Hauptversammlung

Kritik an Governance von Fresenius Medial Care

Bei der Aufsichtsratswahl des Dialysekonzerns Fresenius Medical Care bekam Gremienchef Dieter Schenk erheblichen Gegenwind zu spüren.

Kritik an Governance von Fresenius Medial Care

swa Frankfurt

Investorenvertreter haben sich auf der Hauptversammlung des Dialysekonzerns Fresenius Medical Care (FMC) kritisch zur Aufsichtsratsbesetzung geäußert. Das Gremium stand auf dem virtuellen Aktionärstreffen turnusgemäß zur Wahl. Hendrik Schmidt, Senior Research Analyst Corporate Governance des Vermögensverwalters DWS, monierte, der Aufsichtsrat verpasse mit seinen Wahlvorschlägen „leider eine gute Gelegenheit, eine überzeugende Nachfolgeplanung einzuleiten“. Schmidt hält es für ein Manko, dass der Dax-Konzern FMC keine gestaffelten Amtszeiten vorsieht. Dies hätte es aus Sicht des Fondsvertreters auch ermöglicht, einen Übergang im Aufsichtsratsvorsitz und im Vorsitz des Prüfungsausschuss einzuleiten.

Sonderfunktion im Gremium

Die vom Fresenius-Aufsichtsrat vorgeschlagene Einführung eines Lead Independent Director im Gremium wurde von Schmidt unterstützt als richtiger Schritt „zur Stärkung der gelebten Corporate Governance“. Die Position wird die Merck-Managerin Dorothea Wenzel übernehmen. Die Aufgabe in dieser Sonderfunktion ist es nach Darstellung von Aufsichtsratschef Dieter Schenk, besonders über die Interessen der außenstehenden Aktionäre zu wachen.

Die DWS hatte angekündigt, der Wahl von Schenk und dem einzig neu nominierten Kandidaten Gregory Sorensen nicht zustimmen zu wollen, da beide nach den Richtlinien der Fondsgesellschaft bereits zu viele Mandate wahrnehmen. Der US-Amerikaner Sorensen ist unter anderem im Aufsichtsrat von Siemens Healthi­neers.

DWS wollte den Aufsichtsrat insgesamt nicht entlasten, weil das Gremium darauf verzichtet habe, eine Regelzugehörigkeitsdauer festzulegen. „Die Regelzugehörigkeitsdauer ist für uns unter anderem ein wichtiges Element einer kontinuierlichen Nachfolgeplanung, da sie die maximalen Mandatsdauern transparent macht und so dem Aufsichtsrat, den Aktionären und den weiteren Stakeholdern anzeigt, wann Wechsel stattfinden müssen“, hatte Schmidt im der schriftlich eingereichten Stellungnahme erläutert.

Bei einer Präsenz von 81,5% des Grundkapitals wurde der Aufsichtsrat dann aber mit 95,64% der Stimmen entlastet. Beträchtlichen Gegenwind bekam jedoch Aufsichtsratsvorsitzender Schenk zu spüren, der nur mit 76,85% der Stimmen wiedergewählt wurde. Der Anwalt ist seit 1996 in dem Gremium. Alle anderen Aufsichtsräte erhielten in der Wahl mehr als 90% der Stimmen.