Krisen bremsen Hugo-Boss-Kunden
bl Stuttgart – Die konjunkturelle Eintrübung und geopolitische Konflikte wie die Ukraine-Krise oder die Situation in Hongkong bremsen den Modekonzern Hugo Boss. Das schwäbische Unternehmen hat deshalb seine Jahresprognose nach unten korrigiert. Statt der bisher prognostizierten Umsatz- und Ertragszuwächse im hohen einstelligen Prozentbereich erwartet Hugo Boss nun nur noch ein Umsatzplus von 6 bis 8 % sowie eine Zunahme beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 5 bis 7 %.Der Aktienkurs des MDax-Unternehmens reagierte auf die Ankündigung mit einem Kursrutsch. Das Papier gab um 5 % auf 99,85 Euro nach. Analysten zeigten sich auch von den Zahlen des dritten Quartals enttäuscht. Denn das Unternehmen hatte noch vor zwei Wochen einen positiven Ausblick gegeben.Die Eintrübung sei in den letzten Wochen eingetreten, heißt es bei den Schwaben, deren Zuwächse vor allem aus dem bis vor kurzem recht dynamischen Geschäft in Europa sowie zweistelligen Erlössteigerungen aus dem konzerneigenen Einzelhandel stammen. Überdurchschnittlich gestiegene Vertriebs- und Marketingaufwendungen sowie eine gewisse Kaufzurückhaltung machten sich vor allem auf der Ertragsseite bemerkbar. Bei einem währungsbereinigten Erlöszuwachs von 9 % auf 717 Mill. Euro stieg das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) nur um 1 % auf 152 Mill. Euro. Unter dem Strich stand im dritten Quartal ein Überschuss von 114,7 Mill. Euro (plus 3 %).Überdurchschnittlich gut entwickelte sich die Damenlinie, deren Umsatzanteil aber unverändert bei etwa 11 % liegt. Der Ausbau der Position in Asien geriet etwas ins Stocken. Der dort erzielte Erlösanteil ging sogar von 13,8 auf 13,4 % zurück, während die Dominanz des Europa-Geschäfts noch zunahm. Mit 62,7 (i.V. 61,2) % stammten fast zwei Drittel der Erlöse aus Europa.Mit einer Eigenkapitalquote von 48,6 (46,5) % und einem freien Cash-flow von 105,2 (151,7) Mill. Euro steht Hugo Boss sehr solide da. Die Investitionen sind nach Fertigstellung eines neuen Verteilerzentrums um 44 % reduziert worden, was zur Reduzierung der Nettoverschuldung auf 153 (182) Mill. Euro beigetragen hat. Bis Jahresende sollen die Schulden ganz abgebaut werden.Analysten zeigten sich zwar von den Zahlen enttäuscht. Dennoch hob etwa die Commerzbank ihr Kursziel von 95 auf 98 Euro an. Andere Beobachter halten die Aktie, die inzwischen deutlich von ihrem Juli-Höchstwert von 114,95 Euro entfernt liegt, für überbewertet. Dies gilt umso mehr, als Großaktionär Permira seine Beteiligung in den letzten Jahren von 74 auf 39 % reduziert hat. Grundsätzlich gilt das Unternehmen jedoch als Wachstumswert innerhalb der Luxusgüterbranche.