitabilität und die Cash-flow-Generierung im laufenden Turnus unter Druck setzt. Die Bonitätswächter haben auch Zweifel, ob Ceconomy die Margen in den nächsten zwölf bis 18 Monaten nachhaltig verbessern kann. Auf der Habenseite könne Ceconomy aber zumindest verbuchen, über eine gute Liquiditätsposition zu verfügen. Diese sollte ausreichen, um eine längere Durststrecke mit niedrigen Umsätzen und negativen Free Cash-flows zu überdauern, urteilt Moody’s.Angesichts der starken Zyklizität im Working Capital ist Ceconomy auf einen großen Liquiditätspuffer angewiesen. In der Folge dürfte auf absehbare Zeit keine Dividende fließen. Dabei hatte Interims-CEO Bernhard Düttmann im Februar noch betont: “Das Ausbleiben der Dividende soll kein Dauerzustand sein.” Die Investoren haben derweil ihr Urteil gefällt: Der SDax-Wert ist auf dem besten Weg, zum Penny Stock zu werden. Das 52-Wochen-Tief wurde Mitte März bei 1,67 Euro geschrieben, am Freitag verließ die Aktie den Handel mit 2,12 Euro.Immerhin gibt es mit den Mitte der Woche beschlossenen Lockerungen zu Ladenöffnungen zumindest in Deutschland einen Silberstreif am Horizont. Zwar verfügen alle Standorte nach Angaben eines Sprechers von Media-Saturn über eine größere Verkaufsfläche als 800 Quadratmeter, doch wird im Gespräch auf Bundes- und Länderebene nach Auswegen gesucht. Es sei verständlich, dass die Regierung Menschenansammlungen in Innenstädten eindämmen möchte, sagt Florian Gietl, Deutschland-Chef der Handelskette. Doch gebe es zahlreiche Handelsflächen auf der grünen Wiese. “Das trifft auch auf rund die Hälfte unserer Märkte zu”, macht Gietl deutlich. Zusätzlich prüft Media-Saturn Möglichkeiten, in den Märkten vorübergehend kleinere Flächen abzutrennen, um die Flächenvorgabe einzuhalten.